Interview mit
Elmar Wepper
(03.08.2018
- München)
Zur
Premiere des neuen Films "Grüner wird's nicht, sagte der Gärtner und flog
davon"
Ab 30.08.2018 im Kino.
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Bayerische Kultserien:
Herr
Wepper, Ihr neuer Film trägt die Titel „Grüner wird’s, sagte der Gärtner und
flog davon“. Im Namen der „Bayerischen Kultserien“ kann ich zu Beginn nicht
anders und muss fragen: Keine Abneigung gegen GRÜN mehr?
Elmar Wepper:
(lacht)
Ein sehr weit gespannter Bogen. Sie spielen ja sicher auf die „Grünallergie“ von
Sepp aus „Irgendwie und Sowieso“ an.
B K:
Natürlich.
E W:
Was dort ja hauptsächlich
mit der Abneigung gegen Polizisten zu tun hatte.
B K:
Obwohl
Sie ja selber sehr lange einen Polizisten in „Polizeiinspektion 1“ gespielt
haben. Ist Grün vielleicht doch Ihre heimliche Lieblingsfarbe?
E W:
(lacht)
Nein. Ich kann mich erinnern, dass ich mit diesem Polizei-Grün überhaupt nicht
einverstanden war. Wir hatten vor der Zeit ja auch mal blaue Uniformen, die
jetzt gottseidank wieder kommen. Dieses Khaki-Braun-Beige in Verbindung mit
diesem Grün war ein modischer Fehlgriff. Aber man musste sich als Polizist mit
diesem Grün abfinden. Und wenn du Gärtner bist und dir gesagt wird, es ist nicht
das Grün was bestellt wurde, dann musst man sich auch damit abfinden. Oder auch
nicht. (grinst)
B K:
Sie
haben ja auch ziemlich lange tapfer diese Uniform getragen.
E W:
Ja, das habe ich auch sehr
gerne gemacht. Das war eine wunderbare Rolle, zusammen mit meiner Kollegin Uschi
Glas.
B K:
Wenn
wir bei Ihren Rollen mal wieder vom Sepp aus „Irgendwie und Sowieso“ ausgehen
und bis zur Ihrer aktuellen Figur in „Grüner wird’s nicht, sagte der Gärtner und
flog davon“ kommen, dann fällt schon auf, dass Sie öfter mal den Typus des eher
verschlossenen, wortkargen und nicht über Gefühle redenden Mann spielen, der
aber oft noch unerfüllte Wünsche in sich trägt. Steckt da auch ein bisschen von
Ihrem eigenen Wesen drin?
E W:
(überlegt)
Man bekommt ja die Rolle angeboten. Es ist ja nicht so, dass man hausieren geht
und sagt „Habt ihr mal wieder die Rolle eines „Lonely Wolf“ für mich?“. Ich
drücke es aber mal anders aus. Es stimmt schon, dass ich solche Figuren gerne
mag. Vielleicht hat das in der Nachfolge von der Besetzung in einem Film zum
nächsten, einen Ausschlag dafür gegeben, dass man gesagt hat: „Das wäre was für
den Elmar. Der kann das ganz gut.“ Mir macht das auf jeden Fall Spaß, aber ich
kann nicht sagen es wäre von meiner Seite aus immer so gewollt. Wenn man eine
Rolle angeboten bekommt, muss man sich halt entscheiden und es gab wenige
Situationen, wo ich abgelehnt habe, weil das tolle Figuren waren. Ob ich jetzt
an den Taxifahrer aus „Dreiviertelmond“ denke oder auch letztlich an die Figur
aus „Kirschblüten Hanami“, die ja auch in diese Richtung geht.
B K:
Das
sind ja auch trotz der Ähnlichkeit unterschiedliche Rollen.
E W:
Das ist richtig.
Die sind nicht alle identisch. Die eine hat etwas mehr Temperament, die andere
weniger. Der Schorsch aus „Grüner wird’s nicht“ hatte auch mal Träume und
Wünsche. Dies erzählt er auch seinem Gärtnergehilfen, wo er sich offenbart, dass
er gerne mal Pilot geworden wäre, wenn nicht die Gärtnerei seines Vaters gewesen
wäre. Er hat das nie in den Griff bekommen. Die Ehe ist den Bach runter
gegangen, die Tochter spinnt und das Finanzamt will Geld.
B K:
Die
schon angesprochenen Filme wie „Kirschblüten Hanami“ oder auch „Dreiviertelmond“
waren ja sehr erfolgreich und beliebt. Glauben Sie so eine Rolle bewirkt
vielleicht auch eine Identifikation mit dem Zuschauer und manche Leute erkennen
sich in so einer Figur wieder?
E W:
Ja schon.
(überlegt) Den Bogen kann man vielleicht auch so spannen, dass man sagt, so
eine Figur muss auch irgendwie glaubhaft bzw. nachvollziehbar sein und nicht nur
einseitig. Jeder Charakter ist ambivalent und vielschichtig. Das fängt dann mit
dem Drehbuch an, geht über die Dialoge, die Regieführung und die Figuren mit
denen man spielt. Die können ganz verrückt sein, wie in „Irgendwie und Sowieso“,
die ja völlig verrückte Sachen gemacht haben, aber die einfach stimmten. Dann
stellt sich eine gewisse Authentizität ein. Wenn es einem Schauspieler gelingt
ein bisschen weg vom Spiel zu kommen und noch ein bisschen mehr die Figur zu
sein die man spielt, dann hat das natürlich eine stärkere Wirkung beim
Zuschauer. Dann erkennt er sich in manchen Dingen wieder. Man muss deswegen
nicht genauso sein, aber es gibt vielleicht Aspekte oder man denkt sich: „Ja,
stimmt schon. Das hätte ich vielleicht auch gemacht“.
Philomena (Emma Bading) und Schorsch
Kempter (Elmar Wepper) vor Schorschs Kiebitz (© Mathias Bothor/Majestic) |
B K:
Das
scheinen Sie gut zu können.
E W:
Da macht die
Schauspielerei auch Spaß. Es fängt aber an kritisch zu werden, wenn man denkt,
man hat das jetzt so gut drauf und kann sich das aus dem Ärmel schütteln. Da
muss man sich schon immer gut auseinandersetzen. Man braucht eine gute Regie und
auch Hilfe von den Kollegen. Wenn diese Teamarbeit gut funktioniert, dann kann
zwar immer noch ein schlechter Film daraus werden, aber die Arbeit macht Spaß.
B K:
Dann
formuliere ich es um und sage, Sie haben diesbezüglich öfter Glück gehabt.
E W:
Ja, Glück gehabt.
Das ist richtig.
B K:
Gibt es
für Sie selber Träume oder Wünsche, die Sie sich noch erfüllen möchten?
E W:
(überlegt)
Das ist jetzt schwer zu beantworten. Wenn ich jetzt sage NEIN, dann klingt das
so unbescheiden, nach dem Motto: „Wieso? Der erwartet ja nix mehr. Mit dem ist
ja nichts los.“ (lacht) Ich bin aber mit meinem Lebensrhythmus bisher
zufrieden gewesen. Der Beruf macht Spaß und Freude. Er ist gottseidank nie mein
Leben gewesen. Ich habe mich nie so abhängig gemacht, dass ich darunter gelitten
hätte, wenn mal etwas nicht so war wie ich es mir vorgestellt habe. Ich habe ein
tolles Familienleben und eine fantastischen Frau, mit der ich jetzt 25 Jahre
zusammen bin. Habe einen Sohn, einen Enkel über den ich mich freuen kann…
(überlegt und lacht) das klingt jetzt alles fast kitschig, aber ich habe
auch einen tollen Hund. Zudem viele Privilegien, wo andere drum kämpfen müssen.
Vielleicht beschleicht mich manchmal die Angst, dass ich denke, ich komme mit
Mitte 70 jetzt doch in ein Alter wo es ein bisschen enger wird. Da kann man
nicht mehr sagen, dass es in zehn Jahren noch alles genauso ist. Aber ich hoffe
der liebe Gott lässt mich noch eine Weile gesund sein. Das soll jetzt nicht falsch
bescheiden klingen, aber es ist halt so. Ich bin viel gereist in meinem Leben
und ich habe jetzt nichts, dass noch zwanghaft erfüllt werden müsste.
B K:
Ihrer
Kollegin Monika Baumgartner, die im neuen Film Ihre Frau spielt habe ich gleich
als erstes die Frage gestellt, wie sie dazu steht, dass es Leute gibt, die
sagen, sie sei einer der letzten großen Volksschauspielerinnen.
E W:
Damit hätte ich
kein Problem. Wobei ich glaube, dass dieser Typus immer weniger wird. Wenn ich
mich da an den Walter Sedlmayr erinnere, mit dem ich jahrelang zusammen
gearbeitet habe, der hätte sich über den Begriff „Volksschauspieler“ empört. Das
hätte ihn diskreditiert in seiner Schauspielkunst. Er wollte schon volksnah sein
und hat es genossen, dass die Leute ihn gut fanden. Aber er war nie so der
Salon- oder Berufs-Bayer. Er hat schon mal einen Trachtenjanker bei
Gelegenheiten angezogen, aber einen Sedlmayr in Lederhosen hätte es nie gegeben.
(lacht) Also als „Volksschauspieler“ sehe ich mich eigentlich nicht. Ich
freue mich sehr wenn es Leuten gefällt was ich mache oder auch wenn sie sagen:
„Herr Wepper, irgendwie strahlen sie etwas Bayerisches oder Bayerntum aus, dass
uns gefällt.“ Eben nicht das „Mia san mia“-Bayern und das auf den Tisch hauen
und sagen „Mia san de besten“. Ich freue mich, weil ich hier geboren bin, die
Sprache mag, die Landschaft und das Essen. In diesem Land lebe ich ja seit 74
Jahren. Natürlich liebe ich Bayern. Um noch mal auf den Begriff zurückzukommen,
„Volksschauspieler“ war früher einfach ein fester Begriff, der viel mit dem
Theater verbunden war. Und das hat sich ja doch mittlerweile stark verändert.
B K:
Da
kamen auch viele Kollegen her, mit denen Sie schon vor der Kamera gestanden
sind.
E W:
Ja, gerade in der
„Polizeiinspektion 1“ gab es viele. Der Produzent Helmut Ringelmann hatte ja
über „Derrick“ und „Der Kommissar“ alle deutschen Schauspieler an der Hand. Wenn
er gesagt hat „Spiel mir doch in der Polizeiinspektion diese Rolle.“, dann hat
da keiner abgelehnt. Da hatten wir ganz tolle Kollegen.
B K:
Wer hat
Sie da als noch junger Schauspieler am meisten beeindruckt? Von wem konnten Sie
am meisten lernen?
E W:
Ach lernen tut
man da jetzt nicht bewusst, indem man sich Sachen eins zu eins abguckt. Aber es
gab viele Größen, die mich beeindruckt haben. Der Ludwig Schmid-Wildy, Gustl
Bayrhammer, Toni Berger oder sogar der Maxl Graf. DAS waren alles
Volksschauspieler, die auch alle vom Theater kamen. Das Fernsehen hat dann doch
die Schauspielerszene ein bisschen verändert über die Jahrzehnte. Auch wenn mir
jetzt gar nicht alle Namen einfallen, bin ich sehr froh diese ganze Riege der
großen Darsteller kennen gelernt und mit ihnen vor der Kamera gestanden zu
haben. Eine große Ehre.
Von links: Heinl (Elmar Wepper), Schöninger
(Walter Sedlmayr) und Moosgruber (Max Grießer). | Bild: BR/Neue Münchner
Fernsehproduktion
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B K:
Wie
schwierig war es jetzt mit Walter Sedlmayr zu drehen?
E W:
Ja, er galt ja
schon als schwierig, das stimmt. Aber in gewisser Weise war das auch seine
Qualität. Er hatte ja die Freiheit seine Figur textlich total umzuschreiben wie
er wollte. Er hat das natürlich immer zum Vorteil seiner Rolle gemacht.
(schmunzelt) Ein bisschen egomanisch war das schon von ihm, aber es war auch
immer gut für die ganze Sache. Ich habe mich mit ihm gut verstanden. Er ist dann
beispielsweise auch mal zu mir gekommen und hat gesagt: „Du Elmar, pass auf. Die
G’schichte da, des is zwar sehr hübsch und so, aber den Text musst du sagen. Des
muss der Heindl sagn!“ (lacht) Aber ich kann mich auch daran erinnern, wo
eine unbekannte ältere Schauspielkollegin eine Szene hatte, wo sie mit ihrem
kleinen Hündchen in die Inspektion kommt und sagt, an ihrem Fahrrad wäre das
Licht verstellt worden und seit dem geht das nicht mehr und sie möchte das
melden. Die spielte das großartig. Und der Walter, der da nur eine kurze Antwort
darauf zu sagen gehabt hätte, hatte das Gefühl, sie nimmt ihm jetzt die Szene
weg. Ich erinnere mich wie er zu ihr meinte „Schauen sie, bei dem Satz, da
müssen sie mich schon anschauen, geh. Weil sonst kann ich ja nicht spielen, wenn
sie mich nicht anschauen.“ Sie entschuldigte sich, die Szene wurde noch mal
gespielt. „Ja ewig müssens mich jetzt auch nicht anschauen. Man schaut ja dann
normalerweise auch mal wieder woanders hin.“ Er hat sie dann also bewusst so
verunsichert, dass sie die Szene nicht mehr so spielen konnte wie davor. Das war
auch der Walter. (lacht) Aber er konnte halt auch ganz banale Szenen mit
seinem Spiel auf eine andere Ebene bringen. Das war großartig. Es sind auch
viele lustige Sachen passiert, da fällt mir noch was ein…
B K:
Sehr
gerne.
E W:
Weißwürste im
Revier. (schmunzelt wieder) Er sagt zur Requisiteurin Franziska: „Also
morgen die Szene mit de Weißwürscht, da nimmst schon die von dem oana Metzger,
weil de anderen ess i ned! Und schöne Brezn!“ Als wir am nächsten Tag in der
Früh ans Set gekommen sind, hat der Max Griesser, der immer schon wusste wie der
Walter an dem Tag drauf war, geflüstert: „Ohhh, pass auf, der Walter!
Ui…schwierig heut.“ (lacht) Der hat das schon gerochen, wenn der kam, seinen Hut
auf den Tisch geschmissen hat und gesagt hat: „Morgen!“. Dann kam die Szene mit
den Weißwürsten, die er noch irgendwie toleriert hat, aber er sagte „Was san
denn des für Brezn! Franzsika! Wo hostn die Brezn her, die san ja mehlig und
dann breselns. Mia san doch Polizisten und koane Deppn. Als Polizist woas ma
doch was für Brezn….“ Und so ging das dann weiter, bis sich die Requisite
mehrmals entschuldigen musste. Da hat er sie ziemlich fertig gemacht, einfach
weil er schlecht drauf war. Cut! Am nächsten Tag, er hatte es scheinbar gespürt,
weil wir alle etwas betreten waren, kam er mit einer Torte an und hat sie der
Franziska gebracht. Mit den Worten: „Des war gestern nicht ganz in Ordnung von
mir.“ Dazu war er schon auch in der Lage. Ein Impulsivmensch durch und durch.
B K:
Wahrscheinlich könnte man über Walter Sedlmayr noch mal eine eigene
Dokumentation drehen.
E W:
(lacht)
Ja, da gäbe es so viele Sachen zu sagen. Aber ein toller Mann muss ich sagen und
auch ein gewisser Mentor für mich.
Schorsch Kempters (Elmar Wepper)
schicksalhafte Begegnung mit Mechanikerin Hannah (Dagmar Manzel) (©Majestic)
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B K:
In
„Grüner wird’s, sagte der Gärtner und flog davon“ fliegen Sie mit dem Flugzeug
auf und davon. Waren Sie da selber mit dem Flugzeug in der Luft?
E W:
Im Flugzeug
gesessen schon, ja. Aber nicht selber geflogen. Das ist ja so eine kleine
Maschine gewesen, wo jeweils vorne und hinten jemand sitzen konnte. Wenn wir zu
zweit geflogen sind, bzw. für den Zuschauer vorne leer, dann kauerte der Jan
(echter Pilot) ganz vorne drin und konnte gerade noch so seitlich rausschauen um
zu sehen wo er hinfliegt. Wie er das geschafft hat weiß ich bis heute nicht.
(lacht) Die Kamera war ja dann noch vorne bei ihm drin und auf mich
gerichtet. Ich hab mir schon gedacht: „Mein lieber Gott, hoffentlich geht das
alles gut.“ Aber der Jan, der fliegt ja nicht nur, sondern der lebt mit und in
dem Flugzeug. Der hat die ganze Maschine ja alleine zusammengebaut. Von der
ersten bis zur letzten Schraube.
B K:
Da
mussten Sie ja auch gutes Vertrauen haben, wenn Sie da selber mit in der Luft
waren.
E W:
Ja freilich.
(lacht) Da blieb mir auch nichts anderes übrig.
B K:
Früher
kannte man Sie hauptsächlich aus Serien oder TV-Mehrteilern. In den letzten
Jahren eigentlich vermehrt aus Kino- und Fernsehfilmen, also 90minüter. Warum
hat sich das bei Ihnen ein bisschen gewandelt?
E W:
Warum?
(überlegt) Ich sag mal so: Sich auf eine Serie einzulassen ist doch eine
andere Entscheidung. Ich habe das wahnsinnig gerne gemacht. Sei es bei
„Polizeiinspektion 1“, „Der Millionenbauer“ oder bei „Zwei Münchner in Hamburg“.
Man wird da vertraut mit einer Figur und das mag ich. Das gibt mir Sicherheit.
Man liebt diese Figur und das ist für mich als Schauspieler was Schönes und auch
überhaupt nicht langweilig. Aber es gab dann eben auch Serienangebote, wo ich
nicht so überzeugt war und mich nicht mehr über zwei Jahre oder mehr binden
wollte. Da selektiere ich dann doch und reduziere die Arbeit generell ein
bisschen. Jetzt hatten sich in den letzten Jahren eben die Kinofilme ergeben, wo
ich jeweils die Autoren und Regisseure gut kannte. So hat dann das eine das
andere nachgezogen.
B K:
Die
Serien, die Sie hier jetzt auch unter anderem angesprochen haben, werden von
Fans mit dem Prädikat „Kult“ versehen. Was können Sie mit diesem Begriff
anfangen?
E W:
Das Publikum
macht ja eine Serie oder eine Produktion zum Kult. Zu sagen, man setzt sich
jetzt zusammen und konzipiert eine „Kultserie“, das funktioniert nicht. Damit
eine Serie zum Kult wird müssen ganz bestimmte Dinge erfüllt sein, die die
Zuschauer ansprechen. Über die Figuren, über die Geschichten. Ich denke da immer
an Franz Xaver Bogner und „Irgendwie und Sowieso“. Da kann die Story wahnwitzig
sein. Da können Auto-Stunts vorkommen. Da kann einer auf dem Kirchturm sitzen,
das ganze Dorf beschallen und dabei 150 Joghurts essen. Aber man glaubt es den
Figuren einfach. Wenn etwas so echt ist, dann funktioniert das auch Generationen
übergreifend. Ich kann mich an meinen Sohn erinnern, den das damals genauso gut
gefallen hat wie mir, obwohl ich 35 Jahre älter bin. Wenn das Zuschauer in so
einer Größenordnung anspricht, dann wird so was vielleicht zum Kult.
B K:
Wir
können da auch bei so genannten „Kultfilmen“ bleiben, da Sie ja auch bei
„Lammbock“ oder auch „Lommbock“ eine kleine Rolle hatten und da dann auch die
jüngere Generation sagt: „Der Wepper ist schon cool!“.
E W:
Ja gut, das war
jetzt da nur ein kleiner Part. Aber der Regisseur Christian Zübert hat natürlich
zum Beispiel auch so eine Qualität, wenn er das schreibt. Er hatte auch bei
„Dreiviertelmond“ ein sehr gutes Gespür für das Thema.
B K:
Ist es
Ihnen wichtig, das Sie im Dialekt spielen?
E W:
Ja schon. Das
habe ich im Laufe der Jahre schon festgestellt. Es spielt sich anders im
Dialekt. Ich sag mal, da ist Sprechen und Denken absolut identisch. Da muss man
keinen Millimeter übersetzen, was sonst immer ein bisschen der Fall ist. Auch
auf einer unbewussten Ebene. Man bewegt sich dann auch anders, glauben sie mir.
Natürlich müssen die Dialoge stimmen. Manchmal liest man natürlich schon
bayerische Dialoge, wo man denkt: „Sag a mal. Was red der für an Käse“.
(lacht) Als Beispiel wieder der Franz Xaver Bogner, der für mich die besten
bayerischen Dialoge schreibt. Die sind Assoziativ und die kannst du dir auch
merken und verdammt gut lernen.
B K:
Gibt es
für Sie persönlich eine Lieblingsserie?
E W:
Lieblingsserie?
(überlegt) Im Moment hänge ich jetzt nivht so an einer Serie, wo ich sage da
müsste ich jetzt jede Folge sehen. Ich sage jetzt mal nicht die Serien, sondern
zwei Autoren. Oder drei. Einer ist der Franz Xaver Bogner, ein anderer der
Helmut Dietl und der dritte ist der Franz Geiger. Die Serien dieser Autoren sind
nicht nur durch die Schauspieler, die natürlich schon einen wichtigen Anteil
haben und gottseidank haben wir in Bayern viele, zu Kult geworden, sondern durch
die tollen Geschichten und die Fantasie für die Charaktere. Das gibt ein
bestimmtes Gefühl weiter.
B K:
Herr
Wepper, vielen Dank für das Gespräch und wir freuen uns auf den Film.
E W:
Sehr gerne. Ich
danke auch.
Ab 30. August im Kino! |
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