Austria Special
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Österreichische Filmperlen und Kultproduktionen…
Geographisch
ist unser Nachbarland ja nur etwas größer als wir. Im Bereich Film und Serie
stehen sie Bayern eigentlich in fast nichts nach. Besonders in unserem
Bundesland erfreuen sich zahlreiche Produktionen aus Österreich großer
Beliebtheit und haben in vielen Fällen den gleichen Kultstatus erreicht wie
unsere heimischen Filme.
Ob bei
Amazon, Media Markt oder Saturn…sucht man nach bayerischen Titeln, stößt man
zwangsläufig auch auf „Made in Austria“. In Sachen Humor, Handlung und Kulisse
lassen sich viele Gemeinsamkeiten zu uns auch nicht von der Hand weisen. Mit der
österreichischen-deutschen Co-Produktion „Die Piefke Saga“ schlägt hier eine
gute Brücke.
Für uns
Grund genug ein kleines Special einzurichten, bei dem wir nur ein Paar Filme aus
Österreich aufführen wollen, die es geschafft haben sich auch bei uns im
kollektiven Gedächtnis einzubrennen und größtenteils ebenfalls Kultstatus
besitzen…
Serien
hier geht's zu den Filmen
Mundl - Ein echter Wiener
geht nicht unter (1975-79)
Ein echter Wiener geht nicht unter
ist der Titel einer 1975 bis 1979 vom ORF produzierten Fernsehserie von
Ernst Hinterberger in insgesamt 24 Folgen. Zur Zeit ihrer Erstausstrahlung
spaltete die Serie rund um die fiktive Arbeiterfamilie Sackbauer die
österreichische Nation. Die Reaktionen darauf reichten weit über die des
Fernsehpublikums hinaus und nach jeder Folge war der polternde Elektriker
Edmund „Mundl“ Sackbauer heiß diskutiertes Tagesthema. Beim ORF-Kundendienst
gingen damals unzählige „Zuschauerreaktionen von erboster Ablehnung“ –
insbesondere aus der dargestellten Arbeiterschicht – „bis zu begeisterter
Zustimmung“ ein. In späterer Zeit wurde Ein echter Wiener geht nicht
unter zur Kultserie und findet seither bei Wiederholungen immer wieder
fast ungeschmälerten Publikumserfolg.
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Kottan ermittelt (1976-85)
1974 schrieb
Helmut Zenker die erste Kriminalgeschichte um den Wiener Polizeimajor Adolf
Kottan. Als Hörspiel wurde diese Geschichte vom ORF-Landesstudio
Niederösterreich und dem SWF gemeinsam produziert und im Frühjahr 1976
gesendet. Im selben Jahr wurde vom ORF auch ein Fernsehspiel produziert (Hartlgasse
16a), das Kontroversen über die Art der Darstellung der Polizeiarbeit
hervorrief, vor allem seitens der Polizeigewerkschaft.
Die
Inszenierung und die Darstellerleistungen wurden gelobt und so wurde
schließlich eine ganze Serie in Angriff genommen. Bereits in den ersten
Folgen überwog das satirische Element, immer noch im Sinne einer Kritik am
Polizeialltag – im Gegensatz zu den späteren Phasen der Serie, die in erster
Linie slapstickhafte Elemente betonten. Die Regie führte bei allen Folgen
Peter Patzak. Ab 1980 wurde Kottan ermittelt auch im ZDF
ausgestrahlt.
Die Serie zeichnet sich durch zahlreiche Running Gags aus.
Einer davon ist, dass in mehreren Folgen ein anderer Verkehrsteilnehmer in
die geöffnete Fahrertür von Kottans Dienstwagen prallt. Wird Kottan als
„Inspektor“ angesprochen, antwortet er: „Inspektor gibt's kaan!“ (Inspektor
gibt es keinen), da er den Dienstgrad Major bekleidet. Reale österreichische
Medien kommen in Kottan ermittelt (meist) nicht vor. Das TV-Programm
wird durch eine Fernsehansagerin (gespielt von der tatsächlichen Ansagerin
Chris Lohner) geprägt, die gelegentlich das Programm kommentiert, sich an
die Zuschauer wendet und immer wieder skurrile Mitteilungen macht. Die durch
Buchrieser und Resetarits gespielten Kottans sehen in mehreren Folgen
Ausschnitte von älteren Kottan-Folgen im Fernsehen und regen sich über die
unmögliche Art auf, wie Polizeiarbeit im Fernsehen dargestellt werde, oder
sie rufen beim Sender an und beschweren sich über die Ausstrahlung „dieser
absoluten Schweinerei“. Tatsächlich hatten die Sender bei der
Erstausstrahlung ähnliche Zuschauerreaktionen erhalten, insbesondere bei den
ersten Folgen, als der satirische Charakter der Serie noch nicht so deutlich
war. In der 1981 erstmals im deutschen Fernsehen ausgestrahlten Episode
Kansas City lief im ersten Drittel die Laufschrift „Unbekannte
Flugobjekte bei Duisburg gelandet. Sondersendung nach diesem Beitrag…“ über
den Bildschirm. Dabei handelte es sich um einen Scherz von Patzak und Zenker
(analog zu H.G. Wells' Krieg der Welten). Die Stadt Duisburg wurde
wegen des damals populären Tatort-Kommissars Schimanski gewählt, der
dort seine Fälle löste. Der Ausstrahlung folgten die ZDF-Nachrichten, in
denen ein derartiger Vorfall nicht erwähnt wurde; danach gab es viele
Reaktionen deutscher Zuschauer, die bei der Polizei angerufen und teilweise
die Telefonnetze lahmgelegt haben. Es folgte eine Beschwerde beim ORF sowie
eine Entschuldigung seitens des Senders.
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Tohuwabohu (1990-98)
Tohuwabohu
war der Name einer Kabarett-Reihe des ORF von und mit Helmut Zenker.
In der von 1990 bis 1998
produzierten Reihe spielten viele österreichische Persönlichkeiten aus Film,
Fernsehen, Musik und Sport mit, unter anderem Vera Russwurm, Simone, Jazz
Gitti, Rainhard Fendrich, Chris Lohner, Andrea Honer, Ossy Kolmann, Heinz
Prüller, Christine Schuberth, Fritz Muliar, Gerhard Berger, Hansi Hinterseer,
Franz Suhrada, Tony Wegas, Sigi Maron, Günter Tolar und der Sänger Waterloo.
Ebenfalls traten etliche deutsche Künstler in der Reihe auf, so zum Beispiel
Mike Krüger, Max Grießer und Karl Dall.
Eine vor allem in späteren
Episoden wiederkehrende Gastrolle hatte der amerikanische Entertainer und
Showclown Jango Edwards.
Der titelgebende Name war auch
gleichzeitig Leitsatz des Konzeptes der Reihe: Tohuwabohu is a
Riesenschmarrn, des hat amoi gesagt werrn müssn. In jeder der gut
halbstündigen Folgen der Serie werden dem Zuschauer scheinbar wirr, wahl-
und ziellos nacheinander und in schneller Folge kurze Einspieler dargeboten.
Dabei handelt es sich um Sketche,
gespielte Witze, Outtakes, Versprecher, TV-Parodien, musikalische
Zwischenspiele, wie Musikvideos wirkende und von den Mitwirkenden
lippensynchron mitgesungene Lieder und Musikstücke, Verballhornungen
bekannter Lieder-, Film- und Buchtitel. Hierbei bedient sich die Serie
einiger Konzepte und Witze aus der von 1976 bis 1983 produzierten Serie
Kottan ermittelt. Außerdem begleiteten die Serie auch ad hoc eingeworfene
Wortfetzen, zum Beispiel der Ausruf "Aus!", der zumeist von Franz Suhrada in
Kombination mit einer typischen Handbewegung (offene Hand schloss sich zur
Faust) präsentiert wurde.
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Kaisermühlen Blues
(1992-99)
Schauplatz der Serie ist in erster
Linie Kaisermühlen, ein Bezirksteil des 22. Wiener Gemeindebezirks
Donaustadt. Die Handlung bildet das alltägliche Zusammenleben der Bewohner,
vor allem aus dem Wiener Arbeitermilieu, und deren Interaktion mit anderen
Gesellschaftsschichten ab. In den Folgen wurden häufig Themen und Probleme
des aktuellen politischen und gesellschaftlichen Geschehens wie
beispielsweise Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Toleranz aus
humanistischer Sicht behandelt. Sprachlich bedient sich die Serie stark des
Wiener Dialektes und dessen spezieller Ausdrücke mit oft rustikaler bis
vulgärer Wortwahl.
Das Drehbuch der Serie hat Ernst
Hinterberger verfasst. Die Musik wurde zum Teil beigesteuert von Roland
Neuwirth und seinen Extremschrammeln, die in einzelnen Folgen auch in
Erscheinung treten.
Als Darsteller dienen vor allem
viele bekannte österreichische Schauspieler und Kabarettisten.
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Wir sind Kaiser (2007-2010)
Wir sind Kaiser
ist eine satirische Talkshow des ORF, die zwischen 2007 und 2010 im Rahmen
von Donnerstag Nacht ausgestrahlt wurde. Über 3sat konnte die Sendung
auch in Deutschland und der Schweiz gesehen werden. Am Marktanteil gemessen,
war Wir sind Kaiser zwischen 2007 und 2010 die erfolgreichste
wöchentlich ausgestrahlte Eigenproduktion auf ORF 1. Seit Ende 2010 werden
vierteljährlich neue Spezialfolgen ausgestrahlt. Robert Palfrader spielt
Robert Heinrich I., die Karikatur eines österreichischen Kaisers, wobei
er rollengemäß im Pluralis Majestatis und von und mit Anderen in der dritten
Person Singular („er gehe dorthin...“; „was macht sie da?“) spricht. Er soll
dem Land, nach den enttäuschenden Leistungen der österreichischen Politik,
wieder den Glanz
monarchistischer
Zeiten zurückbringen. Unterstützt wird er von seinem
Obersthofmeister
Seyffenstein (Rudi
Roubinek
– er ist zusammen mit
Klaus Oppitz
auch Hauptautor der Sendung) und dem Diener Vormärz (FM4-Moderator
Rudi Schöllerbacher).
Ab den späteren Sendungen kommt auch ein zweiter Diener namens
Biedermeier (Florian
Perger)
vor. Des Weiteren existiert die Augenweide (Karin
Chvatal),
die Gespielin des Kaisers. Charakterisierend für beide Diener sowie die
Augenweide ist, dass diese in der Sendung fast nie sprechen. Die
Aufzeichnung der Sendungen fand vor Publikum im Großen Festsaal im
Haus der Industrie
am Wiener
Schwarzenbergplatz
statt. Die Show lief erfolgreich mit Spitzenquoten bis zu 28 Prozent
Marktanteil und gilt somit als eine der erfolgreichsten Sendungen seit der
Programmreform 2007.
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Braunschlag (2012)
Schauplatz der Handlung ist die fiktive Marktgemeinde
Braunschlag, gelegen im Waldviertel an der Staatsgrenze zu Tschechien.
Für den Bürgermeister Gerry Tschach ist es nicht einfach: Nach
einigen gescheiterten Geschäftsideen ist seine Gemeinde pleite, sodass nur
mehr ein Wunder helfen kann. Seine Ehe mit Herta Tschach ist am Ende
und seine Tochter Babs will mit ihrem windigen Freund Ronnie,
den sie aus Wien mitbringt, an sein Geld. Deshalb verbringt er die Nächte
bei seinem „unfruchtbaren Freund“ und Geschäftsvisionär Richard
Pfeisinger in dessen maroder Ortsdisco. Gemeinsam brüten sie
die Idee einer fingierten Marienerscheinung aus. Danach überschwemmen
Touristen den insolventen Ort, bringen den erhofften finanziellen Aufschwung
und Braunschlag beginnt wieder zu florieren. Doch bald entgleitet den
beiden trinkfreudigen Wundererfindern die Situation, die zunehmend
eskaliert: „…zwischen dem Wahnsinn der Einheimischen, dem Druck aus St.
Pölten, unlösbaren Eheproblemen und dem Vatikan“ wird das Wunder von
Braunschlag zum Albtraum.
Die Serie
erschien am 9. März 2012 auf DVD und erreichte innerhalb weniger Tage über
10.000 und bis Anfang September rund 15.000 verkaufte Einheiten der
3-DVD-Box. David Schalko begründete die ungewöhnliche Vermarktungsweise
u. a. mit dem „modernen Serienverhalten“ der Zuschauer: „Die Gruppe derer,
die Serien auf DVD schaut, ist kleiner, als jene, die im Fernsehen
zuschauen. Aber sie macht die Stimmung.“ Die
Presse schreibt
der Serie, anlässlich der Erscheinung der DVD-Box im März 2012, bereits im
Vorfeld das Potential zum Kultstatus zu. Auffallende Parallelen gibt es zu
der Mitte August 2012 in den österreichischen und deutschen Kinos
gestarteten Koproduktion Wer’s glaubt, wird selig des Bayerischen
Rundfunks: „Dörflich-katholische Bigotterie gepaart mit
kleinbürgerlich-deftiger Schlaubergermentalität: Was David Schalko mit
seiner ORF-Serie "Braunschlag" anhand eines kleinen niederösterreichischen
Dorfes durchexerziert hat, kommt nun in der bayerischen Version als
Spielfilm ins Kino. "Wer’s glaubt wird selig" nennt sich Marcus H.
Rosenmüllers skurrile Heimatkomödie.
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