Interview mit Marcus Mittermeier

(Februar 2018)

http://www.marcusmittermeier.de

Foto: © Janine Guldener

Bayerische Kultserien: Herr Mittermeier, ich stelle jetzt mal die blödste Frage zu Beginn: Wie oft wird Ihr Name mit dem vom bekannten Comedian Michael Mittermeier verwechselt?

Marcus Mittermeier: Damit müssen wir Mittermeier wohl Leben. Früher noch war es die Rosi Mittermeier und dann irgendwann kam der Michael dazu. Aber ich sehe das gelassen, weil es ja immer auch Leute gibt, die felsenfest behaupten Michael Mittermeier sei der Schauspieler, oder mein Bruder und Rosi meine Mama. Also sind wir wohl eine ziemlich prominente Familie. (lacht)

B K: Finden Sie ihn als Komiker gut?

M M: Ich mag Michael Mittermeier, wenn er politisch ist. Definitiv. Er hat eine starke Meinung und setzt diese auch jenseits der Bühne ein. Das find ich gut.

B K: Neue Fernsehfilmreihen haben es ja eigentlich nicht leicht. Vor allem im Krimi-Genre. „München Mord“ scheint hier jedoch eine gute Lücke gefunden zu haben. Worin liegt Ihrer Meinung nach der Erfolg bzw. der Unterschied zu anderen Krimis?

M M: Ich finde „München Mord“ da am besten, wo das Format sich aus der Krimikonvention löst und das tun wir schon sehr oft. Selbstverständlich liegt das auch an den Ermittlern, die alle einen sehr eigenwilligen Blick auf ihre Umwelt haben und dieser besondere Blick macht es für den Zuschauer spannend, die dann staunen und lachen, wie es uns beim Ermitteln so ergeht. Dass wir aus unserem Keller nicht rauskommen ist natürlich tragisch, aber dankbar für die Geschichte, weil Underdogs und Loser einfach immer sympathisch sind. Allerdings ist „München Mord“ keine Komödie. Wir nehmen den Krimi auch immer total ernst. Und noch ein Punkt: „München Mord“ transportiert auch immer viel München und Bayrisches Lebensgefühl.

© ZDF

B K: Haben Sie von Beginn an geglaubt, dass es noch so viele weitere Fortsetzungen geben würde?

M M: Ja ich war mir schon ziemlich sicher, weil ich das Konzept der Reihe von Alexander Adolph und Eva Wehrum (Drehbuchautoren) immer schon für sehr stark gehalten habe.

B K: Was an der Rolle von Harald Neuhauser gefällt Ihnen am besten?

M M: Denken Sie doch an die allererste Szene, der ersten Folge von „München Mord“, wenn er auf der Flucht vor Stefanies Freund vom Balkon der Fußballervilla springt. Das ist für mich Neuhauser. Körpereinsatz im und außerhalb des Dienstes. Die FAZ hat mal geschrieben: „Harald Neuhauser ist die Dekonstruktion des klassischen TV-Kommissars.“ Diese Einschätzung gefällt mir, weil sie sehr gut beschreibt, dass der Reiz dieser Figur zum großen Teil darin steckt, dass er ziemlich viele Fehler hat und auch macht. Er ist abgelenkt, voller Sympathien oder Antipathien den Menschen gegenüber, die er trifft. Beruflich wie privat. Großartig deshalb, weil man als Schauspieler ja immer Menschen aus Fleisch und Blut spielen will, mit Fehlern und Stärken. Das macht den Neuhauser aus.

B K: Jetzt muss natürlich die Frage kommen, wie viel Marcus Mittermeier mit Harald Neuhauser gemeinsam hat.

M M: Das würde ich so beantworten: WAS ich spiele schreiben die Autoren. WIE ich spiele, da kommt schon viel aus mir.

© Studio Hamburg Enterprises

B K: Wenn man sich alle Ihre Filme und Produktionen so ansieht, dann möchte man meinen, Ihnen ist es schon wichtig, viele verschiedene Charaktere zu spielen.

M M: Mir ist schon wichtig, dass ich mich beim Spielen nicht langweile. Deshalb suche ich immer wieder neue Rollen. Ich versuche mich einfach zu entwickeln.

B K: Wann haben Sie gemerkt, dass Sie Schauspieler werden wollen?

M M: Ich bin sehr katholisch geprägt aufgewachsen und war ein fleißiger Kirchengänger. Als ich zur Kommunion mal ein Buch über den Gottesdienst geschenkt bekam, hab ich angefangen Gottesdienste nachzuspielen und dabei den Pfarrer gegeben. (lacht) Das ist gut angekommen. Später habe ich mein Talent dann auf andere Rollen ausgeweitet. So mit circa 14 Jahren wusste ich es dann genau.

B K: Gab es da für Sie Vorbilder? Außer dem Pfarrer…

M M: Ich war immer schon ein Robert de Niro-Fan. Oder Nick Nolte fand ich auch ganz groß.

B K: Als Regisseur hatten Sie mit einer ganz anderen Art Filmen Erfolg. „Muxmäuschenstill“ oder „Short Cut To Hollywood“ waren rabenschwarze Komödien und Mediensatiren. Hätten Sie da nicht Lust ein weiteres Projekt zu machen?

M M: Lust hätte ich schon, allerdings ist Regie so wahnsinnig stressig.

B K: Macht es mehr Spaß auf dem Regiestuhl Platz zu nehmen oder als Schauspieler zu agieren?

M M: Wenn das Projekt das Richtige ist oder die Rolle gut, dann ist beides wunderschön.

B K: Die beiden genannten Filme mit Ihnen als Regisseur und Darsteller glänzten mit hervorragendem, so genannten „Guerilla-Marketing“. Daraus entstand ja sogar die „Bluewater-Affäre“. Wie gut ist so etwas eigentlich planbar?

M M: Die Reaktionen eines Publikums auf etwas, sei es eine Kampagne oder ein Film, ist nicht planbar. Das verselbständigt sich oder eben nicht.

B K: Wären Sie auch bereit für Hollywood? Egal ob als Schauspieler oder Regisseur?

M M: (lacht) Ich bin bereit für gute Filme. An Hollywood denke ich nicht.

B K: Wenn Sie, so wie z.B bei „München Mord“, mit so einem erfahrenen Kollegen wie Alexander Held zusammenarbeiten, nimmt man da noch was für sich mit oder lernt dazu?

M M: Ich gehe ja davon aus, dass man in seinem Leben niemals auslernt. Gerade in so einem schweren Beruf wie unserem, gibt es immer wieder was Neues zu entdecken. Es ist jeden Tag eine Freude so großartigen Kollegen wie Alexander Held oder Bernadette Heerwagen bei der Arbeit zuzusehen.

© ZDF und Marco Nagel

B K: Gibt es eigentlich öfter mal Frotzeleien zwischen Ihnen und Alexander Held am Set? Immerhin sind Sie glühender FC Bayern-Fan und er hat in der Jugend bei 1860 München Fußball gespielt…

M M: Über Fußball sprechen wir kaum. Sie werden es nicht glauben, aber es geht schon auch sehr ernst zu bei uns. Bis so eine Szene sitzt muss viel gefeilt werden und Bernadette, Alexander und ich nehmen das Format „München Mord“ schon sehr ernst. Wenn es dann später im fertigen Film leicht und locker und eventuell lustig wirkt, ist das das Ergebnis von harter Arbeit.

B K: Außerdem sind Sie noch Vorstand bei „VKKK – Kicken für Kids“, ein Projekt, das wirklich großartig ist. Können Sie kurz etwas darüber sagen?

M M: Jedes Jahr im Juni organisiere ich in Regensburg ein Fußballturnier zu Gunsten krebskranker Kinder in Ostbayern. Dabei gibt es eine Mannschaft, die aus echten Kriminalkommissaren und TV-Kommissaren besetzt wird. Das Turnier macht einen Megaspaß und ist mittlerweile ein richtiger Event mit vielen Zuschauern geworden.

B K: Ist es Sie als dreifacher Familienvater schwer alles mit der Arbeit unter einem Hut zu bekommen?

M M: Welchem Familienvater fällt das schon leicht?

B K: Letzte Frage: Welche bayerische Kultserie ist Ihr persönlicher Favorit?

M M: Die Dietl-Serien. „Münchner Geschichten“, „Monaco Franze“ und „Kir Royal“. (überlegt) Und dann noch „Polizeiinspektion 1“.

B K: Vielen Dank für das Interview!

M M: Bitte, gerne.

 
Haftungshinweis: Trotz sorgfältiger inhaltlicher Kontrolle übernehmen wir keine Haftung für die Inhalte externer Links. Für den Inhalt der verlinkten Seiten sind ausschließlich deren Betreiber verantwortlich.