Interview mit Günther Sigl von der Spider Murphy Gang

(März 2018)

Zum 40. Bandjubiläum

http://www.spider-murphy-gang.de

Diese Songzeile aus dem gleichnamigen Song der Spider Murphy Gang  sagt eigentlich alles: die Spider Murphy Gang ist noch da. Im Jahr 2017 feierte die Spider Murphy Gang ihr 40-jähriges Bandjubiläum. Die Rock 'n‘ Roll Schua wurden auch da wieder zur großen Feier „40 Jahre Spider Murphy Gang und Gäste“ geschnürt, die am 28.10.2017 in der Münchener Olympiahalle stattfand. Zur Veröffentlichung der DVD und CD "40 Jahre Rock'n' Roll" gab es im Saturn an der Theresienhöhe ein 45 Minuten Unplugged-Gig. Bandleader Günther Sigl stand uns für ein kurzes Gespräch zur Verfügung.

Bayerische Kultserien: Nach Eurem Kurzauftritt hier, muss ich gleich mal eine Frage vorziehen. Ihr seht alle noch unverschämt fit und gut aus. Wie macht Ihr das? Wie hältst Du Dich fit?

Günther Sigl: (lacht) Ich weiß es auch nicht. Das liegt wahrscheinlich am Rock’n’Roll. Der Barney raucht zwar schon viel, aber ich für meinen Teil bin Nichtraucher und trinke auch nicht. Jetzt mache ich zwar nicht großartig Sport oder ähnliches, schaue aber schon, dass ich genug Bewegung habe. Ansonsten braucht man halt gute Gene. (grinst) In meiner Familie sind sie ja alle relativ alt geworden. Mein Vater z.B ist 96 Jahre alt geworden, da habe ich also zumindest noch die Aussicht bis zu unserem 50jährigem Bandjubiläum dabei zu sein. Das wäre schon Wahnsinn.

B K: Was könntet Ihr zu diesem Anlass noch veranstalten?

G S: (lacht laut) Wenn es uns die Schlösser- und Seenverwaltung gestatten würde, dann würde mir etwas Ähnliches vorschweben, wie es „Simon & Garfunkel“ mit einem Auftritt im Central Park gemacht haben. (Als The Concert in Central Park wurde das Konzert bekannt, das das US-amerikanische Folk-Rock-Duo am 19. September 1981 im New Yorker Central Park gab. Es war ein Beitrag der beiden Musiker zur Sanierung des heruntergekommenen Stadtparks im Zentrum Manhattans. Zu dem Benefizkonzert kamen bei freiem Eintritt mehr als eine halbe Million Zuschauer.)  Bei uns wäre es halt „Sommer in der Stadt“ im Englischen Garten. Mit 100.000 Leuten. (lacht)

B K: Das wäre ja eine tolle Idee!

G S: Ja, aber wie gesagt wird das glaube ich nicht genehmigt. Wir haben da schon mal gefragt. Aber wer weiß, wenn wir wirklich 50jähriges Bandbestehen feiern und Unterstützung vom Oberbürgermeister bekommen…

B K: 40 Jahre „Spider Murphy Gang“ sind ja auch schon imposant genug! Ich kann mich noch an den Kauf der CD zum 20jährigen Jubiläum erinnern. Wie überraschend ist es für Euch selber, dass es die Band immer noch gibt?

G S: Musik zu machen ist unser aller Leidenschaft. Ich kann mir da nichts anderes vorstellen. Wir sind immer noch mit Leidenschaft dabei und es macht uns Spaß wenn wir Konzerte geben können. Vor 40 Jahren haben wir natürlich noch nicht gewusst, dass das so lange gehen würde. Und auch so erfolgreich. Wir haben in dieser Zeit doch einige Lieder geschrieben, die Evergreens geworden sind. Viele sagen z.B. „Sommer in der Stadt“ ist DAS Münchner Lied und DIE Liebeserklärung an München. So was mögen die Leute und können sich damit identifizieren. Die wissen um was es geht. Nicht nur bei „Skandal im Sperrbezirk“ oder „Schickeria“, sondern bei vielen anderen Songs, in denen wir typische Münchner Themen haben. 

B K: Wie ist das, wenn man für schon fast vier Generationen Musik macht?

G S: Das ist sehr schön. Gerade wenn wir auf dem Land spielen, kommt die ganze Jugend mit auf’s Konzert und steht in der ersten Reihe. Da singen erstaunlicherweise sogar die ganz kleinen Kinder die Texte mit. Ich sage dann immer: „Ihr Eltern müsst doch aufpassen, dass die Kleinen nicht so versaute Texte wie „…draußen vor der großen Stadt…“ mitsingen!“ (lacht)

 

B K: Was kannst Du persönlich mit dem Wort „Kult“ anfangen, bzw. wenn man zu Euch sagt, ihr seid eine „Kultband“?

G S: Ich glaube „Kult“ waren wir vor 30 Jahren schon. (lacht) Das ist auch alles etwas abgenutzt. Alles ist gleich Kult und so. Es freut uns, dass die Leute es mögen und bei Konzerten eine gute Stimmung aufkommt. (überlegt) Der Begriff „Kult“ ist schon ein wenig überstrapaziert.

B K: Es gibt ja von 1983 einen Film von Euch. Warum habt Ihr seid dieser Zeit nicht noch mal einen Film gemacht? Vielleicht auch eine größere Dokumentation?

G S: Ja, das steht dieses Jahr sogar an. Das wird ein großes Projekt, das auch im Kino laufen soll. Damals war das ja ein Spielfilm, der von Michael Verhoeven produziert wurde. Georg Kostya hat damals quasi Regie geführt und das Drehbuch geschrieben. (Von der Gründung des dritten Radioprogramms 1971 an war Kostya bei Bayern 3 als Radiomoderator beschäftigt. Seine Spezialität war der Rock ’n’ Roll der 1950er und 1960er Jahre. In Anspielung auf seinen Rollstuhl hatte er den Spitznamen „Rolling Schorsch“, mit dem er sich auch immer am Ende seiner Sendungen verabschiedete. Er brachte auch die Spider Murphy Gang ins Radio, die für seine Sendung erstmals einen Rock-and-Roll-Song in bayrischer Mundart sangen. Kostya gilt als Entdecker der Band.) Da haben wir schon davon gesprochen wie es früher war. (lacht) Dabei hat zu dem Zeitpunkt die Band gerade sechs Jahre lang existiert.

 

B K: Wie war bei dem Film die Zusammenarbeit mit dem bekannten Schauspieler Hans Brenner?

G S: (schwärmt) Jaaa, da sag ich jetzt nicht „Kult“, sondern legendär! Der war schon toll und er hat uns auch viel geholfen. Da war auch oft die Ruth Drexel dabei, die mit dem Hans Brenner zusammen war. Mir hat das total viel Spaß gemacht und der Film ist auch richtig gut geworden. Den kann man sich auch heute noch anschauen finde ich. Zu der Zeit war ja gerade die Neue Deutsche Welle angesagt und es gab auch viele Klamauk-Filme. Wenn ich da an den Film der Band Trio denke, oder das was Nena und Markus produziert haben. Da können wir schon zufrieden sein denk ich. (grinst) Auch wenn es immer schwierig ist sich dabei selber zu sehen.

B K: Siehst Du Dir den Film auch manchmal selber noch an?

G S: Ja, wir hatten erst im Sommer eine Vorführung beim Kino am Olympiaturm in München. Wenn man da den jungen Mann mit der Haartolle sieht, dann ist es schon ein komisches Gefühl und man weiß gar nicht, was man mal mit dem Typen auf der Leinwand zu tun gehabt hat. Bis Dir dann einfällt: „Das war ja mal ich.“ (lacht)

B K: Wenn heutzutage eine Band anfängt Karriere zu machen, glaubst Du die hat jetzt auch noch die Chance 40 Jahre zu existieren und so legendär zu werden bzw. sich zum „Kult“ zu entwickeln?

G S: Doch das wird’s schon noch geben. Wenn man es mal geschafft hat generationsübergreifend Erfolg zu haben und nicht nur spezielle Fans, die Amerikaner sagen dazu „Crossover“, dann glaube ich schon, dass das möglich ist. Nimm doch nur mal die Sportfreunde Stiller. Da gibt es jetzt auch Leute, die schon sagen „Das war unsere Zeit“ und die kommen jetzt auch zusammen mit noch jüngeren Fans auf ihre Konzerte.

B K: Welche musikalischen Vorbilder oder Idole habt Ihr in Eurer Karriere schon selber treffen dürfen und welche hättet Ihr noch gerne getroffen?

G S: Unser großer Traum ist ja in Erfüllung gegangen und der Barney und ich haben Chuck Berry treffen dürfen, der immer unser Held war. Er hat uns am meisten beeinflusst. Nicht nur mit seinem Gitarrenspiel. Chuck Berry war der komplette Musiker. Er hat die Texte geschrieben, Musik komponiert, Gitarre gespielt und gesungen. So wollte ich auch immer sein und wie er die Texte geschrieben hat, dass hat mich schon immer inspiriert. Ich hab ja auch einige Songs von Chuck Berry gecovert. Die BILD-Zeitung hat das damals arrangiert, als er in der Elser Halle aufgetreten ist. Er galt ja oft mal als schwierig, war aber an diesem Abend gut aufgelegt und hat uns in den Arm genommen. Der Barney und ich sind ja fast in Ohnmacht gefallen. (lacht) Einige Idole habe ich aber verpasst. Jerry Lee Lewis habe ich zwar live gesehen, aber nie persönlich kennengelernt und Bill Haley habe ich leider verpasst, als er in Schwabing gespielt hat, weil wir selber an dem Tag einen Gig hatten. (denkt nach) Eigentlich sind wir auch über die Beatles zu Chuck Berry gekommen, weil die ja auch Songs von ihm gespielt haben. Deshalb wollten wir auch ein bisschen wie die Beatles sein. Deswegen war das auch ein tolles Gefühl für mich bei einem Konzert von Paul McCartney, mit dessen Musik ich ja aufgewachsen bin. Ich hatte einen tollen Platz und konnte mich gut in die Begeisterung von Fans für ihre Idole hineinfühlen. Ich glaube Paul hat mir auch zugewinkt und gesagt: „Servus, Günther!“. (lacht)

Signierte nicht nur Autogrammkarten: Günther Sigl

B K: Wie fühlt Ihr Euch, wenn Ihr als Band von anderen verehrt werdet?

G S: Naja, das ist einem manchmal schon fast ein bisschen peinlich. (lacht)

B K: Ihr seid ja auf jeden Fall auch immer sehr nahbar und gerne im direkten Kontakt mit den Fans.

G S: Ja, das ist auch wichtig für eine Identifikation mit uns. Es soll ja keiner das Gefühl haben, da stehen jetzt die unnahbaren Topstars auf der Bühne. Ich glaube es geht bei unseren Fans eher in die Richtung: „Des sind unsere Buam!“. Gerade in Bayern bzw. in München.

 

B K: Wird es von Euch auch weiterhin neue Songs geben?

G S: Ja schon. Ich bin ja auch mit meinem Solo-Projekt auch unterwegs und mache da neue Songs. Da sind bestimmt auch für die Spider Murphy Gang wieder ein paar Nummern dabei. Wir müssen die dann immer erstmal ins Live-Programm einbauen, um zu sehen ob die Lieder uns selber auf der Bühne Spaß machen. Das ist ja nicht bei allen Songs so. Manche hat man dann nur auf Platte aufgenommen, aber nie im Programm gespielt, weil sie halt live nicht so tauglich waren.

Auch auf dem Mischpult ist festgehalten wer der "Chef" der Truppe ist...

B K: Eine Frage habe ich noch Günther. Eure erfolgreichste Zeit, war auch gleichzeitig eine große Zeit der bayerischen Kultserien im Fernsehen. Gibt es für Dich persönlich eine Serie, die Du gerne angeschaut hast?

G S: (überlegt) Eigentlich alles. „Irgendwie und Sowieso“ natürlich. Und selbstverständlich die „Münchner Geschichten“! Damals haben wir für uns gedacht: „Die verfilmen ja unser Leben!“. Wir sind genau wie der Tscharlie durch Schwabing gestreift und es war immer einer dabei, der Pläne geschmiedet hat und jemand der mehr so ein „Adabei“ war. Im Sommer waren wir auch tagelang unten an der Isar mit unseren Dosen und den großen Flaschen Lambrusco. Damals unsere „2 Liter-Bomber“, wie wir immer gesagt haben. (lacht) Deswegen waren solche Serien wie „Münchner Geschichten“ für uns super. Auch neuere Formate wie „Hubert und Staller“ oder „München 7“ sind immer wieder sehr lustig. Das Münchnerische bzw. das Bayerische hat schon immer was.

B K: Das ist ja auch in der Musik wieder sehr gefragt.

G S: Ja, da muss man sagen, dass wir das Bayerische eine Zeit lang alleine besetzt hatten. Wenn da neue Bands mit bayerischen Texten kamen, dann haben einige Plattenfirmen sofort gesagt „Das ist ja wie bei der Spider Murphy Gang!“. Jetzt ist es gottseidank wieder anders und wir haben selber schon mit tollen und jungen bayerischen Künstlern zusammengespielt. Da denk ich nur an die Claudia Koreck, die Jungs von LaBrassBanda oder auch Kofelgschroa. Es ist toll wenn sich da viel tut und sich da auch wieder viele Fans finden.

B K: Günther vielen Dank für das Gespräch und wir sehen uns zum 50. Im englischen Garten.

G S: (lacht) Würd mich freuen.

 
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