Bayerische
Kultserien:
Hannes,
bezüglich Deiner neuen CD „Heile Welt“, die am 07.05.2021 erschienen ist,
frühstücke ich als erste die Frage nach dem Titel ab. Die wirst Du nämlich
mittlerweile öfter gehört haben. Das letzte Album hieß „Fürchtet euch nicht“ und
nun kommt „Heile Welt“. Bei der aktuellen Situation mit der Corona-Krise, könnte
man geneigt sein, Dir bei der Titelwahl Sarkasmus zu unterstellen.
Hannes
Ringlstetter:
Ist es aber
überhaupt nicht. Der Titel war schon vor der Pandemie gewählt, auch wenn man das
jetzt vielleicht nicht glaubt. Nach „Fürchtet euch nicht“, hatte ich das Gefühl,
dass es nach so einem bedeutungsvollen Namen etwas Kleineres sein sollte.
Zumindest war das mein Gedanke. Es war so ungefähr im Oktober 2019, wo mir
aufgefallen ist, dass sich ganz viele Leute in eine gewisse „Privatheit“
zurückgezogen hatten, weil ihnen Vieles zu stressig wurde. Durch die Pandemie
hat das jetzt so einen Bedeutungswechsel erhalten, wo sich die Leute alle nach
einer heilen Welt sehnen. Und man darf auch schon mal darauf hinweisen, dass die
Welt davor auch nicht heile war. (lacht)
B K:
Du hast
aber nie daran gedacht den Titel noch mal zu ändern?
H R:
Nein, weil
ich es gut fand, dass die Bedeutung sich so geändert hat. Ohne, dass ich etwas
dafür tun musste.
B K:
Als die
CD „Fürchtet euch nicht“ erschienen ist, war das eine Zeit, wo man in
Deutschland einen gewissen „Rechtsruck“ verspürt hat. Nun „Heile Welt“ vor dem
Hintergrund der Corona-Krise. Ist diese Aktualität tatsächlich immer unbewusst?
H R:
(lacht)
Das ist wirklich unbewusst. Aber es wurden mir tatsächlich schon prophetische
Züge unterstellt. So weit würde ich persönlich aber nicht gehen. Keine Ahnung,
vielleicht spüre ich so etwas.
B K:
Irgendwo hat ja wahrscheinlich doch alles einen Einfluss auf das Künstlerische.
Selbst bei Dir. (lacht)
H R:
Logisch, man ist ja nicht von der Welt abgeschnitten. Ich kann immer nur von mir
ausgehen und damals in Zeiten der Flüchtlingskrise, wo es so viel Angst gab,
wollte ich etwas entgegensetzen. Jetzt hatte ich das Bedürfnis was gegen diese
„Biedermeierei“ zu setzen, die so um sich greift. Nun, wo alle Zuhause sein
müssen, wollen plötzlich alle raus.
B K:
Dann
hast Du auch schon vor der Krise Songs für die CD geschrieben?
H R:
Ich habe im Oktober 2019 angefangen zu schreiben. Ungefähr die Hälfte der Songs
gab es schon davor. Die andere Hälfte entstand ungefähr zur Zeit des ersten
Lockdown.
B K:
Es sind
nämlich schon Texte dabei, die sich explizit damit beschäftigen.
H R:
Genau. Der Song „Heller Schein“ zum Beispiel, war auch schon vor der Krise da.
Eigentlich ein privates Lied für jemand, dem es schlecht ging. Auf einmal sagten
dann alle „ja, genau so geht’s mir gerade wegen Corona. Ich brauche Hoffnung.“
So ging es mir mit ein paar Liedern. Und dann kamen natürlich ein paar dazu, wo
ich versucht habe meinen Blick auf die Pandemie zu verwerten. Richtig konkret
wird das aber nur bei dem Song „Logistiksymphonie“. Sonst sind es oft einfach
Sehnsuchtslieder, wie z.B. bei „Endlich Nacht“, wo es mir um Momente oder
Zustände ging, nach denen man sich vielleicht einfach wieder mal sehnt.
B K:
Woher
nimmst Du denn sonst Deine Inspirationen für Songs?
H R:
Bei mir ist das total zweigeteilt. Es gibt Lieder, vor allem die ruhigen, die
entstehen wirklich in wenn ich mich zurückziehe, still werde und sehr in die
Selbstreflexion und Einsamkeit gehe. Und dann gibt es die Songs, die entstehen,
wenn ich irgendwo bin und mich eine bestimmte Energie inspiriert. Das blöde bei
einer Inspiration ist halt, die kommt einfach irgendwann und lässt sich nicht
kontrollieren. (lacht) Das ist das Schöne, aber gleichzeitig manchmal ein
Problem.
B K:
Mit
Genussmitteln soll man sich ja auch öfter mal inspiriert fühlen.
H R:
Ja, man ist im Rausch gerne mal inspiriert, aber man kann es dann nicht
umsetzen. Selten genug habe ich leider diesen Zustand (grinst), aber ich
habe mir dann angewöhnt, dass ich es dann am nächsten Tag versuche in etwas
Gutes zu entwickeln.
B K:
Du
kannst es ja zumindest versuchen gleich aufzuschreiben.
H R:
(lacht)
Jahrzehntelange Erfahrungen haben bewiesen, dass das was man in diesem Zustand
als großartig empfindet, ist am nächsten Tag nicht wirklich gut. (grinst)
B K:
Auch
wenn Du es nicht immer als Thema hast, würdest Du Dich grundsätzlich als
politischen Menschen bezeichnen?
H R:
Für mich hat politisch sein etwas mit der Gesellschaft zu tun. Und mit dem
Anteil an der Gesellschaft bzw. seiner Eigenverantwortung. So ist Demokratie
aufgebaut. Dazu gehört sich selber zu reflektieren oder Sachen zu verändern und
sich zu engagieren, was ich bei konkreten Dingen mache. Deswegen bin ich schon
ein politischer Mensch. Müde werde ich nur bei einer sinnlosen Labereien, bei
denen dann am Schluss jeder recht hat oder recht haben will.
B K:
Man
sieht Dich ja schon oft bei Aktionen von der Bellevue di Monaco oder ähnlichem.
H R:
Ja, weil es da um etwas Konkretes geht. Wenn es um Menschen und Menschenrechte
geht, dann kann man sich nicht oft genug hinstellen und deutlich machen, was der
Kern eines Zusammenlebens ist. Projekte von Bellevue di Monaco zeigen dann zum
Beispiel wie etwas geht, was man machen kann und man nicht beim Labern bleiben
muss. Deswegen mache ich da gerne mit.
B K:
Bei Dir
gefällt mir auch immer sehr, wenn Du Kooperationen mit anderen Künstlern hast.
Bei den vorherigen CDs zum Beispiel mit Stephan Zinner, Claudia Koreck oder
Stefan Stoppok. Ist diesmal auch wieder jemand dabei?
H R:
Diesmal ist nur ein einziger „Featuring Track“ dabei. Mit der Anja Bavaria,
einer Sängerin aus dem Oberland, die vor Corona gerade dabei war richtig
durchzustarten. Sie hat genau die richtige Stimme für den betreffenden Song
gehabt. Ansonsten wollte ich mich auf CD diesmal mehr auf mich konzentrieren,
weil wir in der TV-Sendung ja auch schon ständig mit anderen Leuten etwas
performen. Live hingegen habe ich schon oft Bock auf so was.
B K:
Du
wärst schon sehr bereit für Live-Auftritte, oder?
H R:
Wenn irgendjemand sagt, dass eine Bühne offen ist, dann bin ich am Start!
B K:
Man hat
Dich ja auch schon oft Rappen gehört. Wenn ich da an „a echter Bayer“ mit dem
Monaco F oder auch an „Fürchtet Euch nicht“ denke. Wirst Du das auch zukünftig
mal wieder machen?
H R:
Ja, ich habe mir tatsächlich vorgenommen so einmal im Jahr einen Track mit
Freunden zu machen, wo ich auch ein bisschen Rappen kann. Das macht mir total
Spaß.
B K:
Du hast
ja auf Deinen CDs auch immer viele verschieden Musikstile drauf. Und tatsächlich
finde ich, dass Deine Stimme zu allem passt. Ist Dir die Vielseitigkeit wichtig?
H R:
Total. (überlegt) So bin ich halt auch. Mich interessiert das und ich
habe persönlich auch immer schon einen breiten Musikgeschmack gehabt.
Gottseidank habe ich auch eine Band, die Lust hat sich durch alle Genres zu
spielen. Musikalisch mag ich es zu gucken was da alles gehen kann. Da bin ich
auch ehrgeizig und es reizt mich dann so was zu machen.
B K:
In
einem früheren Interview hast Du mir mal gestanden früher eine „Westernhagen-Phase“
gehabt zu haben…
H R:
Jetzt sprichst Du mich wirklich noch mal darauf an. (guckt verschämt und
lacht) Als ich heute gelesen habe, dass wir ein Interview haben, musste ich
sofort daran denken. „Scheiße, dass ist der, der mir meinen Westernhagen
rausgeleiert hat.“ Irgendwie hatte ich früher wohl das Gefühl, dass es mit ihm
doch einen großen deutschen Popstar hätte geben können. Er hat sich cool bewegt
und gegeben, aber letztendlich merkt man: Er war er nie cool und eher
selbstverliebt. (lacht) Der Typ ist der Gerhard Schröder der Popmusik.
B K:
Wir
halten fest: Du schämst Dich immer noch.
H R:
Immer noch. Konsequent. (lacht)
B K:
Mit
Deiner früheren Band „Schinderhannes“ wärst Du ja schon mal fast ein Rockstar
geworden. Bis Du auf den Rat eines Freundes gehört hast, der da war: „Mach
erstmal das was Du gut kannst und dann das was Du am liebsten tust!“ Deine
Passion war also auf jeden Fall zuerst einmal die Musik?
H R:
Wenn ich eine Passion habe, dann ist das immer noch die Musik. Alles andere
mache ich aber halt auch wahnsinnig gerne. In irgendeiner Form hat das immer mit
künstlerischem Ausdruck zu tun. Da breit aufgestellt zu sein und neugierig zu
sein, ist für mich das Richtige. Ich bin heute froh darüber nicht nur
Schauspieler, nur Kabarettist oder nur Musiker zu sein, sondern in jedem Genre
ein bisschen unterwegs sein zu können.
B K:
Ebenfalls im damaligen Interview mit Dir, hast Du mir erzählt, dass Dein
Berufswunsch Pfarrer, Bauer oder Soldat war. Bei Wikipedia steht jetzt bei Dir:
Kabarettist, Komiker, Musiker, Schauspieler, Moderator und Buchautor. Knapp
daneben würde ich sagen…
H R:
(lacht)
Also Bauer fände ich z.B. immer noch super. Immerhin habe ich heute einen
Aufsitzrasenmäher! Pfarrer hat sich aber aus nachvollziehbaren Gründen erledigt.
(lacht) Und Soldat war damals meinem Lieblingsonkel geschuldet. Der war
Soldat. Das würde ich heute aber definitiv nicht mehr sein wollen.
B K:
Damals
mit Schinderhannes konntest Du ja nicht wirklich von der Musik leben. Wie sehr
genießt Du es jetzt, bei einer Veröffentlichung, vielleicht nicht mehr so sehr
finanziell vom Erfolg abhängig zu sein?
H R:
Das macht unwahrscheinlich frei, wenn da nichts Existenzielles dranhängt und man
sich erlauben kann ein Album rauszubringen, dass zwar immer noch so viel kostet
wie früher, aber bedeutend weniger einspielt. So bin ich aber zufriedener und
kann auch den Leuten vielleicht eine Freude machen, weil ich nicht in diesen
finanziellen Zwängen stecke. Nur einen einzigen Song rauszuhauen, der dann
gekauft werden muss, damit ich überhaupt was veröffentlichen kann, das wäre nix.
So bin ich künstlerisch freier. Ich schreibe einfach drauf los, weil ich weiß,
wenn ich es mir einbilde, dann kann ich es auch umsetzen.
B K:
Wie
sehr trifft Dich die Corona-Krise trotzdem?
H R:
Sie trifft mich vor allem seelisch. Manchmal bin ich echt traurig, weil mir das
Unterwegs sein mit der Band, auf Tour gehen und einfach Leute glücklich zu
machen abgeht. Mir fehlen halt die Menschen. Im Fernsehstudio sitze ich nun seit
einem Jahr ohne Publikum. Ich bin aber eigentlich mal angetreten um vor Leuten
zu performen. Da merke ich schon, dass ein großer Punkt meines Lebens fehlt.
Finanziell schlimmer haben es aber vor allem auch die Crew und Leute um mich
herum.
B K:
Du
hattest ja erst letztens den Till Hofmann bei Dir in der Sendung. Ein Mensch,
der glaube ich die größte Schuld daran hat, dass Du beim Fernsehen gelandet
bist, stimmts?
H R:
Na ja, der Till ist an vielem Schuld bei mir. Wir haben damals im Vereinsheim
die Livebühne aufgezogen, die ja dann ins Fernsehen kam. Dann habe ich mit dem
Lustspielhaus-Ensemble das Theaterstück „Der Watzmann ruft“ gespielt und kam
dadurch auch zum Film. Was ich ihm zu verdanken habe hat sich dadurch, dass er
mich veranstaltet hoffentlich auch wieder gut ausgeglichen. Ich bin ihm sehr
freundschaftlich verbunden bzw. wir sind gute Freunde geworden. Und, Achtung!
Ein großes Geheimnis, dass ich Dir jetzt verrate: Ende Juli wird eine EP
herauskommen vom Till, Peter Brugger (Sänger der Sportfreunde Stiller) und mir.
B K:
Gibt es
da einen bestimmten Anlass?
H R:
Seit zehn Jahren haben wir immer wieder mal Lieder komponiert. Insgesamt sechs
Stück, die wir jetzt während der Corona-Zeit aufgenommen haben und Ende Juli bei
Millaphon veröffentlichen.
B K:
Ich
persönlich bin ja ein sehr haptischer Mensch, der gerne noch CDs oder Platten
hat. Wie siehst Du den die Entwicklung hin zu der Musik als Datei und Streams?
H R:
(überlegt lange)
Ganz ehrlich, auf der einen Seite denke ich mir: Es ist ein Gebrauchsgut
geworden, das keinen Wert mehr hat. Es ist immer verfügbar und immer da und darf
nichts mehr kosten. Auf der anderen Seite gibt es z.B. die Entwicklung im
Vinyl-Bereich, wo sich die Leute wieder Schallplatten kaufen, weil sie es
einfach schön finden einen Gegenstand zu besitzen. Die Veränderung muss man
irgendwie akzeptieren. Es gibt diejenigen, die nur noch konsumieren. Die hat es
aber auch schon immer gegeben. Ich habe selber ja auch meine Kassetten vom Radio
aufgenommen. Allerdings habe ich mir das, was mir besonders gut gefallen hat,
dann auch gekauft, weil es mir das dann Wert war. Und das ist ein bisschen meine
Sorge, dass die Wertschätzung für die Kreativität verloren geht. Ich weiß
ehrlich gesagt nicht, wo wir da hinsteuern.
B K:
Wenn
man sieht, dass Tracks extra Spotify-tauglich so produziert werden, dass sie
gleich mit dem Refrain beginnen und nicht länger als 2:30 Min sind, dann
erscheint mir das keine gute Richtung.
H R:
Aber es wird auch dafür eine Gegenbewegung geben, wie eigentlich die letzten 20
Jahre gezeigt haben. Die Verantwortung, mit was und wie man sein Gehirn füttert,
liegt bei jedem Einzelnen. Und die ist größer als je zuvor.
B K:
Letztendlich dachte man ja vor Jahren auch schon, es werde keine Bücher oder
Kino mehr geben.
H R:
Deswegen stimme ich in den Abgesang nicht mit ein. Es ist natürlich blöd, dass
man mit Musikverkäufen nichts mehr verdienen kann. Allerdings gehen die Leute
dafür vermehrt auf die Konzerte. Das dies im Moment gerade auch nicht geht, ist
natürlich doppelt schlimm.
B K:
Nach
wie vor bist Du ja auch noch bei der Serie „Hubert ohne Staller“ dabei. Im Netz
gab es ja, als dort Helmfried von Lüttichau als Staller ausgestiegen ist, eine
kleine, ich nenne es mal Entrüstungswelle. Viele waren besorgt und klagten, es
wäre nicht mehr Dasselbe ohne ihn. Kannst Du das nachvollziehen?
H R:
Klar. Das ist doch total logisch. Wenn bei „Dick und Doof“ der Dick aufhört,
dann würde auch jeder seine Zeit brauchen, bis er den Doof alleine oder in einer
anderen Konstellation gut findet. Das war mir und uns allen klar und auch
nachvollziehbar. Es wurde auch lange überlegt, ob wir das machen wollen.
Allerdings gab es hier eine große Chance, dass man aus dem verbliebenen Ensemble
mehr rausholen kann und sich nicht mehr alles um die beiden drehen muss.
Christian Tramitz hatte darauf Lust, Michael Brandner hatte Lust, die Moni
(Gruber) hatte Bock darauf und ich auch. Wir waren alle aber auch selbstkritisch
und wussten, dass die neue Staffel sehr schwierig werden würde. Wir mussten uns
ja schließlich auch neu erfinden. Ich finde mittlerweile hat sich hier ein ganz
eigener Humor entwickelt, der anders ist als „Hubert UND Staller“, aber trotzdem
super funktioniert. Jetzt wird die dritte Staffel ohne Helmfried gedreht und wir
haben uns daran gewöhnt. Wir haben immer noch Spaß das zu drehen und die Leute
haben Spaß es anzuschauen. Trotzdem weiß ich, dass es für einige noch ganz
schrecklich ist, dass er nicht mehr dabei ist. Aber Helmfried hat diese
Entscheidung getroffen und es war ja nicht so, dass wir uns zerstritten hätten
oder so. Was nach zehn Jahren auch ok gewesen wäre. Natürlich war das für uns
alle schade, aber er ist immer noch mit allen befreundet. (überlegt)
Unser letztes Interview war 2013. Sollten wir uns in 7 Jahren wieder mal
unterhalten, wird „Hubert und Staller“ deswegen immer noch Kult sein, weil es
eben nicht zu Tode geritten worden ist. Es gibt über 100 Folgen mit Helmfried
und das ist echt viel. Ich kenne einige, die sagen „ich schau mir das gerade
wieder von vorne an, weil ich es so gut finde und neues entdecke!“. Ich glaube
auch „Hubert ohne Staller“ wird begrenzt sein und man kann das nicht ewig
spielen. Aber trotz aller Kritik und Diskussion habe ich immer das Gefühl
gehabt, dass das Ensemble, das immer schon dabei war, die Möglichkeit verdient
hatte das miteinander zu spielen.
B K:
Man
muss ja auch festhalten, dass es bei weitem nicht nur Kritik gab, sondern viele
begeistert waren, dass das so gut funktioniert.
H R:
Man hat ja auch viel mehr Möglichkeiten. Ich als „Yazid“ z.B. war ja immer nur
der Pseudo-Informant, der mal mehr zum Hubert und mal mehr zum Staller gehalten
hat. Was wäre aber mit dieser Figur noch weiter passiert? Irgendwann frisst sich
das auch mal auf. Jetzt hat Yazid beispielsweise die Bäckerei übernommen und das
Rollenbild wird etwas komplexer. Ich persönlich finde ja auch, dass Michael
Brandner einer der komischsten Darsteller ist, die es in Deutschland gibt. Ich
finde allein das war es schon wert, dass er jetzt mit voller Breitseite loslegen
darf.
B K:
Bleiben
wir kurz beim Fernsehen und Deiner Talksendung. Wie schwer ist das momentan für
Dich, dort ohne Live-Publikum zu sein?
H R:
(überlegt)
Am Anfang war es schrecklich. Irgendwann habe ich mich, so blöd das auch klingt,
daran gewöhnt. Zumindest technisch. Ich habe gelernt direkter in die Kamera zu
spielen als früher und man benötigt ein anderes Timing. Lustigerweise finde ich
es beim Talk mit den Gästen manchmal sogar ganz gut. Wenn ein Gast nämlich nicht
unbedingt so Publikumsaffin ist, dann kann man sich so besser unterhalten. Für
den Talk also tatsächlich gar nicht so schlimm, aber für das Setting furchtbar.
Es ist grauenhaft, wenn man jede Woche in ein Studio geht, wo eine Tribüne für
250 Leute aufgebaut ist und dann ist da niemand.
B K:
Hannes
es bleibt mir die letzte Frage an Dich. Was ist Deine bayerische
Lieblingskultserie?
H R:
Bei mir ist es… (überlegt). Ich schwanke immer, deswegen muss ich da erst
überlegen. Es hat sich im Gegensatz zu früher verändert. Früher war es
„Irgendwie und Sowieso“. Aber irgendwie stimmt es für mich jetzt nicht mehr,
beziehungsweise die Zeit ist nicht mehr so wie dort. Deswegen bin ich gerade
wieder mehr bei den Dietl-Serien. Zuerst waren es die Bogner-Sachen, die ja
trotzdem großartig sind. Ich stelle aber jetzt fest, wenn ich z.B. „Kir Royal“
anschaue, dass diese Figuren heute immer noch irgendwo genauso gibt. Auch solche
Charaktere wie in „Münchner Geschichten“. Und wenn man durch München läuft und
man geht am Cafe Münchner Freiheit vorbei, dann hockt da auch immer einer, wo
man sich denkt: Das ist halt so ein richtiger Stenz. (lacht) Helmut Dietl
hat für mich auch mit „Schtonk“ sowieso ein deutsches Filmmeisterwerk
geschaffen. Für mich sind das die zeitloseren Figuren. Deswegen würde ich, so
wie ich momentan drauf bin, „Kir Royal“ auf Nummer eins setzten.
B K:
Wenn
wir gerade beim Thema sind: Ich hatte mich immer so köstlich über Deine
rauchende und saufende Pumuckl-Parodie amüsiert, finde diese aber gar nicht mehr
bei Youtube.
H R:
Oh, dann sage ich meiner Redaktion Bescheid, sie sollen das mal wieder hochladen.
B K:
Coole
Sache. Danke dafür und für das Gespräch!
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