Premiere: "Das Glaszimmer“
Für Regisseur Christian
Lerch ist es ein besonderes Anliegen die Geschichte von DAS GLASZIMMER zu
erzählen: „Die Zeitzeugen sterben aus. Erinnerungen von Zeitzeugen wie Josef
Einwanger (Drehbuchautor) sind wichtig und wir müssen sie erzählen. Es ist
wichtig, heutigen Kindern und Jugendlichen die innere Mechanik von
Verführung und in der Folge die schrecklichen Auswirkungen willkürlicher
Machtausübung näher zu bringen. Die Geschichte fordert im Erzählen eine
gewisse Härte, soll aber auch unterhalten und die jungen Zuschauer fesseln.
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© Jürgen Olcyk |
© Jürgen Olcyk |
1945, kurz vor Kriegsende: Anna (Lisa Wagner) und ihr elfjähriger Sohn
Felix (Xari Wimbauer) flüchten aus dem zerbombten München und suchen
Unterschlupf in Annas niederbayrischem Heimatdorf. Schnell wird klar, dass
Anna und Felix, die in München in einem liberalen Musikerumfeld zuhause
waren, nicht so recht in das kleine Dorf passen. Ihr Nachbar Feik (Philipp
Hochmair), ein alter Schulfreund von Anna, hat sich zum strammen
Nazianhänger entwickelt. Feik hat es sich zur Aufgabe gemacht das ganze Dorf
auf Linie zu halten. Während Anna nur schwer die überzeugte
Nationalsozialistin im Dorf spielen kann, will Felix um jeden Preis
vermeiden als Außenseiter zu wirken, und so lässt er sich schnell durch die
NaziPropaganda von Feik und seinem Sohn Karri (Luis Vorbach) blenden. Zum
Glück findet Felix im neuen Haus einen geheimnisvollen Rückzugsort: ein
magisches, funkelndes „Glaszimmer“. Erst nachdem Felix die Ungerechtigkeiten
des Krieges zu spüren bekommt erkennt er, dass Familie und Freundschaft
wichtiger sind als jegliche Ideologie.
Das Team und die Schauspieler um
Regisseur Christian Lerch
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In der Rolle des elfjährigen Felix ist
Nachwuchstalent Xari Wimbauer (UNHEIMLICH PERFEKTE FREUNDE) zu sehen.
Hier mit den weiteren Darstellern Luis Vorbach (DIE KLEINE HEXE,
UNHEIMLICH PERFEKTE FREUNDE), David Benkovitch und Hannah Yoshimi Hagg.
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Für Regisseur Christian Lerch ist es ein besonderes Anliegen
die Geschichte von DAS GLASZIMMER zu erzählen: „Die Zeitzeugen sterben
aus. Erinnerungen von Zeitzeugen wie Josef Einwanger (Drehbuchautor) sind
wichtig und wir müssen sie erzählen. Es ist wichtig, heutigen Kindern und
Jugendlichen die innere Mechanik von Verführung und in der Folge die
schrecklichen Auswirkungen willkürlicher Machtausübung näher zu bringen. Die
Geschichte fordert im Erzählen eine gewisse Härte, soll aber auch
unterhalten und die jungen Zuschauer fesseln. Sie werden erleben, wie das
natürliche Bedürfnis des „Dazugehörenwollens“ über das Prinzip „Abenteuer,
Zuckerbrot und Peitsche“ zugunsten eines verbrecherischen Systems
instrumentalisiert wird.“
Interview mit Regisseur Christian Lerch
Was sind Ihrer Meinung nach die größten
Herausforderungen, wenn man einen historischen Film dreht?
Natürlich ist es für alle Departements ein herausforderndes Ziel, die Zeit
in der der Film spielt, möglichst authentisch abzubilden. Bei DAS GLASZIMMER
war es mir aber zugleich wichtig, dass der Film nicht als eine Art
Geschichtsunterricht daherkommt. Die größte Herausforderung für mich war von
daher sowohl als Autor, wie auch beim Inszenieren, Spannung und
Identifikationsmomente zu schaffen, die heutige junge Zuschauer*innen
begeistern. Ich hoffe, das ist uns gelungen.
Was hat Sie dazu bewegt einen Film über die letzten
Tage des Krieges zu machen?
In diesem zeitlichen Setting lassen sich Haltungen und aus diesen
resultierende Handlungen deutlich zeigen. Bernd, der Vater von Felix
beispielsweise entscheidet sich zur Fahnenflucht. Feik hält sich an der Idee
aufrecht, den Krieg womöglich noch zu gewinnen. Karri ist hin und her
gerissen zwischen seiner inneren moralischen Instanz und dem „ideologischen
Durchhalteparolen - Geplärr“ seines Vaters und dessen Helden. Es gibt z.B.
die Szene, als die Jungs mit Feik nach dem Essen am Volksempfänger sitzen:
Der Endsieg wird beschworen und dieses „alles wird gut und siegreich sein“
hat eine Wirkung auf die Buben. Hier wird noch im Angesicht des Untergangs
vermeintlich Sicherheit geboten. Mit simplen Mitteln, Bildern und
Feindbildern. Felix fühlt sich geborgen in der Erzählung vom Endsieg und der
heimeligen Familienatmosphäre bei den Nachbarn. Die Welt ist einfach und
siegreich. Das ist die Botschaft, die er hier bekommt. Und diese
Konfliktlinien lassen sich vor dem Hintergrund der Katastrophe eindringlich
erzählen. Es geht um nichts weniger, als um Leben und Tod.
Wie würden Sie Ihre Hauptcharaktere Felix und Karri
beschreiben?
Felix ist ein ruhiger, gleichsam tastend durch die Tage schreitender,
reflektierender Junge. Er hat etwas Verträumtes, Feinsinniges und zugleich
eine Sehnsucht nach Wildheit, wie er sie in seiner neuen, zugewiesenen
Heimat findet. Karri hingegen ist weniger zart besaitet und reflektiert. Er
hat sich eine Härte zugelegt und anerzogen bekommen, die ihn in
unübersichtlichen Situationen schnell Gewalt anwenden lässt. Er hält sich
für den unumstrittenen Anführer der „Dorf- Gang“.
Wie sind Sie darauf gekommen die Geschichte aus der
Perspektive der Kinder zu erzählen?
Da ich den Film von Anfang an als eine Art Abenteuerreise erzählen und auf
diese Weise heutigen jungen Zuschauer*innen einen direkten Zugang
ermöglichen wollte, ergab sich im Austausch mit Tim Kuhn, dem Kameramann,
sehr bald die „Kinderperspektive“ als logischer nächster Schritt.
Schließlich sind sowohl Hauptfiguren wie auch die Haupt-Zielgruppe Kinder.
Warum ist es Ihrer Meinung nach wichtig, auch
Familienfilme zu drehen, die sich mit dem Thema Krieg auseinandersetzen?
Weil leider immer noch in vielen Teilen der zweite Weltkrieg und dessen
Folgen den Alltag der Menschen - und also auch ganzer Familien -
beherrschen. Ferner sehe ich mich als deutscher Filmemacher in der Pflicht
einen Beitrag zu leisten die Erinnerung an gerade diesen Krieg lebendig zu
halten.
Kinostart ist
der 28. April 2022.
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