Bayerische Kultserien:
Herr
Rosenmüller, mittlerweile weiß man ja, dass Sie es nicht unbedingt darauf
anlegen auf „Bayern“ oder auf Dialektfilme abonniert zu sein…
Marcus H. Rosenmüller:
Auf
Dialekte schon! Es muss nur nicht immer der bayerische Dialekt sein. Ich habe
das auch schon immer bei Filmen von Detlev Buck oder bei österreichischen
Produktionen gemocht. Die haben da einfach noch nie Berührungsängste gehabt,
genauso wenig wie die Amerikaner übrigens, die auch viel mit Dialekten drehen.
Ich finde das gehört einfach dazu. Da ich natürlich Bayer bin, dort meine
Wurzeln sind und es bisher auch zu den Geschichten, die ich verfilmt habe
gepasst hat, war es eben bisher der bayerische Dialekt. Bei „Wer früher stirbt
ist länger tot“ war es klar, dass es bayerisch sein muss, weil da ja auch z.T.
Dinge vorkommen, die ich selber erlebt habe, da ging es gar nicht anders. Ich
habe übrigens jetzt eine Geschichte bzw. eine Biographie angeboten bekommen, bei
der es um den Bremer Bernd Trautmann geht, der damals Kriegsgefangener war und
als Fußballer bei Manchester City zur Torwart-Legende wurde. Das hat mir sehr
gefallen und ich schreibe auch gerade das Drehbuch dazu. Da ist es auch klar,
dass ich den nicht bayerisch sprechen lassen kann, sondern dass es authentisch
sein muss. Wir sind da gerade in der Vorbereitung und es wird interessant wie
wir dass sprachlich alles umsetzen.
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B K:
Wie
viel vom Drehbuch wurde denn bei Ihrem neuen Film „Wer’s glaubt wird selig“ von
Ihnen geschrieben? Das Original stammt ja von Jeremy Leven…
Rosi:
Wir haben da
einige Nebengeschichten eingebaut. Zum Beispiel die Sache mit dem Hund und auch
einige Geschichten mit der Evi oder mit dem Papst…. (verstummt) Aber mehr
darf man hier ja jetzt gar nicht erzählen. (lacht) Sonst verrat ich hier
noch Geheimnisse. Das müsst ihr schon selber anschauen! Das soll jetzt auch
nicht den Verdienst des Autors schmälern, der übrigens auch schon ein Drehbuch
für Robert Redford geschrieben hat. (guckt stolz und lacht) Als ich das
Original Buch gelesen habe, habe ich selten so gelacht. Der Ton der Geschichte
war damit absolut schon gegeben. Da wurde nichts mehr geändert. Was allerdings
immer der Fall ist, dass man kurz vor Drehbeginn noch einige Einfälle hat und
kreativ wird.
B K:
Auch in
diesem Film sind wieder einige Gesichter dabei, die man schon aus mehreren
Filmen von Ihnen kennt. Zum Beispiel Jürgen Tonkel oder auch Simon Schwarz.
Greifen Sie gerne auf bewährte Schauspieler zurück?
Rosi:
Ja freilich.
Vor allen Dingen auf Leute, mit denen man super gearbeitet und es Spaß gemacht
hat. Da freut man sich auch, wenn man sich wieder sieht und miteinander
arbeitet. Die teilen ja auch den gleichen Geschmack und Humor. Wenn ich solche
Leute dann anrufe, dann weiß ich, dass die alles geben, auch wenn‘s z.B. mal
länger dauert oder man beim Drehen Probleme oder Entscheidungsschwierigkeiten
hat. Da kommen dann auch viele gute Ideen und für so was bin ich dankbar.
B K:
Auch
Maxi Schaffroth, der ja schon bei „Sommer der Gaukler“ mit dabei war, spielt
wieder mit. Ein Kabarettist, der im Film vorher relativ unbekannt war, für mich
aber eine absolute Neuentdeckung ist. Sie drehen allgemein gerne mit
Kabarettisten oder?
Rosi:
Ja das stimmt
schon. Das hab ich scheinbar auch vom österreichischen Film abgeschaut, die dass
ja z.B. mit Josef Hader und Alfred Dorfer öfter gemacht haben. Ich glaube der
Kabarettist hat auch einen ähnlichen Humor oder Weltanschauung wie ich. Leute
wie Andreas Giebel, Heinz Josef Braun, Stephan Zinner, Sigi Zimmerschied und
eben auch Maxi Schaffroth haben dieses selbst denkende, reflektierende und ich
glaub das passt eben ganz gut.
B K:
Im
neuen Film spielt Christian Ulmen die Hauptrolle, der ja auch schon in großen
Blockbustern wie „Männerherzen“ mitgespielt hat. Wie ist die Arbeit mit so einem
großen „Star“?
Rosi:
Die Aufregung
ist da im Vorfeld natürlich größer. Auch wenn man so jemand wie Hannelore Elsner
dabei hat. Man denkt sich schon „Mei hoffentlich ist das mit denen nicht so
kompliziert“ usw., aber das war überhaupt nicht der Fall. Die Arbeit war
wunderbar und auch der Christian ist ein ganz unkomplizierter Mensch.
Hervorragend.
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B
K:
Wenn man sich
so ein paar Interviews im Vorfeld durchliest oder auch sieht, dann hat man schon
das Gefühl ihr zwei habt viel Spaß miteinander. Christian Ulmen musste dann ja
auch immer betonen, dass die Bayern keine Dummköpfe sind…
Rosi:
(lacht)
Er hat halt immer wieder mal versucht in unserem Dialekt zu sprechen und das
klingt so fürchterlich. Da hab ich halt immer gemeint, dass er die Bayern damit
verarschen will. Aber ansonsten haben wir uns wirklich gut verstanden. Sowohl er
als auch der Simon Schwarz sind schlagfertig bis zum geht nicht mehr. Das sind
wirkliche Comedians und haben schon viel drauf. Ich brauch auch solche Leute,
damit dann bei einem Film auch was rauskommt. So was kann man am Schreibtisch
gar nicht erschaffen.
B K:
Die
Musik stammt wie gewohnt wieder von Gerd Baumann….
Rosi:
Ja, das ist
auch eine tiefe Freundschaft und wir zwei sind wirklich auf einer Wellenlänge
und haben ein sehr gutes Verständnis. Wir machen ja hin und wieder diese
Gedichte-Lesungen und da haben wir uns einfach gesucht und gefunden.
B K:
Das
durfte ich ja selber schon mal im Vereinsheim in München bewundern. Machen Sie
so etwas auch weiterhin?
Rosi:
Doch, das
werden wir auch weiter machen und versuchen das einmal im Monat. Das sind dann
die Höhepunkte unseres Schaffens. (lacht)
B K:
Beim
Publikumsgespräch gerade eben im Kino, haben Sie auch auf den Film „Die Hummel“
von Sebastian Stern hingewiesen. Wenn Sie hören, dass Sie mittlerweile ein
Vorbild für einige Nachwuchsregisseure sind, erfüllt Sie das dann mit Stolz?
Immer wird neben „Die Scheinheiligen“ auch „Wer früher stirbt ist länger tot“
als Durchbruch für die bayerische Welle genannt.
Rosi:
Sowieso,
natürlich! Ich sehe uns alle da aber schon mehr so als Familie und „Die
Scheinheiligen“ war damals tatsächlich für uns ein Durchbruch, der als
Abschlussfilm plötzlich 100.000 Leute ins Kino gezogen hat. Das hat für uns als
Clique, die wir alle Bogner und Dietl bewundert haben bedeutet, dass wir uns das
jetzt trauen können. Es gab auch zwischen „Die Scheinheiligen“ und meinem Film
„Wer früher stirbt ist länger tot“ noch einen, der hieß „Grenzverkehr“
von Stefan Betz. Dieser Film hatte auch Erfolg und der gleiche Verleih hat sich
dann auch meinem Film angenommen. Und dann natürlich das Massel, das „Wer früher
stirbt ist länger tot“ gleich so eingeschlagen hat! Das hat ja keiner von uns
erwartet.
B K:
Und war
dann wohl auch eine Initialzündung für andere Regisseure….
Rosi:
Weniger die
Regisseure, die ja schon immer ihre Geschichten gehabt haben, aber für die
Redakteure! Die haben dann nämlich plötzlich gesehen, dass man damit auch ein
bisschen Geld machen kann.
B K:
Christian Lerch, mit dem Sie ja schon einige Bücher geschrieben haben, hat aber
diesmal nichts zum Drehbuch beigetragen?
Rosi:
Doch, der ist
auch mal über eine Fassung des Drehbuchs drüber gegangen, hat aber keinen Credit
gekriegt, weil die Writers Guild Of America den Herrn Leven sehr gut schützt.
(grinst dabei)
B K:
Wie hat
Ihnen denn der Film von Christian Lerch „Was weg is, s weg“ (bei dem er selber
Regisseur war) gefallen?
Rosi:
Super! Und man
muss auch ehrlich sagen, das ist wirklich ein Christian Lerch-Film. So issa eben
und das bewundere ich. Er hat ja auch schon mal so einen Kurzfilm mit dem Titel
„Bulldog“ gemacht, der genauso abgedreht ist und da haben wir schon immer
gewusst dass es irgendwann mal auf einen eigenen Film hinauslaufen muss. Er hat
einfach so viel Visionen und kann auch sehr gut mit den Leuten. Toller
Regisseur!
B K:
Gibt es
irgendeine bayerische Kultserie, die Sie selber immer wieder gerne sehen?
Rosi:
Hm, naja für
eine ganze Serie kann ich mich nicht entscheiden, aber auf jeden Fall einzelne
Folgen. Das ist bei mir natürlich „Münchner Geschichten“ mit „Der lange Weg nach
Sakramento“. Das ist Top! Karl Obermayr mit seinem Monolog von „Jetzt sperr i
auf, dann sperr i wieda zua und am nächst’n dog arbeit i…“. Das war der Wahnsinn
finde ich, da war auch schon sehr viel Skurriles drin.
B K:
Ich
muss auch noch die Frage nach dem dritten Teil stellen….
Rosi:
Welchem
dritten Teil? (guckt ungläubig)
B K:
Na
„Beste Chance“, die Fortsetzung von „Beste Zeit“ und „Beste Gegend“…
Rosi:
(guckt
todernst)
Den gibt’s doch schon längst! Der war letztes Jahr im Kino!
(schweigen und
grübeln)
Rosi:
(lacht)
Nein, Schmarrn, aber das hab ich wirklich noch nie geantwortet! (grinst)
Die Karin (Michalke – Drehbuchautorin) sagt sie schreibt gerade und will mir im
November, wenn sie von der Alm runterkommt eine Fassung präsentieren. Da freu
ich mich auch drauf, denn ich will den unbedingt machen!
B K:
Dann
sag ich danke Herr Rosenmüller, für den kurzen Schockmoment und die Zeit für das
Interview.
Rosi:
(lacht immer
noch)
Kein Problem! Ich danke auch!
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