Interview mit
Stephan Zinner
(22.07.2013
- Lach- und Schießgesellschaft/München)
Bei der
Aufführung des Programms "Der
Fluch des Pharao".
http://www.zinners-seite.de/ |
© Fabian Isensee |
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Bayerische Kultserien:
Dein Programm heißt ja „Der Fluch des Pharao“. Ist das Wetter heute auch ein
Fluch? (ca. 30 Grad und strahlender Sonnenschein)
Stephan
Zinner:
(lacht)
Ich glaube heute kommen wirklich nur die ganz harten. Beruhigend ist es
allerdings, wenn man von wesentlich bekannteren Kollegen bestätigt bekommt,
dass auch sie weniger Publikum hatten. Ich will mich aber nicht beschweren,
denn das Programm läuft sonst sehr gut.
B K:
Warum dieser Titel?
S Z:
Es geht da
um einen Kindergeburtstag, bei dem eine Mumie mich ziemlich nervt. Von
dieser werde ich dann verflucht, was mir dann immer wieder in Erinnerung
komm, wenn ich etwas Pech bei meinen Erlebnissen habe. Das ist einfach der
Einstieg bei meinem Programm.
B K:
Anders als einige Kollegen von Dir hast Du tatsächlich auch eine
Schauspielausbildung absolviert und danach erst Kabarett gemacht. Warum
diese Reihenfolge? |
S Z:
Ich habe
ganz normal angefangen beim Landestheater in Salzburg zu spielen. Danach bin ich
zu den Kammerspielen nach München gegangen und war da auch fünf Jahre fest
engagiert. Irgendwann hat man sich dann „im gegenseitigem Einvernehmen“, wie es
so schön heißt getrennt. (grinst) Dann gab es die Überlegung was ich machen
soll, da damals noch nicht abzusehen war, ob sich mit Film und Fernsehen etwas
ergibt. Es hätte zwar schon ein paar Engagements im Norden gegeben, aber meine
Frau war damals in Schwabing beschäftigt und da hatte ich nicht unbedingt Lust
woanders hinzugehen. Da ich auch schon am Landestheater angefangen habe einige
Lieder zu schreiben, habe ich einfach damit weitergemacht. Am Anfang zwar noch
etwas holprig, aber so langsam hab ich dann meinen Rhythmus gefunden und einige
Auftritte gehabt. Außerdem ist es zwar manchmal schwierig, aber insgesamt lässt
sich Kabarett doch besser mit Film und Fernsehen kombinieren als mit dem
Theater.
B K:
Hattest
Du Vorbilder in diesem Bereich?
S Z:
Nein.
Natürlich gefällt einem das ein oder andere gut, aber das sind dann keine
Vorbilder. Der Georg Ringsgwandl hat z.B. an den Kammerspielen ein Theaterstück
gemacht, bei dem ich dabei war. Deshalb haben wir auch noch guten Kontakt. Den
finde ich schon cool, aber das ist halt einfach der Georg, den könnte und muss
man auch nicht kopieren. Man muss halt schauen wie man sein eigenes Programm
gestaltet, auch wenn es dauert bis man sich da rein findet.
B K:
Spielst
Du noch Theater?
S Z:
Ja, aber
mehr bei freien Produktionen. Angestellt bei einem Stadttheater zu sein, wäre
sehr schwierig, weil man natürlich an festen Tagen da sein muss. Wir haben z.B.
auch ein Theaterstück nach dem Buch von Hans Söllner mit dem Titel „Bloß a
Gschicht“ aufgeführt, was sehr viel Spaß gemacht hat und auch erfolgreich war.
B K:
Davon
hab ich gelesen. Wie kam es dazu?
S Z:
Ein Freund
von mir spielt schon seit Jahren in der Band vom Hans Söllner und hatte die Idee
dazu. Es wird demnächst auch zwei CD’s von Funny van Dannen geben, der ja
ebenfalls bei TRIKONT (Verlag) ist. Mal schauen wie das wird. (lacht)
B K:
Bei
Deinen Auftritten spielst Du ja auch immer sehr viel Musik. War das Können schon
vorher da oder hast Du das auch auf der Schauspielschule gelernt?
S Z:
Die Eltern
haben mich als Kind zum Gitarrenunterricht verdonnert. (lacht) Ich habe damit
ein paar Mal aufgehört und wieder angefangen. Eine Gesangslehrerin hatte ich
tatsächlich auf der Schauspielschule. Die war wirklich gut und hat mir auch
einige Tricks beigebracht. Das erste Stück, das ich am Theater gespielt habe,
war auch die Rocky Horror Picture Show, wo ich den „Brad“ gespielt und gesungen
habe. (imitiert den Gesang) „Janet i love you…“ (lacht)
B K:
Eine
Musiker-Karriere wäre nichts für Dich gewesen?
S Z:
Mei, ich
hätte natürlich schon mal gern mit der E-Gitarre im Olympiastadion gespielt.
(grinst) Das Touren, was ich ja durch das Kabarett zumindest bayernweit und
teilweise auch außerhalb mitkriege, muss man dann aber schon wirklich mögen. Das
ist bei mir schon manchmal eine Ochsentour, da möchte ich gar nicht wissen wie
das mit einer Band ist. Gerade wenn es am Anfang nicht so läuft wie man sich das
vorgestellt hat, was ja sehr häufig der Fall ist. Also eine Musikerkarriere sehr
gerne, aber erst ab da wo es gut läuft! (lacht)
B K:
In der
Kultserie „Franzi“ bist Du ja auch Hardrock-Fan…
S Z:
…unbedingt!
B K:
Dann
hörst Du privat also die gleichen Bands, die Deine Rolle „Robert“ auf den
T-Shirts trägt?
S Z:
Ja schon.
Wobei… (überlegt) vielleicht nicht alle T-Shirts. MOTÖRHEAD finde ich toll,
WOLFMOTHER, IRON MAIDEN oder auch die ROLLING STONES. Gitarrenlastig solle es
sein. Im Auto habe ich gerade eine alte Scheibe von FLEETWOD MAC laufen. Auch
Blues gefällt mir sehr gut.
B K:
Wie
bist Du denn zu Deinen ersten Film- und Fernsehrollen gekommen?
S Z:
Als ich
bei den Kammerspielen aufgehört habe, kam gleich danach meine Rolle für den Film
„Shoppen“, der ja für alle Beteiligten eigentlich das beste Casting-Video
überhaupt war.
B K:
Das war
doch 2006 während der WM…
S Z:
Ja genau.
Ich weiß noch wie wir die Dreharbeiten immer abrechen mussten, wenn ein Tor
gefallen ist, weil wir in der Nähe der Fanmeile in München gedreht haben. Das
war auf jeden Fall der erste Film, den ich gemacht habe. Der war auch gleich
sehr erfolgreich.
B K:
Dann
gab es glücklicherweise ein bayerische Welle im Kino und für Dich auch Rollen in
einigen Rosenmüller-Filmen…
S Z:
Bei „Beste
Zeit“ habe ich ja nur kurz einen Türsteher gespielt. (lacht) Die Rolle
war aber sehr lustig. Dass ich auch beim Film „Räuber Kneißl“ mitmachen durfte
war natürlich toll.
B K:
Mit
Marcus H. Rosenmüller stehst Du ja aber jetzt sogar auch zusammen auf der Bühne…
S Z:
Ja, wir
machen Lesungen und waren vor kurzem hier in der Nähe auf der Bühne.
Kennengelernt haben wir uns auch über die gleiche Agentur. Mit dem Gerd Baumann
tritt er ja auch hin und wieder mit Gedichten auf und da haben wir uns gedacht
wir könnten das auch mal zusammen machen. Aufgetreten sind wir dann gleich im
Schlachthof, was ein sehr langer und wilder Abend geworden ist. (grinst)
Es hat also ganz gut funktioniert und deshalb machen wir das jetzt öfter und
sind im Herbst auch wieder auf Lese-Tour. U.a. auch bei mir daheim in Trostberg.
B K:
Beim
Singspiel auf dem Nockherberg ist er dann wieder Dein Regisseur. In welcher
Funktion ist er denn angenehmer?
S Z:
Naja, den
Rosi zeichnet halt ein hohes Energielevel aus und er ist sehr spontan. Das ist
sowohl als Bühnenpartner super, wie auch als Regisseur. Er kann in kürzester
Zeit bestimmte Fäden im Kopf zusammen führen und Sachen auf den Punkt bringen.
Er bereitet zwar schon auch gut vor, aber seine Stärke liegt darin, sich in
Situationen gute Sachen einfallen zu lassen. Als Schauspieler kann das zwar
schon auch mal anstrengend sein, aber es fordert einen auf positive Art und
Weise. Auf der Bühne ist das genauso. (grinst)
B K:
Den
Söder auf dem Nockherberg spielst du ja schon perfekt. Sogar mit Haaren. Schon
mal überlegt Dir die Haare wachsen zu lassen?
S Z:
(lacht)
Das würde nicht gut aussehen. Einen Beamtenscheitel würde ich damit vielleicht
hinkriegen. Ich habe aber mal nach einem Nockherberg-Auftritt einen Brief
gekriegt, in dem stand „Sie sehen da immer so sympathisch aus, vielleicht
könnten Sie sich ja auch privat so eine Frisur machen, weil Ihnen die Glatze
immer so ein raues Image gibt“. (grinst) Mei, des is halt so.
B K:
Zumal
ja auch bestimmt nicht jeder privat wie Herr Söder aussehen möchte…
S Z:
Eben!
(lacht) Die Haare sind schon während der Jahre am Landestheater weniger
geworden und irgendwann hat mich das so genervt, dass ich sie ganz wegrasiert
habe.
B K:
Die
Rolle des „Robert“ in der Serie „Franzi“ hat Dir auch noch mal einen großen
Popularitätsschub verpasst. Wie viel von Dir steckt denn in dieser Rolle?
S Z:
(überlegt)
Ich mag die Rolle sehr. Ein bisschen tollpatschig durchs Leben gehen und so
weiter. Solche Leute kenne ich auch aus meinem Umfeld, die Dinge einfach
anfangen ohne sich vorher Gedanken zu machen und unbekümmert damit umgehen.
B K:
Entspricht das auch Deinem Naturell?
S Z:
Nein, so
chaotisch bin ich eigentlich gar nicht. Manchmal pflege ich zwar schon die Kunst
des Müßiggangs und denk mir „Jetzt lass es mal einfach laufen“, aber so richtig
geschäftig bin ich da nicht. Ich spiele so einen Typ gerne, aber es hat wenig
mit mir zu tun.
B K:
Leider
ist die Serie ja abgedreht, hättest Du gerne noch mehr Folgen gedreht?
S Z:
Ich fand
die Serie und die Rolle gut, aber finde es auch o.k., dass sie jetzt vorbei ist.
Damit kann ich ganz gut leben. Mit „Im Schleudergang“ bin ich ja jetzt auch
wieder bei einer neuen Serie dabei. Da haben wir mit dem Paul Harather auch
einen Regisseur mit dem es Spaß macht. Der Matthias Kiefersauer (Regisseur von
„Franzi“) war auch ein super Typ, aber beim Paul ist es noch ein bisschen
chaotischer. (grinst)
B K:
Bleiben
wir gleich bei dieser Serie. Von „Im Schleudergang“ wird es neue Folgen geben?
S Z:
Ja, wir
drehen jetzt im Herbst.
B K:
Da hat
sich der BR wohl nicht getraut gleich mehr Folgen zu drehen…
S Z:
Wenn ich
ehrlich bin finde ich es auch immer ein bisschen komisch so „kleckerlweise“ zu
drehen, weil es dann immer so lange dauert bis die neuen Folgen im Fernsehen
kommen. Früher wurden ja doch immer zumindest acht bis zehn Folgen gedreht (von
„Im Schleudergang“ gab es bis jetzt sechs Folgen). Man hat sich dann immer
gerade so schön „eingesehen“ und dann ist es wieder vorbei. Für mich als
Serien-Schauer wäre das eher abtörnend. Wenn man doch so richtige gute Leute
hat, dann muss man glaube ich keine Angst haben, dass es ein richtiger Flop
wird.
B K:
Wie ist
denn die Zusammenarbeit mit einer „Ikone“ wie Gisela Schneeberger?
S Z:
Richtig
gut! Ich freue mich aus sehr mit ihr etwas machen zu können.
B K:
…und
dann noch mit Udo Wachtveitl in einer anderen Rolle und nicht als Kommissar.
S Z:
Auch toll!
Wir kennen uns ja mittlerweile aus drei „Tatort“-Folgen. Den mag ich ebenfalls
sehr gern und kann gut mit ihm arbeiten.
B K:
Im
„Tatort“ hast Du ja auch schon den Bösewicht gegeben…
S Z:
Aber der
Mörder war ich noch nicht! (grinst)
B K:
Aber
zumindest hattest Du eine „böse“ Rolle. Spielst du so was auch gern, oder doch
lieber die Guten und Sympathischen?
S Z:
Ich spiele
lieber die richtigen „Oarschlöcher“. Es gab mal die Serie „Der Cop und der
Snob“, in der ich einen Diskobesitzer und richtigen Unsympath gespielt habe. Der
fuhr mit einem Hummer vor und schrie die Leute an, das hat mir schon gefallen
(lacht). Privat mache ich das jetzt ja nicht unbedingt. Die Serie wurde
allerdings ein Flop.
B K:
Also
ist Tatort-Kommissar wohl eher nichts für Dich…
S Z:
Nein,
außerdem gibt es da gerade viel zu viel meiner Meinung nach. Überhaupt sind ja
gerade sehr viele Fernseh-Polizisten im Umlauf.
B K:
Bei
„Hubert und Staller“ warst Du glaub ich sogar der Mörder. Insgesamt ist Bayern
gut mit Polizisten abgedeckt: München, Wolfratshausen, Rosenheim, Murnau, Bad
Tölz….
S Z:
Jetzt
gibt’s bestimmt auch bald die „Garmisch-Cops“. (grinst)
B K:
Die
gibt es tatsächlich!
S Z:
Ehrlich?!
Eigentlich war das gerade als Scherz gedacht. (lacht)
B K:
Hast Du
eine Lieblingsstadt?
S Z:
Das klingt
eigentlich total doof, aber ich finde New York schon cool. Da weiß man schon
warum eine Weltstadt so genannt wird.
B K:
Aber
die Serie „Ein Bayer in New York“ gab es auch schon…
S Z:
Zefix!
(lacht) Lissabon finde ich aber z.B. auch sehr cool.
B K:
Mit dem
Hannes Ringlstetter stehst Du auch auf der Bühne. Wie habt Ihr euch
zusammengefunden?
S Z:
Eigentlich
über gemeinsame Auftritte im Vereinsheim. Da haben wir mal ein paar Lieder
zusammen ausprobiert. Wie es für die Leute war weiß ich nicht, aber ich und der
Hannes haben uns dann sehr gut verstanden. (lacht) Wir haben dann
zusammen „Überleben in der Wildnis“ als Programm gemacht und das ist wirklich
genial und sehr abgefahren und…anders! (grinst) Da gibt’s keine Routine.
B K:
Du
spielst Kabarett, trittst mit andern Leuten auf, drehst Serien und Filme und
bist Vater von drei Kinder. Wie schaffst Du denn das alles?
S Z:
Krank sein
darf halt niemand. (lacht) Aber im Ernst, ab und zu kann es schon sehr stressig
sein und man braucht ein gutes Zeitmanagement. So lang es gut läuft bin ich auf
jeden Fall sehr dankbar. Wenn dann heute nicht so viele Leute kommen, dann kann
ich da Gottseidank auch „familienfinanziell“ mit anderen Standbeinen abfangen.
B K:
Bei der
Verfilmung des Rita Falk-Romans „Dampfnudelblues“ spielst Du ja auch mit. Wieder
etwas mit Polizei…
S Z:
(grinst)
Ja, aber das ist eine ganz andere Art und Erzählweise. Ein toller Film, der sich
wirklich lohnt, weil die Geschichte mal ein bisschen skurriler ist als sonst.
Wenn alles klappt, dann wird es davon auch eine Fortsetzung bzw. die Verfilmung
des Romans „Winterkartoffelknödel“ geben. Die Bücher sind ja auch sehr
erfolgreich.
B K:
Findest
Du es gut, dass es wieder mehr bayerische Produktionen im Fernsehen und im Kino
gibt?
S Z:
Ja klar.
Erstens ist es ja meine Arbeit und zweitens merke ich auch, dass das was uns
ausmacht, nämlich der Humor und eine gewisse Art, auch wieder gut ankommt. Ich
schau mir so was ja auch selber gerne an. Ich würde mir wünschen, dass z.B. der
BR auch noch mutiger wird und mehr Dinge ausprobiert.
B K:
Welche
bayerische Lieblingsserie schaust Du denn am liebsten?
S Z:
(grinst)
Eigentlich wollte ich ja damals immer den Mac Gyver ablösen. Die Serie fand ich
total cool. Ist halt nur nicht bayerisch (lacht). Aber da geht’s mir wie
vielen anderen auch… „Monaco Franze“, „Irgendwie und Sowieso“ und „Münchner
Geschichten“ sind halt einfach legendär. Ich weiß, dass sagen einige, aber bei
den Serien hat man damals z.B. gemerkt, was die Zuschauer eigentlich wirklich
auf sich nehmen können und wollen. Das sollte man mal wieder versuchen. Wie in
der Folge „Der lange Weg nach Sacramento“ bin ich auch schon mal mit einer Dose
an der Isar gesessen. (lacht) …. (es folgen noch ein paar Zitate aus besagter
Serie)
B K:
Ich
danke Dir für das Gespräch!
S Z:
Hab ich
gern gemacht.
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