Die Überführung "Die feuchte Ballade einer Freundschaft aus den
Jahren nach dem Ersten Weltkrieg" nennt Georg Lohmeier sein Fernsehspiel. Es
handelt sich um die zugleich skurrile wie tragische Geschichte zweier
Freunde, eines ländlichen Brauereibesitzers und eines Bauern.
Bild: BR/Sessner
In ihrem niederbayerischen Dorf haben sie schon gemeinsam die Schulbank
gedrückt und ihre Lausbubenstreiche ausgeheckt: der Brauereibesitzer
Schexbräu und der Bauer Martl. Später lagen sie dann zusammen auf der Höhe
279 im Wald von Avoncourt vor Verdun und sind als einzige von der 2.
Kompanie des 3. Regiments, 11. Division, übriggeblieben. Hier, mitten in der
Hölle, hat das Leben, für das sie geboren waren, geendet. Zwar kamen sie
nach Hause, der eine ohne Arm, der andere mit nur einem Auge und einem
Kopfschuss - aber sie haben nicht mehr in die gewohnte Welt zurückgefunden.
Als Säufer überall in der Gegend verschrien und vom Pfarrer der Gemeinde als
böses Beispiel hingestellt, ziehen sie durch die Wirtschaften der Umgebung.
Das Magenleiden des einen betäuben sie so lange mit Alkohol und
abergläubischem Schnickschnack, bis es unheilbar wird. Als der Bauer Martl
nach der viel zu späten Operation stirbt, überführt der Schexbräu den
Leichnam mit dem Pferdeschlitten vom Krankenhaus in Altötting ins
Heimatdorf. Und er tut es auf seine Weise, indem er den Kameraden im Sarg
noch einmal vom Leben Abschied nehmen lässt. Doch als die Trauergemeinde am
offenen Grab steht, ist der Sarg immer noch nicht da.
- Quelle: BR -
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Bild: BR/Sessner "Die Überführung"
ist eine Ballade, die alles in den Schatten stellt, was Lohmeier sonst
geschrieben hat, sogar seine Komödien, die ihm Ruhm bescherten. Das Drehbuch
ist düster gefärbt und von einer erzählerischen Intensität, die es dem
Regisseur Kurt Wilhelm ermöglichte, Schauspieler wie Toni Berger, Maria
Stadler und Karl Obermayr auf eine selten erreichte Höhe der Filmkunst zu
führen. Zurecht beinhaltet die neue Obermayr-Biografie ein Kapitel über
dieses Werk, dem Obermayr seinen Durchbruch als Filmschauspieler zu
verdanken hatte. - SZ
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