Interview mit Marcus H. Rosenmüller

(17.08.2012 - Cineplex Kino/Neufahrn)

Bei der Premiere des neuen Films

http://www.wers-glaubt-wird-selig-film.de

Bayerische Kultserien: Herr Rosenmüller, mittlerweile weiß man ja, dass Sie es nicht unbedingt darauf anlegen auf „Bayern“ oder auf Dialektfilme abonniert zu sein…

Marcus H. Rosenmüller: Auf Dialekte schon! Es muss nur nicht immer der bayerische Dialekt sein. Ich habe das auch schon immer bei Filmen von Detlev Buck oder bei österreichischen Produktionen gemocht. Die haben da einfach noch nie Berührungsängste gehabt, genauso wenig wie die Amerikaner übrigens, die auch viel mit Dialekten drehen. Ich finde das gehört einfach dazu. Da ich natürlich Bayer bin, dort meine Wurzeln sind und es bisher auch zu den Geschichten, die ich verfilmt habe gepasst hat, war es eben bisher der bayerische Dialekt. Bei „Wer früher stirbt ist länger tot“ war es klar, dass es bayerisch sein muss, weil da ja auch z.T. Dinge vorkommen, die ich selber erlebt habe, da ging es gar nicht anders. Ich habe übrigens jetzt eine Geschichte bzw. eine Biographie angeboten bekommen, bei der es um den Bremer Bernd Trautmann geht, der damals Kriegsgefangener war und als Fußballer bei Manchester City zur Torwart-Legende wurde. Das hat mir sehr gefallen und ich schreibe auch gerade das Drehbuch dazu. Da ist es auch klar, dass ich den nicht bayerisch sprechen lassen kann, sondern dass es authentisch sein muss. Wir sind da gerade in der Vorbereitung und es wird interessant wie wir dass sprachlich alles umsetzen.

B K: Wie viel vom Drehbuch wurde denn bei Ihrem neuen Film „Wer’s glaubt wird selig“ von Ihnen geschrieben? Das Original stammt ja von Jeremy Leven…

Rosi: Wir haben da einige Nebengeschichten eingebaut. Zum Beispiel die Sache mit dem Hund und auch einige Geschichten mit der Evi oder mit dem Papst…. (verstummt) Aber mehr darf man hier ja jetzt gar nicht erzählen. (lacht) Sonst verrat ich hier noch Geheimnisse. Das müsst ihr schon selber anschauen! Das soll jetzt auch nicht den Verdienst des Autors schmälern, der übrigens auch schon ein Drehbuch für Robert Redford geschrieben hat. (guckt stolz und lacht) Als ich das Original Buch gelesen habe, habe ich selten so gelacht. Der Ton der Geschichte war damit absolut schon gegeben. Da wurde nichts mehr geändert. Was allerdings immer der Fall ist, dass man kurz vor Drehbeginn noch einige Einfälle hat und kreativ wird.

B K: Auch in diesem Film sind wieder einige Gesichter dabei, die man schon aus mehreren Filmen von Ihnen kennt. Zum Beispiel Jürgen Tonkel oder auch Simon Schwarz. Greifen Sie gerne auf bewährte Schauspieler zurück?

Rosi: Ja freilich. Vor allen Dingen auf Leute, mit denen man super gearbeitet und es Spaß gemacht hat. Da freut man sich auch, wenn man sich wieder sieht und miteinander arbeitet. Die teilen ja auch den gleichen Geschmack und Humor. Wenn ich solche Leute dann anrufe, dann weiß ich, dass die alles geben, auch wenn‘s z.B. mal länger dauert oder man beim Drehen Probleme oder Entscheidungsschwierigkeiten hat. Da kommen dann auch viele gute Ideen und für so was bin ich dankbar.

B K: Auch Maxi Schaffroth, der ja schon bei „Sommer der Gaukler“ mit dabei war, spielt wieder mit. Ein Kabarettist, der im Film vorher relativ unbekannt war, für mich aber eine absolute Neuentdeckung ist. Sie drehen allgemein gerne mit Kabarettisten oder?

Rosi: Ja das stimmt schon. Das hab ich scheinbar auch vom österreichischen Film abgeschaut, die dass ja z.B. mit Josef Hader und Alfred Dorfer öfter gemacht haben. Ich glaube der Kabarettist hat auch einen ähnlichen Humor oder Weltanschauung wie ich. Leute wie Andreas Giebel, Heinz Josef Braun, Stephan Zinner, Sigi Zimmerschied und eben auch Maxi Schaffroth haben dieses selbst denkende, reflektierende und ich glaub das passt eben ganz gut.

B K: Im neuen Film spielt Christian Ulmen die Hauptrolle, der ja auch schon in großen Blockbustern wie „Männerherzen“ mitgespielt hat. Wie ist die Arbeit mit so einem großen „Star“?

Rosi: Die Aufregung ist da im Vorfeld natürlich größer. Auch wenn man so jemand wie Hannelore Elsner dabei hat. Man denkt sich schon „Mei hoffentlich ist das mit denen nicht so kompliziert“ usw., aber das war überhaupt nicht der Fall. Die Arbeit war wunderbar und auch der Christian ist ein ganz unkomplizierter Mensch. Hervorragend.

 B K: Wenn man sich so ein paar Interviews im Vorfeld durchliest oder auch sieht, dann hat man schon das Gefühl ihr zwei habt viel Spaß miteinander. Christian Ulmen musste dann ja auch immer betonen, dass die Bayern keine Dummköpfe sind…

Rosi: (lacht) Er hat halt immer wieder mal versucht in unserem Dialekt zu sprechen und das klingt so fürchterlich. Da hab ich halt immer gemeint, dass er die Bayern damit verarschen will. Aber ansonsten haben wir uns wirklich gut verstanden. Sowohl er als auch der Simon Schwarz sind schlagfertig bis zum geht nicht mehr. Das sind wirkliche Comedians und haben schon viel drauf. Ich brauch auch solche Leute, damit dann bei einem Film auch was rauskommt. So was kann man am Schreibtisch gar nicht erschaffen.

B K: Die Musik stammt wie gewohnt wieder von Gerd Baumann….

Rosi: Ja, das ist auch eine tiefe Freundschaft und wir zwei sind wirklich auf einer Wellenlänge und haben ein sehr gutes Verständnis. Wir machen ja hin und wieder diese Gedichte-Lesungen und da haben wir uns einfach gesucht und gefunden.

B K: Das durfte ich ja selber schon mal im Vereinsheim in München bewundern. Machen Sie so etwas auch weiterhin?

Rosi: Doch, das werden wir auch weiter machen und versuchen das einmal im Monat. Das sind dann die Höhepunkte unseres Schaffens. (lacht)

B K: Beim Publikumsgespräch gerade eben im Kino, haben Sie auch auf den Film „Die Hummel“ von Sebastian Stern hingewiesen. Wenn Sie hören, dass Sie mittlerweile ein Vorbild für einige Nachwuchsregisseure sind, erfüllt Sie das dann mit Stolz? Immer wird neben „Die Scheinheiligen“ auch „Wer früher stirbt ist länger tot“ als Durchbruch für die bayerische Welle genannt.

Rosi: Sowieso, natürlich! Ich sehe uns alle da aber schon mehr so als Familie und „Die Scheinheiligen“ war damals tatsächlich für uns ein Durchbruch, der als Abschlussfilm plötzlich 100.000 Leute ins Kino gezogen hat. Das hat für uns als Clique, die wir alle Bogner und Dietl bewundert haben bedeutet, dass wir uns das jetzt trauen können. Es gab auch zwischen „Die Scheinheiligen“ und meinem Film „Wer früher stirbt ist länger tot“ noch einen, der hieß „Grenzverkehr“ von Stefan Betz. Dieser Film hatte auch Erfolg und der gleiche Verleih hat sich dann auch meinem Film angenommen. Und dann natürlich das Massel, das „Wer früher stirbt ist länger tot“ gleich so eingeschlagen hat! Das hat ja keiner von uns erwartet.

B K: Und war dann wohl auch eine Initialzündung für andere Regisseure….

Rosi: Weniger die Regisseure, die ja schon immer ihre Geschichten gehabt haben, aber für die Redakteure! Die haben dann nämlich plötzlich gesehen, dass man damit auch ein bisschen Geld machen kann.

B K: Christian Lerch, mit dem Sie ja schon einige Bücher geschrieben haben, hat aber diesmal nichts zum Drehbuch beigetragen?

Rosi: Doch, der ist auch mal über eine Fassung des Drehbuchs drüber gegangen, hat aber keinen Credit gekriegt, weil die Writers Guild Of America den Herrn Leven sehr gut schützt. (grinst dabei)

B K: Wie hat Ihnen denn der Film von Christian Lerch „Was weg is, s weg“ (bei dem er selber Regisseur war) gefallen?

Rosi: Super! Und man muss auch ehrlich sagen, das ist wirklich ein Christian Lerch-Film. So issa eben und das bewundere ich. Er hat ja auch schon mal so einen Kurzfilm mit dem Titel „Bulldog“ gemacht, der genauso abgedreht ist und da haben wir schon immer gewusst dass es irgendwann mal auf einen eigenen Film hinauslaufen muss. Er hat einfach so viel Visionen und kann auch sehr gut mit den Leuten. Toller Regisseur!

B K: Gibt es irgendeine bayerische Kultserie, die Sie selber immer wieder gerne sehen?

Rosi: Hm, naja für eine ganze Serie kann ich mich nicht entscheiden, aber auf jeden Fall einzelne Folgen. Das ist bei mir natürlich „Münchner Geschichten“ mit „Der lange Weg nach Sakramento“. Das ist Top! Karl Obermayr mit seinem Monolog von „Jetzt sperr i auf, dann sperr i wieda zua und am nächst’n dog arbeit i…“. Das war der Wahnsinn finde ich, da war auch schon sehr viel Skurriles drin.

B K: Ich muss auch noch die Frage nach dem dritten Teil stellen….

Rosi: Welchem dritten Teil? (guckt ungläubig)

B K: Na „Beste Chance“, die Fortsetzung von „Beste Zeit“ und „Beste Gegend“…

Rosi: (guckt todernst) Den gibt’s doch schon längst! Der war letztes Jahr im Kino!

(schweigen und grübeln)

Rosi: (lacht) Nein, Schmarrn, aber das hab ich wirklich noch nie geantwortet! (grinst) Die Karin (Michalke – Drehbuchautorin) sagt sie schreibt gerade und will mir im November, wenn sie von der Alm runterkommt eine Fassung präsentieren. Da freu ich mich auch drauf, denn ich will den unbedingt machen!

B K: Dann sag ich danke Herr Rosenmüller, für den kurzen Schockmoment und die Zeit für das Interview.

Rosi: (lacht immer noch) Kein Problem! Ich danke auch!

 

 
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