Interview mit Tim Seyfi
(August
2015
München)
Bei den
Dreharbeiten zu "Kommissar
Pascha".
|
© Grischa Schmitz |
Bayerische
Kultserien:
Tim, Du
bist ja schon bekannt aus vielen bayerischen Produktionen, aber hast in
„Kommissar Pascha“ eine Hauptrolle, wo man das Gefühl hat, dass diese Rolle Dir
sehr ähnlich ist. Wieviel von „Zeki“ steckt denn wirklich in Dir?
Tim Seyfi:
Man
müsste eigentlich fragen, wieviel davon nicht mit mir zu tun hat, dann könnte
ich das schneller beantworten, weil es da nicht so viel gibt. (lacht) Es
ist wirklich ein Glück, dass es viele Parallelen im Leben von Zeki Demirbilek
und mir gibt. Er ist Münchner und gleichzeitig auch Türke, liebt Istanbul und
München gleichzeitig, ist mit der Sprache sehr verbunden und ist sowohl FC
Bayern, als auch Fenerbahce-Fan. Alles genau wie bei mir! (lacht) Ich
habe den Autor schon gefragt, ob er beim Schreiben immer mein Bild auf dem
Schreibtisch hatte. Er streitet es aber ab. (grinst) Es ist auch
egal, weil ich einfach sehr froh bin, diese Rolle spielen zu können und es
selten eine Figur gab, die ich selber so gut verstehen konnte. In seinem ganzen
Wesen, seiner Sensibilität und auch seiner Härte, die er manchmal hat.
B K:
Kanntest Du die Romane von Su Turhan schon vorher?
T S:
Ja, ich
habe die ersten beiden vor zwei Jahren gelesen. Ich habe mir damals schon
gedacht: (guckt zum Himmel und fleht) „Lieber Gott, sollten die mal
verfilmt werden, dann will ich das unbedingt spielen!“. Tatsächlich wurden meine
Stoßgebete erhört. (lacht)
B K:
Eigentlich kann ich es gar nicht glauben, dass der Autor bei dieser Rolle nicht
an Dich gedacht hat, denn mir wäre jetzt auch wirklich kein anderer dafür
eingefallen. Du bist dafür perfekt.
T S:
Wie auch
immer es entstanden ist, ich finde es vor allem auch mal toll, eine Romanfigur
darzustellen. Wenn die Leute das Buch lesen, dann stellen sie sich ja immer
jemanden dazu vor und ich hoffe dem gerecht zu werden. Dazu geben wir alle unser
Bestes, auch wenn wir in der Vorbereitung gemerkt haben, dass wir da gar nicht
so viel dazu tun müssen. (lacht) Ich versuche die münchnerische
Geschmeidigkeit und Lässigkeit, die ich ja sowieso in mir habe, beim Drehen
beizubehalten. Wenn die Leser die Figur mögen, dann haben wir wirklich schon
viel geschafft. Dann ist alles scho a gmahde Wiesn. (grinst)
B K:
Ist
Su Turhan denn zufrieden, dass Du Kommissar Pascha spielst?
T S:
Soweit ich
weiß ja. Ich glaube er hat sich sogar mit eingesetzt, dass ich das spiele.
Ohne Bestechung meinerseits! (lacht) Es ist aber auch nicht immer so, dass
alles so gut passt. Im Filmbusiness läuft es ja manchmal so ab, das man nach
ganz anderen Kriterien schaut. Dann wird vielleicht jemand besetzt, der
gerade ganz angesagt ist. Da kann man dann versuchen den bayerisch sprechen
zu lassen und ein türkisches Aussehen zu verpassen. Der könnte das dann auch
spielen. Aber es ist dann wahrscheinlich auch nicht so authentisch. Wenn es
schon Schauspieler gibt, die das bayerisch aus dem Bauch heraus sprechen,
dann ist das schon besser denk ich. |
© Chris Hirschhäuser |
B K:
Und Du
sprichst ja wirklich ein schönes Bayerisch…
T S:
Da gibt es ja auch in Bezug auf Rollen richtige Feinheiten. Ist es ein Münchner
aus Haidhausen oder von der Au, ein Großkopferter oder jemand aus dem Umland
oder vielleicht noch weiter weg. DA sind viele Nuancen vorhanden. Ich definiere
das für mich immer als „Bayerisch 1. Stufe, Bayerisch 2. Stufe, Bayerisch 3.
Stufe.“ Als erstes eben das sogenannte Salon-Bayerisch, das hier in München
meistens gesprochen wird. Dann so Richtung Endstation S-Bahn Petershausen,
Holzkirchen, wo wieder mehr Oberbayerisch geredet wird. Und noch ein Stückchen
weiter ist man dann eh schon beim Thomas Müller. (lacht) Im Film hab ich
dann eben mit dem Pius (dargestellt von Michael A. Grimm) einen Kollegen, der
Bayerisch Stufe 3 redet. Das ist dann schon etwas derber. Allerdings müssen wir
natürlich aufpassen, weil es ja in zuerst im Ersten gesendet wird und uns doch auch alle
Zuschauer verstehen sollen. Aber auch einen Monaco Franze hat man in Holstein
und im Osten gut verstanden. (grinst)
B K:
Du
kommst ja aus München und spielst hier auch am Impro-Theater. Drehen tust Du
aber viel im Ausland oder, wenn man mal die Heimat-Krimis „Sau Nummer Vier“ und
„Paradies 505“ nimmt, eher in Niederbayern. Bist Du froh auch mal hier einen
Film zu machen?
T S:
Es ist wirklich ein eher seltenes Gefühl hier zu spielen. Ich glaube bloß zehn
Prozent meiner Dreharbeiten sind in München gewesen. „Wer früher stirbt ist
länger tot“ war ja auch etwas außerhalb. Aber tatsächlich in der Stadt zu sein
ist etwas Besonderes. Ich treffe hier auch oft Freunde, die dann zufällig
vorbeikommen und mich sehen. Das ist echt lustig. Nach dem Dreh Nachhause
zugehen und nicht in ein Hotel zu müssen ist ein Luxus, den ich so auch sehr
schätze. Bei einem Heimspiel ist man auch nochmal etwas entspannter. Hier ghead
hoid ois mia. (lacht)
B K:
Du hast
ja gerade „Wer früher stirbt ist länger tot“ angesprochen, aber auch spätestens
seit den Niederbayern-Krimis bist Du gerade in Bayern sehr bekannt und beliebt
geworden. Allerdings war bei den Rollen davor nie ein Thema, dass Du einen Migrations-Hintergrund hast.
T S:
Das stimmt. Bei mir hält sich das in Grenzen, obwohl ich auch gerne Ausländer in
jeder Form spiele, weil das immer sehr spannende Figuren sind. Ich bin aber echt
froh, dass das Bayerische immer gut durchkommt. Meine erste bayerische Rolle
hatte ich ja in „Gegen die Wand“, wo ich einen bayerischen Taxifahrer in
Istanbul gespielt habe. Da war es lustig, dass erst ein Türke (Regisseur Fatih
Akin) kommen muss und mich zum Bayern macht. (lacht) Das war vor über
zehn Jahren. Seitdem hab ich glaub ich in 20 bayerischen Produktionen
mitgespielt, wo ich nur sagen kann: „Yes!“ Ich muss gestehen, dass wenn ich
bayerisch spiele, mich am authentischsten erlebe. Ich merke dann einfach, dass
es dann nie bewusst oder gewollt wirkt, sondern einfach ehrlich erscheint.
B K:
Ich
glaube ich weiß was Deine lieblings- bayerische Kultserie ist…
T S:
(überlegt)
Auf jeden Fall ist der „Monaco Franze“ ganz weit vorne. Die habe ich mir auch
nochmal vor den Dreharbeiten angeschaut. „Kir Royal“ war auch großes Kino. Aber
wenn ich ehrlich bin… (grinst) bei Filmen finde ich den „Sau Nummer Vier“
und die Fortsetzung auch toll. Das hat soviel Spaß gemacht.
B K:
Leider
ist davon keine Fortsetzung geplant…
T S:
Sieht eher schlecht aus. Aber wenn die Leute vielleicht ganz viel schreiben,
dann überlegt man es sich vielleicht nochmal. „Wer früher stirbt…“ ist auch immer noch einer meiner absoluten
Lieblinge. Unabhängig davon, dass ich dort mitgespielt habe, ist das ein
wunderbarer Film. Ich bin glücklich, dass bayerische Produktionen gerade sehr
angesagt sind. Und der Kommissar Pascha tut alles dafür, damit das auch so
bleibt. (grinst)
B K:
Das
hoffen wir auch.
T S:
Inschallah! Wie der Bayer sagt. (lacht) |
|