Interview mit KATHI
LEITNER (30.01.2012 -
Irschenberg) |
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Bayerische Kultserien:
Frau
Leitner, ich habe beim Nachlesen entdeckt, dass Sie ja sogar schon beim
„Königlich Bayerischen Amtsgericht“ mitgespielt haben.
Kathi Leitner:
Tatsächlich,
das stimmt. Ich bin 1969 zum Theater und 1970 zum Fernsehen gekommen. Mein
erster Auftritt war allerdings bei „Ehen vor Gericht“. Das „Amtsgericht“ kam
dann ca. ein halbes Jahr später.
B K:
Wie oft
werden Sie noch als die Freundin vom Sepp aus „Irgendwie und Sowieso“ erkannt
bzw. darauf angesprochen?
K L:
Oh ja, immer
wieder. Die Serie wird ja auch regelmäßig wiederholt. Sprüche und Szenen wie mit
der „Grünallergie“…so etwas merken sich die Leute halt. Es gibt ja schließlich
auch viele Fanclubs, Foren und auch Internetseiten dazu.
B K:
Der
Grund warum es eine Seite wie unsere gibt…
K L:
Letztens waren
da bei uns auch wieder zwei Burschen, die konnten sämtliche Dialoge und Szenen
auswendig mitsprechen. Unglaublich!
B K:
Wussten
Sie damals bei den Dreharbeiten, dass das so ein Kult werden könnte?
K L:
Nein, ich
glaube keiner von uns. Ich hab mir gedacht, dass vielleicht Autofreaks so was
toll finden werden und Männer diese Serie mögen. Nach der ersten Ausstrahlung
hat sich dann bald herausgestellt, dass viele Leute sich angesprochen fühlen und
etwas besonders entstanden ist.
B K:
Wissen
Sie noch wie sie zu der Rolle kamen?
K L:
Ich hab den
Franz X. Bogner schon kennen gelernt, als er noch Regieassistent bei einem
Mehrteiler war. Danach kam seine erste Serie „Zeit Genug“, bei der ich eine
kleine Nebenrolle hatte. Ja und dann wurde ich für „Irgendwie und Sowieso“
besetzt.
B K:
Eigentlich waren sie bei fast allen Bogner-Produktionen dabei…
K L:
Bei vielen,
ja. „Cafe Meineid“ lief ja dann ziemlich lange, ich glaube ca. 10 Jahre. Bei
„München 7“ hatte ich eine kleine Rolle…bis zum „Kaiser von Schexing“. Ein
Highlight war natürlich der Fernsehfilm „Einmal Leben“ für mich…
B K:
…für
den Sie den Bayerischen Fernsehpreis bekommen haben. Würden Sie das als die
Rolle ihres Lebens bezeichnen?
K L:
Eher als den
Film meines Lebens. Diese Auszeichnung ist schon einzigartig, zumindest für mich
und in meiner Kategorie. Bestimmt gibt es einige Kollegen, die eine ganze Reihe
solcher Auszeichnungen haben. Der Film und die Geschichte haben einen großen
Eindruck hinterlassen und ich werde auch auf diese Rolle sehr oft angesprochen,
obwohl er nur alle paar Jahre im Fernsehen wiederholt wird. Die Leute sind davon
fasziniert und ich höre von vielen „das ist das schönste was ich bisher gesehen
habe!“. Toll, wenn man bei so etwas dabei war.
B K:
Haben
Sie mit so einer Auszeichnung gerechnet?
K L:
Oh Gott, nein.
Überhaupt nicht! Da hat dann die bayerische Staatskanzlei angerufen und
erklärt, zumindest hab ich das so verstanden, dass „Einmal Leben“ den
bayerischen Fernsehpreis bekommt. Da dachte ich „Toll, der Film wird so hoch
ausgezeichnet“ und hab mich schon gefreut. Nach 4 Wochen kam dann noch mal ein
Anruf, wo dann die ganzen Formalitäten abgeklärt werden sollten. Als ich dann
fragte warum, wurde mir erst erklärt, dass ICH den Preis bekomme. Ich
konnte es erst mal gar nicht glauben. Wahnsinn…und dann hat auch noch der Franz
X. Bogner die Laudatio gehalten…das war einfach schön.
B K:
Können
Sie noch aufzählen mit welchen großen bayerischen Schauspielern Sie gedreht
haben?
K L:
Gustl
Bayrhammer, Ludwig Schmid-Wildy, Toni Berger…
B K:
..Ruth
Drexel..
K L:
Hm...nein. Mit
ihr hab ich nie gedreht.
B K:
Dann
haben wir ja eine Serie von Bogner, bei der Sie nicht dabei waren: „Zur
Freiheit“.
K L:
Aber bei „Der
Bulle von Tölz“ war ich dabei, nur direkt mit Ruth Drexel hab ich nicht gedreht.
B K:
Sind da
denn auch Schauspieler dabei gewesen, die Sie besonders bewundert haben?
K L:
Von den
Persönlichkeiten her schon die älteren aus dem Komödienstadl. Wenn man z.B.
einen Gustl Bayrhammer nimmt, der hatte eine unglaubliche Präsenz und war auch
unwahrscheinlich nett. Auch Toni Berger oder Ludwig Schmid-Wildy mit seiner
Verschmitztheit…die waren einfach wegweisend mit ihrer Art zu spielen. Und mit
Maxl Graf, über den gesagt wurde er wäre nicht einfach gewesen, bin ich auch gut
ausgekommen.
B K:
Auch
bei der Kultserie „Monaco Franze“ haben Sie mitgespielt…
K L:
Stimmt, aber
nur ganz kurz. Da hat es mich gewundert, dass ich beim Vorspann mit
draufgestanden bin.
B K:
Wie
haben Sie Helmut Fischer erlebt?
K L:
Ach ich hatte
kaum mit ihm zu tun. Aber ich glaube er war eigentlich ganz locker.
B K:
Es war
also auch nur eine kurze Zusammenarbeit mit Helmut Dietl. War es mit Franz X.
Bogner einfach?
K L:
Die Arbeit mit
ihm ist einfach gut. Auch mit Helmut Dietl. Genau wie Bully Herbig vor kurzem
bei Thomas Gottschalk gesagt hat. Er gibt nur kurze Anweisungen und mal eine
Bemerkung hier und da, aber diese sind dann perfekt und man weiß was man zu tun
hat. Und genauso ist der Franz auch, der jetzt nicht großartig etwas erklärt,
was kein Mensch versteht, sondern wenig Sachen sagt, aber man weiß genau wie er
das gemeint hat. Ideal!
B K:
Gibt er
einem denn genau vor was man zu sagen hat oder muss man auch improvisieren?
K L:
Nein, das ist
überhaupt nicht nötig, denn er schreibt das wirklich buchstabengenau auf, so
dass man nichts dazu dichten oder weglassen kann, weil es sonst nicht mehr
wirkt. „SO steht’s – SO sagt man’s und SO ist’s richtig“. Er hat die Gabe den
Leuten etwas vorzugeben, dass zu ihnen oder der gespielten Person perfekt passt.
B K:
Wie
viele Ihrer bayerischen Kollegen kommen auch Sie vom Theater…
K L:
Beim
Chiemgauer Volkstheater bin ich auch immer noch. Seit 1969, also 43 Jahre.
B K:
Unglaublich. Können Sie sich ungefähr vorstellen wie viele Auftritte das
insgesamt bis heute sind?
K L:
(lacht)
Ja, das wär mal eine Rechenaufgabe. Wir haben die ersten 15 Jahre, als ich fest
angestellt war, immer vom ersten Mai bis zum ersten Oktober gespielt. Wenn man
allein das mal nachrechnen würde käme man schon auf eine große Summe. Wäre mal
interessant zu wissen.
B K:
Die
Serie „Kaiser von Schexing“, bei der Sie eine der „Hummel-Sisters“ spielen, ist
ja vorerst zumindest, vorbei…
K L:
Erstmal
zumindest, ja. „München 7“ wird glaub ich jetzt auch mal erst eine Zeit lang
laufen und sogar in der ARD gesendet werden. Man weiß zwar nie wie sich das
alles so entwickelt, aber ich hatte beim „Kaiser von Schexing“ das Gefühl, dass
die Serie vor allem nach der letzten und vorletzten Staffel so richtig gegriffen
hat. Da haben mir dann erst viele Leute erzählt wie toll sie es finden.
Vielleicht müssen sich manchmal gewisse Dinge erst einlaufen. Es gibt bestimmt
Leute, die das schade finden, wobei „München 7“-Fans sich wohl auch eher freuen.
Gedreht hab ich für diese Produktion auf jeden Fall sehr gerne.
B K:
Mit
„Kanal Fatal“ wurde letztes Jahr auch eine Kultsendung eingestellt. Wie war es
für Sie in so einem Format zu spielen und wie kam es dazu?
K L:
(lacht)
Wenn ich immer wüsste wie es dazu gekommen ist…(überlegt). Die sind
einfach auf mich zugekommen, wie meistens und haben gefragt ob ich das machen
würde. Natürlich war ich schon erst skeptisch, weil das ein Humor ist, der mir
erst mal völlig fremd war. Aber Georg Weber, der das alles inszeniert hat,
konnte einem das schon immer gut vermitteln. Hat mir auch echt Spaß gemacht, vor
allem weil es mit der Veronika von Quast ein tolles Gespann war. Das waren
zuerst ein paar Auftritte und die letzten 10 Jahre war ich regelmäßig dabei. Hab
ich ehrlich gesagt nicht verstanden warum es eingestellt wurde. Das war einfach
lustig und Komik, wo man mal abschalten konnte und damit meine ich nicht den
Fernseher! (lacht)
B K:
Richtige Fans wissen auch, dass Sie bei „Meister Eder und sein Pumuckl“ zu sehen
waren.
K L:
(lacht laut)
Ja, da erzählen mir Freunde dann immer „heut hab ich dich beim Pumuckl
gesehen!“. Das war doch nur eine sooo kurze Rolle…
B K:
Immerhin. Eine Kathi Leitner darf halt auch da nicht fehlen. Freut es Sie wenn
die Leute Sie dann als „Volksschauspielerin“ bezeichnen? Es gibt ja auch
Kollegen die mit dem Begriff nichts anfangen können.
K L:
Natürlich
freut mich das. Das bin ich ja auch! Viele tolle Kollegen gibt es ja leider
schon nicht mehr, aber ich glaube schon dass auch jüngere Darsteller auf eine
andere Art zu spielen zu solchen Volksschauspielern werden.
B K:
Zum
Schluss gibt’s von mir wie immer die Frage ob auch Sie eine Serie oder einen
Film nennen können, den Sie sich immer wieder selber gerne anschauen?
K L:
(überlegt
lange) Da muss ich jetzt wirklich passen, denn es gibt sicher viele gute Serien,
aber ich bin einfach kein Mensch, der sich Vorabendserien ansieht. Zu der Zeit,
also bis 19:30 Uhr schaue ich einfach kein Fernsehen. Erst nach der Tagesschau
wieder. (lacht) Wenn ich es mal schaffe, dann schau ich mir gerne „Rosenheim Cops“ an. Finde ich wirklich gut gemacht und da war ich auch in einer Folge
dabei.
B K:
Frau
Leitner ich bedanke mich für das nette Interview.
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