Diese
Songzeile aus dem gleichnamigen Song der Spider Murphy Gang sagt
eigentlich alles: die Spider Murphy Gang ist noch da. Im Jahr 2017 feierte die
Spider Murphy Gang ihr 40-jähriges Bandjubiläum. Die Rock 'n‘ Roll Schua wurden
auch da wieder zur großen Feier „40 Jahre Spider Murphy Gang und Gäste“
geschnürt, die am 28.10.2017 in der Münchener Olympiahalle stattfand. Zur
Veröffentlichung der DVD und CD "40 Jahre Rock'n' Roll" gab es im Saturn an der
Theresienhöhe ein 45 Minuten Unplugged-Gig. Bandleader Günther Sigl stand uns
für ein kurzes Gespräch zur Verfügung.
Bayerische Kultserien:
Nach Eurem Kurzauftritt hier, muss ich gleich mal eine Frage vorziehen. Ihr seht
alle noch unverschämt fit und gut aus. Wie macht Ihr das? Wie hältst Du Dich
fit?
Günther
Sigl:
(lacht)
Ich weiß es auch nicht. Das liegt wahrscheinlich am Rock’n’Roll. Der Barney
raucht zwar schon viel, aber ich für meinen Teil bin Nichtraucher und trinke
auch nicht. Jetzt mache ich zwar nicht großartig Sport oder ähnliches, schaue
aber schon, dass ich genug Bewegung habe. Ansonsten braucht man halt gute Gene.
(grinst) In meiner Familie sind sie ja alle relativ alt geworden. Mein
Vater z.B ist 96 Jahre alt geworden, da habe ich also zumindest noch die
Aussicht bis zu unserem 50jährigem Bandjubiläum dabei zu sein. Das wäre schon
Wahnsinn.
B K:
Was könntet Ihr zu diesem Anlass noch veranstalten?
G S:
(lacht laut)
Wenn es uns die Schlösser- und Seenverwaltung gestatten würde, dann würde mir
etwas Ähnliches vorschweben, wie es „Simon & Garfunkel“ mit einem Auftritt im
Central Park gemacht haben.
(Als The Concert in Central Park wurde das Konzert
bekannt, das das US-amerikanische Folk-Rock-Duo am 19. September 1981 im New
Yorker Central Park gab. Es war ein Beitrag der beiden Musiker zur Sanierung des
heruntergekommenen Stadtparks im Zentrum Manhattans. Zu dem Benefizkonzert kamen
bei freiem Eintritt mehr als eine halbe Million Zuschauer.)
Bei uns
wäre es halt „Sommer in der Stadt“ im Englischen Garten. Mit 100.000 Leuten.
(lacht)
B K:
Das wäre ja eine tolle Idee!
G S:
Ja, aber wie gesagt wird das glaube ich nicht genehmigt. Wir haben da schon mal
gefragt. Aber wer weiß, wenn wir wirklich 50jähriges Bandbestehen feiern und
Unterstützung vom Oberbürgermeister bekommen…
B K:
40 Jahre „Spider Murphy Gang“ sind ja auch schon imposant genug! Ich kann mich
noch an den Kauf der CD zum 20jährigen Jubiläum erinnern. Wie überraschend ist
es für Euch selber, dass es die Band immer noch gibt?
G S:
Musik zu
machen ist unser aller Leidenschaft. Ich kann mir da nichts anderes vorstellen.
Wir sind immer noch mit Leidenschaft dabei und es macht uns Spaß wenn wir
Konzerte geben können. Vor 40 Jahren haben wir natürlich noch nicht gewusst,
dass das so lange gehen würde. Und auch so erfolgreich. Wir haben in dieser Zeit
doch einige Lieder geschrieben, die Evergreens geworden sind. Viele sagen z.B.
„Sommer in der Stadt“ ist DAS Münchner Lied und DIE Liebeserklärung an München.
So was mögen die Leute und können sich damit identifizieren. Die wissen um was
es geht. Nicht nur bei „Skandal im Sperrbezirk“ oder „Schickeria“, sondern bei
vielen anderen Songs, in denen wir typische Münchner Themen haben.
B K:
Wie ist das, wenn man für schon fast vier Generationen Musik macht?
G S:
Das ist
sehr schön. Gerade wenn wir auf dem Land spielen, kommt die ganze Jugend mit
auf’s Konzert und steht in der ersten Reihe. Da singen erstaunlicherweise sogar
die ganz kleinen Kinder die Texte mit. Ich sage dann immer: „Ihr Eltern müsst
doch aufpassen, dass die Kleinen nicht so versaute Texte wie „…draußen vor
der großen Stadt…“ mitsingen!“ (lacht)
B K:
Was kannst Du persönlich mit dem Wort „Kult“ anfangen, bzw. wenn man zu Euch
sagt, ihr seid eine „Kultband“?
G S:
Ich
glaube „Kult“ waren wir vor 30 Jahren schon. (lacht) Das ist auch alles
etwas abgenutzt. Alles ist gleich Kult und so. Es freut uns, dass die Leute es
mögen und bei Konzerten eine gute Stimmung aufkommt. (überlegt) Der
Begriff „Kult“ ist schon ein wenig überstrapaziert.
B K:
Es gibt ja von 1983 einen Film von Euch. Warum habt Ihr seid dieser Zeit
nicht noch mal einen Film gemacht? Vielleicht auch eine größere
Dokumentation?
G S:
Ja, das
steht dieses Jahr sogar an. Das wird ein großes Projekt, das auch im Kino
laufen soll. Damals war das ja ein Spielfilm, der von Michael Verhoeven
produziert wurde. Georg Kostya hat damals quasi Regie geführt und das
Drehbuch geschrieben. (Von
der Gründung des dritten Radioprogramms 1971 an war Kostya bei Bayern 3 als
Radiomoderator beschäftigt. Seine Spezialität war der Rock ’n’ Roll der
1950er und 1960er Jahre. In Anspielung auf seinen Rollstuhl hatte er den
Spitznamen „Rolling Schorsch“, mit dem er sich auch immer am Ende seiner
Sendungen verabschiedete. Er brachte auch die Spider Murphy Gang ins Radio,
die für seine Sendung erstmals einen Rock-and-Roll-Song in bayrischer
Mundart sangen. Kostya gilt als Entdecker der Band.)
Da haben wir schon davon gesprochen wie es früher war. (lacht) Dabei
hat zu dem Zeitpunkt die Band gerade sechs Jahre lang existiert.
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B K:
Wie war bei dem Film die Zusammenarbeit mit dem bekannten Schauspieler Hans
Brenner?
G S:
(schwärmt)
Jaaa, da sag ich jetzt nicht „Kult“, sondern legendär! Der war schon toll und er
hat uns auch viel geholfen. Da war auch oft die Ruth Drexel dabei, die mit dem
Hans Brenner zusammen war. Mir hat das total viel Spaß gemacht und der Film ist
auch richtig gut geworden. Den kann man sich auch heute noch anschauen finde
ich. Zu der Zeit war ja gerade die Neue Deutsche Welle angesagt und es gab auch
viele Klamauk-Filme. Wenn ich da an den Film der Band Trio denke, oder das was
Nena und Markus produziert haben. Da können wir schon zufrieden sein denk ich.
(grinst) Auch wenn es immer schwierig ist sich dabei selber zu sehen.
B K:
Siehst Du Dir den Film auch manchmal selber noch an?
G S:
Ja, wir
hatten erst im Sommer eine Vorführung beim Kino am Olympiaturm in München. Wenn
man da den jungen Mann mit der Haartolle sieht, dann ist es schon ein komisches
Gefühl und man weiß gar nicht, was man mal mit dem Typen auf der Leinwand zu tun
gehabt hat. Bis Dir dann einfällt: „Das war ja mal ich.“ (lacht)
B K:
Wenn heutzutage eine Band anfängt Karriere zu machen, glaubst Du die hat jetzt
auch noch die Chance 40 Jahre zu existieren und so legendär zu werden bzw. sich
zum „Kult“ zu entwickeln?
G S:
Doch das
wird’s schon noch geben. Wenn man es mal geschafft hat generationsübergreifend
Erfolg zu haben und nicht nur spezielle Fans, die Amerikaner sagen dazu „Crossover“,
dann glaube ich schon, dass das möglich ist. Nimm doch nur mal die Sportfreunde
Stiller. Da gibt es jetzt auch Leute, die schon sagen „Das war unsere Zeit“ und
die kommen jetzt auch zusammen mit noch jüngeren Fans auf ihre Konzerte.
B K:
Welche musikalischen Vorbilder oder Idole habt Ihr in Eurer Karriere schon
selber treffen dürfen und welche hättet Ihr noch gerne getroffen?
G S:
Unser
großer Traum ist ja in Erfüllung gegangen und der Barney und ich haben Chuck
Berry treffen dürfen, der immer unser Held war. Er hat uns am meisten
beeinflusst. Nicht nur mit seinem Gitarrenspiel. Chuck Berry war der komplette
Musiker. Er hat die Texte geschrieben, Musik komponiert, Gitarre gespielt und
gesungen. So wollte ich auch immer sein und wie er die Texte geschrieben hat,
dass hat mich schon immer inspiriert. Ich hab ja auch einige Songs von Chuck
Berry gecovert. Die BILD-Zeitung hat das damals arrangiert, als er in der Elser
Halle aufgetreten ist. Er galt ja oft mal als schwierig, war aber an diesem
Abend gut aufgelegt und hat uns in den Arm genommen. Der Barney und ich sind ja
fast in Ohnmacht gefallen. (lacht) Einige Idole habe ich aber verpasst.
Jerry Lee Lewis habe ich zwar live gesehen, aber nie persönlich kennengelernt
und Bill Haley habe ich leider verpasst, als er in Schwabing gespielt hat, weil
wir selber an dem Tag einen Gig hatten. (denkt nach) Eigentlich sind wir
auch über die Beatles zu Chuck Berry gekommen, weil die ja auch Songs von ihm
gespielt haben. Deshalb wollten wir auch ein bisschen wie die Beatles sein.
Deswegen war das auch ein tolles Gefühl für mich bei einem Konzert von Paul
McCartney, mit dessen Musik ich ja aufgewachsen bin. Ich hatte einen tollen
Platz und konnte mich gut in die Begeisterung von Fans für ihre Idole
hineinfühlen. Ich glaube Paul hat mir auch zugewinkt und gesagt: „Servus,
Günther!“. (lacht)
Signierte nicht nur Autogrammkarten:
Günther Sigl |
B K:
Wie fühlt Ihr Euch, wenn Ihr als Band von anderen verehrt werdet?
G S:
Naja,
das ist einem manchmal schon fast ein bisschen peinlich. (lacht)
B K:
Ihr seid ja auf jeden Fall auch immer sehr nahbar und gerne im direkten
Kontakt mit den Fans.
G S:
Ja, das
ist auch wichtig für eine Identifikation mit uns. Es soll ja keiner das
Gefühl haben, da stehen jetzt die unnahbaren Topstars auf der Bühne. Ich
glaube es geht bei unseren Fans eher in die Richtung: „Des sind unsere Buam!“.
Gerade in Bayern bzw. in München.
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B K:
Wird es von Euch auch weiterhin neue Songs geben?
G S:
Ja
schon. Ich bin ja auch mit meinem Solo-Projekt auch unterwegs und mache da neue
Songs. Da sind bestimmt auch für die Spider Murphy Gang wieder ein paar Nummern
dabei. Wir müssen die dann immer erstmal ins Live-Programm einbauen, um zu sehen
ob die Lieder uns selber auf der Bühne Spaß machen. Das ist ja nicht bei allen
Songs so. Manche hat man dann nur auf Platte aufgenommen, aber nie im Programm
gespielt, weil sie halt live nicht so tauglich waren.
Auch auf dem Mischpult ist festgehalten wer
der "Chef" der Truppe ist... |
B K:
Eine Frage habe ich noch Günther. Eure erfolgreichste Zeit, war auch
gleichzeitig eine große Zeit der bayerischen Kultserien im Fernsehen. Gibt es
für Dich persönlich eine Serie, die Du gerne angeschaut hast?
G S:
(überlegt)
Eigentlich alles. „Irgendwie und Sowieso“ natürlich. Und selbstverständlich die
„Münchner Geschichten“! Damals haben wir für uns gedacht: „Die verfilmen ja
unser Leben!“. Wir sind genau wie der Tscharlie durch Schwabing gestreift und es
war immer einer dabei, der Pläne geschmiedet hat und jemand der mehr so ein
„Adabei“ war. Im Sommer waren wir auch tagelang unten an der Isar mit unseren
Dosen und den großen Flaschen Lambrusco. Damals unsere „2 Liter-Bomber“, wie wir
immer gesagt haben. (lacht) Deswegen waren solche Serien wie „Münchner
Geschichten“ für uns super. Auch neuere Formate wie „Hubert und Staller“ oder
„München 7“ sind immer wieder sehr lustig. Das Münchnerische bzw. das Bayerische
hat schon immer was.
B K:
Das ist ja auch in der Musik wieder sehr gefragt.
G S:
Ja, da
muss man sagen, dass wir das Bayerische eine Zeit lang alleine besetzt hatten.
Wenn da neue Bands mit bayerischen Texten kamen, dann haben einige Plattenfirmen
sofort gesagt „Das ist ja wie bei der Spider Murphy Gang!“. Jetzt ist es
gottseidank wieder anders und wir haben selber schon mit tollen und jungen
bayerischen Künstlern zusammengespielt. Da denk ich nur an die Claudia Koreck,
die Jungs von LaBrassBanda oder auch Kofelgschroa. Es ist toll wenn sich da viel
tut und sich da auch wieder viele Fans finden.
B K:
Günther vielen Dank für das Gespräch und wir sehen uns zum 50. Im englischen
Garten.
G S:
(lacht)
Würd mich freuen. |