Interview mit Hannes Ringlstetter

(30.04.2021 via Schalte)

Zur Veröffentlichung seiner neuen CD "Heile Welt".

https://www.ringlstettertv.de/on-tour

© Susanne Schleyer

Bayerische Kultserien: Hannes, bezüglich Deiner neuen CD „Heile Welt“, die am 07.05.2021 erschienen ist, frühstücke ich als erste die Frage nach dem Titel ab. Die wirst Du nämlich mittlerweile öfter gehört haben. Das letzte Album hieß „Fürchtet euch nicht“ und nun kommt „Heile Welt“. Bei der aktuellen Situation mit der Corona-Krise, könnte man geneigt sein, Dir bei der Titelwahl Sarkasmus zu unterstellen.

Hannes Ringlstetter: Ist es aber überhaupt nicht. Der Titel war schon vor der Pandemie gewählt, auch wenn man das jetzt vielleicht nicht glaubt. Nach „Fürchtet euch nicht“, hatte ich das Gefühl, dass es nach so einem bedeutungsvollen Namen etwas Kleineres sein sollte. Zumindest war das mein Gedanke. Es war so ungefähr im Oktober 2019, wo mir aufgefallen ist, dass sich ganz viele Leute in eine gewisse „Privatheit“ zurückgezogen hatten, weil ihnen Vieles zu stressig wurde. Durch die Pandemie hat das jetzt so einen Bedeutungswechsel erhalten, wo sich die Leute alle nach einer heilen Welt sehnen. Und man darf auch schon mal darauf hinweisen, dass die Welt davor auch nicht heile war. (lacht)

B K: Du hast aber nie daran gedacht den Titel noch mal zu ändern?

H R: Nein, weil ich es gut fand, dass die Bedeutung sich so geändert hat. Ohne, dass ich etwas dafür tun musste.

B K: Als die CD „Fürchtet euch nicht“ erschienen ist, war das eine Zeit, wo man in Deutschland einen gewissen „Rechtsruck“ verspürt hat. Nun „Heile Welt“ vor dem Hintergrund der Corona-Krise. Ist diese Aktualität tatsächlich immer unbewusst?

H R: (lacht) Das ist wirklich unbewusst. Aber es wurden mir tatsächlich schon prophetische Züge unterstellt. So weit würde ich persönlich aber nicht gehen. Keine Ahnung, vielleicht spüre ich so etwas.

B K: Irgendwo hat ja wahrscheinlich doch alles einen Einfluss auf das Künstlerische. Selbst bei Dir. (lacht)

H R: Logisch, man ist ja nicht von der Welt abgeschnitten. Ich kann immer nur von mir ausgehen und damals in Zeiten der Flüchtlingskrise, wo es so viel Angst gab, wollte ich etwas entgegensetzen. Jetzt hatte ich das Bedürfnis was gegen diese „Biedermeierei“ zu setzen, die so um sich greift. Nun, wo alle Zuhause sein müssen, wollen plötzlich alle raus.

B K: Dann hast Du auch schon vor der Krise Songs für die CD geschrieben?

H R: Ich habe im Oktober 2019 angefangen zu schreiben. Ungefähr die Hälfte der Songs gab es schon davor. Die andere Hälfte entstand ungefähr zur Zeit des ersten Lockdown.

B K: Es sind nämlich schon Texte dabei, die sich explizit damit beschäftigen.

H R: Genau. Der Song „Heller Schein“ zum Beispiel, war auch schon vor der Krise da. Eigentlich ein privates Lied für jemand, dem es schlecht ging. Auf einmal sagten dann alle „ja, genau so geht’s mir gerade wegen Corona. Ich brauche Hoffnung.“ So ging es mir mit ein paar Liedern. Und dann kamen natürlich ein paar dazu, wo ich versucht habe meinen Blick auf die Pandemie zu verwerten. Richtig konkret wird das aber nur bei dem Song „Logistiksymphonie“. Sonst sind es oft einfach Sehnsuchtslieder, wie z.B. bei „Endlich Nacht“, wo es mir um Momente oder Zustände ging, nach denen man sich vielleicht einfach wieder mal sehnt. 

B K: Woher nimmst Du denn sonst Deine Inspirationen für Songs?

H R: Bei mir ist das total zweigeteilt. Es gibt Lieder, vor allem die ruhigen, die entstehen wirklich in wenn ich mich zurückziehe, still werde und sehr in die Selbstreflexion und Einsamkeit gehe. Und dann gibt es die Songs, die entstehen, wenn ich irgendwo bin und mich eine bestimmte Energie inspiriert. Das blöde bei einer Inspiration ist halt, die kommt einfach irgendwann und lässt sich nicht kontrollieren. (lacht) Das ist das Schöne, aber gleichzeitig manchmal ein Problem.

B K: Mit Genussmitteln soll man sich ja auch öfter mal inspiriert fühlen.

H R: Ja, man ist im Rausch gerne mal inspiriert, aber man kann es dann nicht umsetzen. Selten genug habe ich leider diesen Zustand (grinst), aber ich habe mir dann angewöhnt, dass ich es dann am nächsten Tag versuche in etwas Gutes zu entwickeln.

B K: Du kannst es ja zumindest versuchen gleich aufzuschreiben.

H R: (lacht) Jahrzehntelange Erfahrungen haben bewiesen, dass das was man in diesem Zustand als großartig empfindet, ist am nächsten Tag nicht wirklich gut. (grinst)

B K: Auch wenn Du es nicht immer als Thema hast, würdest Du Dich grundsätzlich als politischen Menschen bezeichnen?

H R: Für mich hat politisch sein etwas mit der Gesellschaft zu tun. Und mit dem Anteil an der Gesellschaft bzw. seiner Eigenverantwortung. So ist Demokratie aufgebaut. Dazu gehört sich selber zu reflektieren oder Sachen zu verändern und sich zu engagieren, was ich bei konkreten Dingen mache. Deswegen bin ich schon ein politischer Mensch. Müde werde ich nur bei einer sinnlosen Labereien, bei denen dann am Schluss jeder recht hat oder recht haben will.

B K: Man sieht Dich ja schon oft bei Aktionen von der Bellevue di Monaco oder ähnlichem.

H R: Ja, weil es da um etwas Konkretes geht. Wenn es um Menschen und Menschenrechte geht, dann kann man sich nicht oft genug hinstellen und deutlich machen, was der Kern eines Zusammenlebens ist. Projekte von Bellevue di Monaco zeigen dann zum Beispiel wie etwas geht, was man machen kann und man nicht beim Labern bleiben muss. Deswegen mache ich da gerne mit.

B K: Bei Dir gefällt mir auch immer sehr, wenn Du Kooperationen mit anderen Künstlern hast. Bei den vorherigen CDs zum Beispiel mit Stephan Zinner, Claudia Koreck oder Stefan Stoppok. Ist diesmal auch wieder jemand dabei?

H R: Diesmal ist nur ein einziger „Featuring Track“ dabei. Mit der Anja Bavaria, einer Sängerin aus dem Oberland, die vor Corona gerade dabei war richtig durchzustarten. Sie hat genau die richtige Stimme für den betreffenden Song gehabt. Ansonsten wollte ich mich auf CD diesmal mehr auf mich konzentrieren, weil wir in der TV-Sendung ja auch schon ständig mit anderen Leuten etwas performen. Live hingegen habe ich schon oft Bock auf so was.

B K: Du wärst schon sehr bereit für Live-Auftritte, oder?

H R: Wenn irgendjemand sagt, dass eine Bühne offen ist, dann bin ich am Start!

B K: Man hat Dich ja auch schon oft Rappen gehört. Wenn ich da an „a echter Bayer“ mit dem Monaco F oder auch an „Fürchtet Euch nicht“ denke. Wirst Du das auch zukünftig mal wieder machen?

H R: Ja, ich habe mir tatsächlich vorgenommen so einmal im Jahr einen Track mit Freunden zu machen, wo ich auch ein bisschen Rappen kann. Das macht mir total Spaß.

B K: Du hast ja auf Deinen CDs auch immer viele verschieden Musikstile drauf. Und tatsächlich finde ich, dass Deine Stimme zu allem passt. Ist Dir die Vielseitigkeit wichtig?

H R: Total. (überlegt) So bin ich halt auch. Mich interessiert das und ich habe persönlich auch immer schon einen breiten Musikgeschmack gehabt. Gottseidank habe ich auch eine Band, die Lust hat sich durch alle Genres zu spielen. Musikalisch mag ich es zu gucken was da alles gehen kann. Da bin ich auch ehrgeizig und es reizt mich dann so was zu machen.

B K: In einem früheren Interview hast Du mir mal gestanden früher eine „Westernhagen-Phase“ gehabt zu haben…

H R: Jetzt sprichst Du mich wirklich noch mal darauf an. (guckt verschämt und lacht) Als ich heute gelesen habe, dass wir ein Interview haben, musste ich sofort daran denken. „Scheiße, dass ist der, der mir meinen Westernhagen rausgeleiert hat.“ Irgendwie hatte ich früher wohl das Gefühl, dass es mit ihm doch einen großen deutschen Popstar hätte geben können. Er hat sich cool bewegt und gegeben, aber letztendlich merkt man: Er war er nie cool und eher selbstverliebt. (lacht) Der Typ ist der Gerhard Schröder der Popmusik.

B K: Wir halten fest: Du schämst Dich immer noch.

H R: Immer noch. Konsequent. (lacht)

B K: Mit Deiner früheren Band „Schinderhannes“ wärst Du ja schon mal fast ein Rockstar geworden. Bis Du auf den Rat eines Freundes gehört hast, der da war: „Mach erstmal das was Du gut kannst und dann das was Du am liebsten tust!“ Deine Passion war also auf jeden Fall zuerst einmal die Musik?

H R: Wenn ich eine Passion habe, dann ist das immer noch die Musik. Alles andere mache ich aber halt auch wahnsinnig gerne. In irgendeiner Form hat das immer mit künstlerischem Ausdruck zu tun. Da breit aufgestellt zu sein und neugierig zu sein, ist für mich das Richtige. Ich bin heute froh darüber nicht nur Schauspieler, nur Kabarettist oder nur Musiker zu sein, sondern in jedem Genre ein bisschen unterwegs sein zu können.

B K: Ebenfalls im damaligen Interview mit Dir, hast Du mir erzählt, dass Dein Berufswunsch Pfarrer, Bauer oder Soldat war. Bei Wikipedia steht jetzt bei Dir: Kabarettist, Komiker, Musiker, Schauspieler, Moderator und Buchautor. Knapp daneben würde ich sagen…

H R: (lacht) Also Bauer fände ich z.B. immer noch super. Immerhin habe ich heute einen Aufsitzrasenmäher! Pfarrer hat sich aber aus nachvollziehbaren Gründen erledigt. (lacht) Und Soldat war damals meinem Lieblingsonkel geschuldet. Der war Soldat. Das würde ich heute aber definitiv nicht mehr sein wollen.

B K: Damals mit Schinderhannes konntest Du ja nicht wirklich von der Musik leben. Wie sehr genießt Du es jetzt, bei einer Veröffentlichung, vielleicht nicht mehr so sehr finanziell vom Erfolg abhängig zu sein?

H R: Das macht unwahrscheinlich frei, wenn da nichts Existenzielles dranhängt und man sich erlauben kann ein Album rauszubringen, dass zwar immer noch so viel kostet wie früher, aber bedeutend weniger einspielt. So bin ich aber zufriedener und kann auch den Leuten vielleicht eine Freude machen, weil ich nicht in diesen finanziellen Zwängen stecke. Nur einen einzigen Song rauszuhauen, der dann gekauft werden muss, damit ich überhaupt was veröffentlichen kann, das wäre nix. So bin ich künstlerisch freier. Ich schreibe einfach drauf los, weil ich weiß, wenn ich es mir einbilde, dann kann ich es auch umsetzen.

B K: Wie sehr trifft Dich die Corona-Krise trotzdem?

H R: Sie trifft mich vor allem seelisch. Manchmal bin ich echt traurig, weil mir das Unterwegs sein mit der Band, auf Tour gehen und einfach Leute glücklich zu machen abgeht. Mir fehlen halt die Menschen. Im Fernsehstudio sitze ich nun seit einem Jahr ohne Publikum. Ich bin aber eigentlich mal angetreten um vor Leuten zu performen. Da merke ich schon, dass ein großer Punkt meines Lebens fehlt. Finanziell schlimmer haben es aber vor allem auch die Crew und Leute um mich herum.

B K: Du hattest ja erst letztens den Till Hofmann bei Dir in der Sendung. Ein Mensch, der glaube ich die größte Schuld daran hat, dass Du beim Fernsehen gelandet bist, stimmts?

H R: Na ja, der Till ist an vielem Schuld bei mir. Wir haben damals im Vereinsheim die Livebühne aufgezogen, die ja dann ins Fernsehen kam. Dann habe ich mit dem Lustspielhaus-Ensemble das Theaterstück „Der Watzmann ruft“ gespielt und kam dadurch auch zum Film. Was ich ihm zu verdanken habe hat sich dadurch, dass er mich veranstaltet hoffentlich auch wieder gut ausgeglichen. Ich bin ihm sehr freundschaftlich verbunden bzw. wir sind gute Freunde geworden. Und, Achtung! Ein großes Geheimnis, dass ich Dir jetzt verrate: Ende Juli wird eine EP herauskommen vom Till, Peter Brugger (Sänger der Sportfreunde Stiller) und mir.

B K: Gibt es da einen bestimmten Anlass?

H R: Seit zehn Jahren haben wir immer wieder mal Lieder komponiert. Insgesamt sechs Stück, die wir jetzt während der Corona-Zeit aufgenommen haben und Ende Juli bei Millaphon veröffentlichen.

B K: Ich persönlich bin ja ein sehr haptischer Mensch, der gerne noch CDs oder Platten hat. Wie siehst Du den die Entwicklung hin zu der Musik als Datei und Streams?

H R: (überlegt lange) Ganz ehrlich, auf der einen Seite denke ich mir: Es ist ein Gebrauchsgut geworden, das keinen Wert mehr hat. Es ist immer verfügbar und immer da und darf nichts mehr kosten. Auf der anderen Seite gibt es z.B. die Entwicklung im Vinyl-Bereich, wo sich die Leute wieder Schallplatten kaufen, weil sie es einfach schön finden einen Gegenstand zu besitzen. Die Veränderung muss man irgendwie akzeptieren. Es gibt diejenigen, die nur noch konsumieren. Die hat es aber auch schon immer gegeben. Ich habe selber ja auch meine Kassetten vom Radio aufgenommen. Allerdings habe ich mir das, was mir besonders gut gefallen hat, dann auch gekauft, weil es mir das dann Wert war. Und das ist ein bisschen meine Sorge, dass die Wertschätzung für die Kreativität verloren geht. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wo wir da hinsteuern.

B K: Wenn man sieht, dass Tracks extra Spotify-tauglich so produziert werden, dass sie gleich mit dem Refrain beginnen und nicht länger als 2:30 Min sind, dann erscheint mir das keine gute Richtung.

H R: Aber es wird auch dafür eine Gegenbewegung geben, wie eigentlich die letzten 20 Jahre gezeigt haben. Die Verantwortung, mit was und wie man sein Gehirn füttert, liegt bei jedem Einzelnen. Und die ist größer als je zuvor.

B K: Letztendlich dachte man ja vor Jahren auch schon, es werde keine Bücher oder Kino mehr geben.

H R: Deswegen stimme ich in den Abgesang nicht mit ein. Es ist natürlich blöd, dass man mit Musikverkäufen nichts mehr verdienen kann. Allerdings gehen die Leute dafür vermehrt auf die Konzerte. Das dies im Moment gerade auch nicht geht, ist natürlich doppelt schlimm.

B K: Nach wie vor bist Du ja auch noch bei der Serie „Hubert ohne Staller“ dabei. Im Netz gab es ja, als dort Helmfried von Lüttichau als Staller ausgestiegen ist, eine kleine, ich nenne es mal Entrüstungswelle. Viele waren besorgt und klagten, es wäre nicht mehr Dasselbe ohne ihn. Kannst Du das nachvollziehen?

H R: Klar. Das ist doch total logisch. Wenn bei „Dick und Doof“ der Dick aufhört, dann würde auch jeder seine Zeit brauchen, bis er den Doof alleine oder in einer anderen Konstellation gut findet. Das war mir und uns allen klar und auch nachvollziehbar. Es wurde auch lange überlegt, ob wir das machen wollen. Allerdings gab es hier eine große Chance, dass man aus dem verbliebenen Ensemble mehr rausholen kann und sich nicht mehr alles um die beiden drehen muss. Christian Tramitz hatte darauf Lust, Michael Brandner hatte Lust, die Moni (Gruber) hatte Bock darauf und ich auch. Wir waren alle aber auch selbstkritisch und wussten, dass die neue Staffel sehr schwierig werden würde. Wir mussten uns ja schließlich auch neu erfinden. Ich finde mittlerweile hat sich hier ein ganz eigener Humor entwickelt, der anders ist als „Hubert UND Staller“, aber trotzdem super funktioniert. Jetzt wird die dritte Staffel ohne Helmfried gedreht und wir haben uns daran gewöhnt. Wir haben immer noch Spaß das zu drehen und die Leute haben Spaß es anzuschauen. Trotzdem weiß ich, dass es für einige noch ganz schrecklich ist, dass er nicht mehr dabei ist. Aber Helmfried hat diese Entscheidung getroffen und es war ja nicht so, dass wir uns zerstritten hätten oder so. Was nach zehn Jahren auch ok gewesen wäre. Natürlich war das für uns alle schade, aber er ist immer noch mit allen befreundet. (überlegt) Unser letztes Interview war 2013. Sollten wir uns in 7 Jahren wieder mal unterhalten, wird „Hubert und Staller“ deswegen immer noch Kult sein, weil es eben nicht zu Tode geritten worden ist. Es gibt über 100 Folgen mit Helmfried und das ist echt viel. Ich kenne einige, die sagen „ich schau mir das gerade wieder von vorne an, weil ich es so gut finde und neues entdecke!“. Ich glaube auch „Hubert ohne Staller“ wird begrenzt sein und man kann das nicht ewig spielen. Aber trotz aller Kritik und Diskussion habe ich immer das Gefühl gehabt, dass das Ensemble, das immer schon dabei war, die Möglichkeit verdient hatte das miteinander zu spielen.

B K: Man muss ja auch festhalten, dass es bei weitem nicht nur Kritik gab, sondern viele begeistert waren, dass das so gut funktioniert.

H R: Man hat ja auch viel mehr Möglichkeiten. Ich als „Yazid“ z.B. war ja immer nur der Pseudo-Informant, der mal mehr zum Hubert und mal mehr zum Staller gehalten hat. Was wäre aber mit dieser Figur noch weiter passiert? Irgendwann frisst sich das auch mal auf. Jetzt hat Yazid beispielsweise die Bäckerei übernommen und das Rollenbild wird etwas komplexer. Ich persönlich finde ja auch, dass Michael Brandner einer der komischsten Darsteller ist, die es in Deutschland gibt. Ich finde allein das war es schon wert, dass er jetzt mit voller Breitseite loslegen darf.

B K: Bleiben wir kurz beim Fernsehen und Deiner Talksendung. Wie schwer ist das momentan für Dich, dort ohne Live-Publikum zu sein?

H R: (überlegt) Am Anfang war es schrecklich. Irgendwann habe ich mich, so blöd das auch klingt, daran gewöhnt. Zumindest technisch. Ich habe gelernt direkter in die Kamera zu spielen als früher und man benötigt ein anderes Timing. Lustigerweise finde ich es beim Talk mit den Gästen manchmal sogar ganz gut. Wenn ein Gast nämlich nicht unbedingt so Publikumsaffin ist, dann kann man sich so besser unterhalten. Für den Talk also tatsächlich gar nicht so schlimm, aber für das Setting furchtbar. Es ist grauenhaft, wenn man jede Woche in ein Studio geht, wo eine Tribüne für 250 Leute aufgebaut ist und dann ist da niemand.

B K: Hannes es bleibt mir die letzte Frage an Dich. Was ist Deine bayerische Lieblingskultserie?

H R: Bei mir ist es… (überlegt). Ich schwanke immer, deswegen muss ich da erst überlegen. Es hat sich im Gegensatz zu früher verändert. Früher war es „Irgendwie und Sowieso“. Aber irgendwie stimmt es für mich jetzt nicht mehr, beziehungsweise die Zeit ist nicht mehr so wie dort. Deswegen bin ich gerade wieder mehr bei den Dietl-Serien. Zuerst waren es die Bogner-Sachen, die ja trotzdem großartig sind. Ich stelle aber jetzt fest, wenn ich z.B. „Kir Royal“ anschaue, dass diese Figuren heute immer noch irgendwo genauso gibt. Auch solche Charaktere wie in „Münchner Geschichten“. Und wenn man durch München läuft und man geht am Cafe Münchner Freiheit vorbei, dann hockt da auch immer einer, wo man sich denkt: Das ist halt so ein richtiger Stenz. (lacht) Helmut Dietl hat für mich auch mit „Schtonk“ sowieso ein deutsches Filmmeisterwerk geschaffen. Für mich sind das die zeitloseren Figuren. Deswegen würde ich, so wie ich momentan drauf bin, „Kir Royal“ auf Nummer eins setzten.

B K: Wenn wir gerade beim Thema sind: Ich hatte mich immer so köstlich über Deine rauchende und saufende Pumuckl-Parodie amüsiert, finde diese aber gar nicht mehr bei Youtube.

H R: Oh, dann sage ich meiner Redaktion Bescheid, sie sollen das mal wieder hochladen.

B K: Coole Sache. Danke dafür und für das Gespräch!

 

 
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