Bayerische Kultserien:
Herr
Mittermeier, ich stelle jetzt mal die blödste Frage zu Beginn: Wie oft wird Ihr
Name mit dem vom bekannten Comedian Michael Mittermeier verwechselt?
Marcus Mittermeier:
Damit müssen wir Mittermeier
wohl Leben. Früher noch war es die Rosi Mittermeier und dann irgendwann kam der
Michael dazu. Aber ich sehe das gelassen, weil es ja immer auch Leute gibt, die
felsenfest behaupten Michael Mittermeier sei der Schauspieler, oder mein Bruder
und Rosi meine Mama. Also sind wir wohl eine ziemlich prominente Familie.
(lacht)
B K:
Finden
Sie ihn als Komiker gut?
M M:
Ich mag Michael Mittermeier,
wenn er politisch ist. Definitiv. Er hat eine starke Meinung und setzt diese
auch jenseits der Bühne ein. Das find ich gut.
B K:
Neue
Fernsehfilmreihen haben es ja eigentlich nicht leicht. Vor allem im Krimi-Genre.
„München Mord“ scheint hier jedoch eine gute Lücke gefunden zu haben. Worin
liegt Ihrer Meinung nach der Erfolg bzw. der Unterschied zu anderen Krimis?
M M:
Ich finde „München Mord“ da
am besten, wo das Format sich aus der Krimikonvention löst und das tun wir schon
sehr oft. Selbstverständlich liegt das auch an den Ermittlern, die alle einen
sehr eigenwilligen Blick auf ihre Umwelt haben und dieser besondere Blick macht
es für den Zuschauer spannend, die dann staunen und lachen, wie es uns beim
Ermitteln so ergeht. Dass wir aus unserem Keller nicht rauskommen ist natürlich
tragisch, aber dankbar für die Geschichte, weil Underdogs und Loser einfach
immer sympathisch sind. Allerdings ist „München Mord“ keine Komödie. Wir nehmen
den Krimi auch immer total ernst. Und noch ein Punkt: „München Mord“
transportiert auch immer viel München und Bayrisches Lebensgefühl.
© ZDF
B K:
Haben
Sie von Beginn an geglaubt, dass es noch so viele weitere Fortsetzungen geben
würde?
M M:
Ja ich war mir schon
ziemlich sicher, weil ich das Konzept der Reihe von Alexander Adolph und Eva
Wehrum (Drehbuchautoren) immer schon für sehr stark gehalten habe.
B K:
Was an
der Rolle von Harald Neuhauser gefällt Ihnen am besten?
M M:
Denken Sie doch an die
allererste Szene, der ersten Folge von „München Mord“, wenn er auf der Flucht
vor Stefanies Freund vom Balkon der Fußballervilla springt. Das ist für mich
Neuhauser. Körpereinsatz im und außerhalb des Dienstes. Die FAZ hat mal
geschrieben: „Harald Neuhauser ist die Dekonstruktion des klassischen
TV-Kommissars.“ Diese Einschätzung gefällt mir, weil sie sehr gut beschreibt,
dass der Reiz dieser Figur zum großen Teil darin steckt, dass er ziemlich viele
Fehler hat und auch macht. Er ist abgelenkt, voller Sympathien oder Antipathien
den Menschen gegenüber, die er trifft. Beruflich wie privat. Großartig deshalb,
weil man als Schauspieler ja immer Menschen aus Fleisch und Blut spielen will,
mit Fehlern und Stärken. Das macht den Neuhauser aus.
B K:
Jetzt
muss natürlich die Frage kommen, wie viel Marcus Mittermeier mit Harald
Neuhauser gemeinsam hat.
M M:
Das würde ich so
beantworten: WAS ich spiele schreiben die Autoren. WIE ich spiele, da kommt
schon viel aus mir.
© Studio Hamburg Enterprises
B K:
Wenn
man sich alle Ihre Filme und Produktionen so ansieht, dann möchte man meinen,
Ihnen ist es schon wichtig, viele verschiedene Charaktere zu spielen.
M M:
Mir ist schon wichtig, dass
ich mich beim Spielen nicht langweile. Deshalb suche ich immer wieder neue
Rollen. Ich versuche mich einfach zu entwickeln.
B K:
Wann
haben Sie gemerkt, dass Sie Schauspieler werden wollen?
M M:
Ich bin sehr katholisch
geprägt aufgewachsen und war ein fleißiger Kirchengänger. Als ich zur Kommunion
mal ein Buch über den Gottesdienst geschenkt bekam, hab ich angefangen
Gottesdienste nachzuspielen und dabei den Pfarrer gegeben. (lacht) Das
ist gut angekommen. Später habe ich mein Talent dann auf andere Rollen
ausgeweitet. So mit circa 14 Jahren wusste ich es dann genau.
B K:
Gab es
da für Sie Vorbilder? Außer dem Pfarrer…
M M:
Ich
war immer schon ein Robert de Niro-Fan. Oder Nick Nolte fand ich auch ganz groß.
B K:
Als
Regisseur hatten Sie mit einer ganz anderen Art Filmen Erfolg. „Muxmäuschenstill“
oder „Short Cut To Hollywood“ waren rabenschwarze Komödien und Mediensatiren.
Hätten Sie da nicht Lust ein weiteres Projekt zu machen?
M M:
Lust hätte ich schon,
allerdings ist Regie so wahnsinnig stressig.
B K:
Macht
es mehr Spaß auf dem Regiestuhl Platz zu nehmen oder als Schauspieler zu
agieren?
M M:
Wenn
das Projekt das Richtige ist oder die Rolle gut, dann ist beides wunderschön.
B K:
Die
beiden genannten Filme mit Ihnen als Regisseur und Darsteller glänzten mit
hervorragendem, so genannten „Guerilla-Marketing“. Daraus entstand ja sogar die
„Bluewater-Affäre“. Wie gut ist so etwas eigentlich planbar?
M M:
Die Reaktionen eines
Publikums auf etwas, sei es eine Kampagne oder ein Film, ist nicht planbar. Das
verselbständigt sich oder eben nicht.
B K:
Wären
Sie auch bereit für Hollywood? Egal ob als Schauspieler oder Regisseur?
M M:
(lacht)
Ich bin bereit für gute Filme. An Hollywood denke ich nicht.
B K:
Wenn
Sie, so wie z.B bei „München Mord“, mit so einem erfahrenen Kollegen wie
Alexander Held zusammenarbeiten, nimmt man da noch was für sich mit oder lernt
dazu?
M M:
Ich gehe ja davon aus, dass
man in seinem Leben niemals auslernt. Gerade in so einem schweren Beruf wie
unserem, gibt es immer wieder was Neues zu entdecken. Es ist jeden Tag eine
Freude so großartigen Kollegen wie Alexander Held oder Bernadette Heerwagen bei
der Arbeit zuzusehen.
© ZDF
und Marco Nagel
B K:
Gibt es
eigentlich öfter mal Frotzeleien zwischen Ihnen und Alexander Held am Set?
Immerhin sind Sie glühender FC Bayern-Fan und er hat in der Jugend bei 1860
München Fußball gespielt…
M M:
Über Fußball sprechen wir
kaum. Sie werden es nicht glauben, aber es geht schon auch sehr ernst zu bei
uns. Bis so eine Szene sitzt muss viel gefeilt werden und Bernadette, Alexander
und ich nehmen das Format „München Mord“ schon sehr ernst. Wenn es dann später
im fertigen Film leicht und locker und eventuell lustig wirkt, ist das das
Ergebnis von harter Arbeit.
B K:
Außerdem sind Sie noch Vorstand bei „VKKK – Kicken für Kids“, ein Projekt, das
wirklich großartig ist. Können Sie kurz etwas darüber sagen?
M M:
Jedes Jahr im Juni
organisiere ich in Regensburg ein Fußballturnier zu Gunsten krebskranker Kinder
in Ostbayern. Dabei gibt es eine Mannschaft, die aus echten Kriminalkommissaren
und TV-Kommissaren besetzt wird. Das Turnier macht einen Megaspaß und ist
mittlerweile ein richtiger Event mit vielen Zuschauern geworden.
B K:
Ist es
Sie als dreifacher Familienvater schwer alles mit der Arbeit unter einem Hut zu
bekommen?
M M:
Welchem Familienvater fällt
das schon leicht?
B K:
Letzte
Frage: Welche bayerische Kultserie ist Ihr persönlicher Favorit?
M M:
Die Dietl-Serien. „Münchner
Geschichten“, „Monaco Franze“ und „Kir Royal“. (überlegt) Und dann noch
„Polizeiinspektion 1“.
B K:
Vielen
Dank für das Interview!
M M:
Bitte, gerne. |