Ein relativ kleiner Ort, in einem relativ kleinem (ca.
1000 Leute) Bierzelt. Schon bei der Begrüßung und vor dem eigentlichen Gespräch
stellt man fest: Der Typ ist so was von angenehm normal und gesellig, dass man
sofort vergessen könnte, dass dieser Mensch mit seiner Band und der Musik in
Bayern ein neues Kapitel eingeläutet hat und damit auch sehr erfolgreich ist.
Eingeladen bei Brotzeit und Bier erklärt Stefan erstmal, dass die vielen
Konzerte und Touren als Solokünstler und mit Band für ihn nicht wirklich Stress
bedeuten ("andere Leit genga a jed'n dog in'd Arbeit!")....
Bayerische Kultserien:
Weißt Du,
Dein wievielter Auftritt das heute ist?
Stefan
Dettl:
Meinst du mit Studium und klassischen Auftritten?
B K:
Beschränken wir es doch mal lieber auf das Soloprojekt und die Band...
Stefan:
Dann wahrscheinlich so der 600.
B K:
Wenn man
im Internet liest, wie oft Du jeweils als Solokünstler oder mit LaBrassBanda
spielst und in Bayern oder auch woanders unterwegs bist, dann fragt man sich
schon wie Du Dich bei Laune hältst und das schaffst...
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Stefan:
Mei, du siehst es ja hier (deutet auf seinen Leberkäs),
wenn man Konzerte in Bayern bzw. in Deutschland oder auch in anderen Teilen von
Europa hat, wird man immer gut verpflegt. Man hat immer ein schönes Zimmer und
es gibt nette Leute, die sich um dich kümmern. Da geht's einem schon sehr
gut. Wenn das Konzert super ist und es gibt ein gutes Bier, dann ist man da
schon happy. (grinst) Wenn man z.B. in England oder Dänemark ist, dann
gibt's für den Abend eine Packung Chips und des war's. Den Rest, also Getränke
etc. muss man sich selber besorgen. Aber selbst wenn man mal nicht gut gelaunt
ist oder keine Lust hat, dann sieht man vor der Bühne ein paar lachende
Gesichter, die sagen "Wir sind heut da um zu feiern und zu tanzen" und dann geht
das schon wieder. Das ist wirklich faszinierend, man geht auch die Bühne und
meint man hat nach dem 10. Konzert keine Lust mehr und dann sind da Leute, die
selber so vor der Bühne abgehen, dass man selber alles gibt. Danach ist man
meistens fertiger als nach jedem anderen Konzert, obwohl man davor ein anderes
Gefühl hatte.
B K:
Wenn man
Dich live erlebt oder auch Videos von Dir sieht, dann merkt man schon, dass Du
ein absoluter Live-Mensch bist. Mit LaBrassBanda hast Du ja auch schon die
Olympiahalle gefüllt. Spielst Du lieber mit Deiner Band vor einem kleinem
Publikum wie hier, oder magst du Auftritte vor großen Mengen wie z.B. auch bei
Festivals lieber?
Stefan:
Also ich hab mir das vorher mal so angeschaut, ich finde das hier
gar nicht so klein. Ich meine das sind auch 800 Leute und das ist schon
Wahnsinn. Ganz kleine Locations sind Bars am Sonntag Nachmittag, wo einem 20-30 Menschen zuhören. Das
sind dann wirklich intime Auftritte, wo man jedem in die Augen schauen kann.
B K:
Gibt's
das bei Dir auch?
Stefan:
Ja, das mach ich auch und das macht auch total viel Spaß. Aber
ich glaube das wird auch heute richtig schön, weil sich die Leute total freuen.
Auch was ich bisher von der Organisation mitgekriegt habe gefällt mir das sehr
gut, weil das unabhängig von etwas kirchlichem oder politischem ist. Wenn sich
jemand ein Herz fasst und so was aufzieht, wo alle mithelfen, dann überträgt
sich das auch auf die Band und auf die Show. Deswegen sind wir heute glaub ich
auch gut drauf und da freu mich schon. Deswegen ist es eigentlich egal ob man
vor 20 oder vor 20.000 Leuten spielt. Wenn man merkt in einer Sache steckt Liebe
im Detail, dann gibt's kein Halten mehr. (grinst)
B
K:
Wobei ich auch
in der Olympiahalle bei LaBrassBanda gemerkt habe, dass ihr da von der guten
Stimmung mitgerissen wurdet...
Stefan:
Ja klar. Aber man muss schon sagen, dass das eine Ausnahme ist,
wenn wirklich 10.000 Leute nur wegen dir da sind und du die Chance hast mit
denen die letzten 5 Jahre LaBrassBanda Revue passieren zu lassen. Das ist
natürlich eine wahnsinnige Geschichte, die man wahrscheinlich nur einmal erlebt.
Da kriegt man schon Gänsehaut. Das hab ich bis heute noch nicht richtig
verarbeitet. (lacht)
B K:
Ich weiß,
dass Dir diese Frage bestimmt öfter gestellt wurde in letzter Zeit, aber warum
trägt dein neues Album den Titel "Summer of Love", wo man doch eigentlich zur
Zeit immer von vielen Krisen auf der Welt hört?
Stefan:
(überlegt) Na ja ich krieg das halt mit von Menschen in meiner
Umgebung, auf dem Land, die z.B. auch ganz viele Sachen selber anbauen und wo es
wieder viele Leute gibt, die das auch wertschätzen. Wo es nicht darum geht, dass
jeder das neueste Auto hat oder den neuesten Ikeaschrank, sondern vielleicht
auch mal wieder alte Dinge hergerichtet werden. Was kann man mit wenig Geld
machen, ist aber dafür umso schöner? Wo kann man eben Herzblut und Liebe
reinstecken? Ich glaube im Moment achten eben wieder mehr Leute auf so was. Auch
auf Essen, das mit Liebe zubereitet ist. (deutet noch mal auf seinen Teller)
Den Kartoffelsalat hat z.B. die Mama von jemand hier gemacht! Das ist
einfach unersetzlich, besser geht's nicht. Deswegen der Titel "Summer of Love",
weil gerade in Krisenzeiten so etwas wie Herzlichkeit wieder wichtig wird. Das
soll aber gar keine Botschaft sein, sondern das war schon immer so. Wenn man
Nachbarn hat, die man nicht kennt oder keinen Bezug zu seinen Menschen aus der
Umgebung hat, dann tut man sich nun mal schwer mit denen zu kommunizieren. Es
hilft z.B. ja nichts, zwider auf einen Typen zu sein, der vielleicht aus einer
Region kommt, wo grad Krieg ist. Nimm den mal in Arm und schau was passiert, das
ist mehr als man machen kann. Im übertragenem Sinne kann man das auch auf Länder
oder Regionen anwenden. Solange die eben keinen Draht zueinander haben....
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B K:
Ist das
Thema "Summer of Love" auch der Grund warum Deine Haare so lang geworden sind?
Stefan:
(lacht) In den 70er Jahren haben alle Rockbands eine Mähne
gehabt. Ich hatte bis jetzt noch nie so lange Haare und wollte mal wissen wie
das ist. Aber es macht echt Spaß damit zu rocken! (grinst)
B K:
Werden
die noch länger?
Stefan:
Ich lass sie wachsen so lange wie es geht. Auf der Autobahn ist
es manchmal schon hart. Die wehen einem so ins Gesicht und man sieht nix mehr.
Jetzt schauen wir mal wie lange es noch geht. Auf der Bühne macht's auf jeden
Fall echt mehr Spaß und beim Spielen stören sie mich nicht.
B K:
Gibt's
von Dir auch Lieblingsbands aus dieser Zeit? 60er, 70er Jahre...
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Stefan:
Ja, CCR (Creedence Clearwater Revival) mit John Fogarty als
Songwriter haben echt wahnsinnig spannende Songs produziert. The Sweet find ich
voll scharf, weil die zwar damals mit dem Glam Rock begonnen haben, aber auch
total gute Musik gemacht haben. Aber es gibt auch ganz viele Jazzplatten aus den
70ern die total gut sind.
B K:
Hast Du
sonst irgendwelche Vorbilder oder Idole in der Musik?
Stefan:
(überlegt) Hm, ja doch der ehemalige Drummer von Nirvana Dave
Grohl, der danach seine eigene Band Foo Fighters gegründet hat ist schon eine
Art Vorbild. Ich hab den letztes Jahr gesehen und er hat eine Rockshow
geliefert, in der wirklich ganz viel Musik drin war. Nicht nur laut und mit
Schreien, sondern eben auch viel Melodie. Der hat da mit viel Herz gespielt,
obwohl seine Band schon so bekannt ist. Das ist eigentlich schon so bisschen ein
Vorbild. Als Schlagzeuger von Nirvana angefangen und dann seine eigene Band auf
die Beine stellen, das finde ich toll.
B K:
Woher
bekommst Du die Inspiration für Deine Texte?
Stefan:
Ich muss da glaub ich gar nicht so weit schauen. Ich hab das
Glück, das wir viel herumkommen und viele Leute treffen. Letzte Woche waren wir
z.B. in Leipzig bei einem Festival und vor zwei Wochen in Budapest. Man lernt
immer viel Menschen und auch Musiker kennen. Da merkt man wie die ticken und um
was es denen geht, bzw. welche Botschaften die haben. Viele Künstler haben immer
eine bestimmte Aussage. Das überträgt sich auch immer so ein bisschen auf meine
Texte. Dann schau ich auch immer was es in meiner näheren Umgebung für kleine
Geschichten gibt und dann haut das glaub ich ganz gut hin mit dem Schreiben.
(grinst)
B K:
Gibt es
denn ein "Ringelbleame" oder die "Frau mit dem roten Hoserl" wirklich?
Stefan:
(grinst) Beide Texte sind nicht von mir, sondern vom
Posaunisten von LaBrassBanda. Und er hat immer auf diese Fragen von
Journalisten, ob das autobiographisch ist gesagt: "Joa so hoib, hoib." Es ist
also schon ein bisschen Erlebtes mit dabei, aber manches eben auch fiktiv.
B K:
Zum
"Summer of Love" gibt es auch von Dir ein passendes Bier. Meine eigentliche
Frage wäre gewesen ob ich eins probieren darf, aber weil Du bestimmt nicht
überall welches dabei hast, frag ich halt wie Du darauf gekommen bist?
Stefan:
Es gibt da eine Brauerei wo ich herkomme. (http://www.cambabavaria.de)
Die machen eigentlich Brauereianlagen für ganz Europa. D.h. wenn du z.B. als
Wirtschaft sagst, du möchtest dein eigenes Bier brauen, dann können die dir auf
ca. 15qm eine Brauereianlage hinstellen. Die produzieren da auch ihre Testbiere
und haben glaub ich am Ausschank so ca. 24 Zapfhähne, wo das verschiedenste Bier
rauskommt. Ich hab damals auch ganz gemütlich eine Bierprobe gemacht, weil ich
mich mit denen ganz gut verstehe. Irgendwann haben die mir mal ein Bier gegeben,
das total fruchtig geschmeckt hat. Ich hab dann gefragt ob sie was bestimmtes
zusetzen und es lag aber nur am Hopfen. Ich hab dann gefragt, ob man damit auch
Weißbier machen kann, worauf die den Kopf geschüttelt haben und meinten das
haben sie noch nie probiert. Das wurde dann mal für einen Sud versucht und
seitdem war das quasi mein Bier!
B K:
Ist da
die Nachfrage groß?
Stefan:
Also bis
jetzt sind so 100 Hektoliter verkauft worden. Das Bier wird auch nur dort
verkauft und nicht irgendwohin ausgeliefert. Das passt also! (grins)
B K:
Warum
hört man im Radio eigentlich relativ wenig von LaBrassBanda, von Dir als
Solokünstler dafür aber umso mehr?
Stefan:
Ja das
stimmt tatsächlich, ist mir aber ehrlich gesagt auch ein Rätsel. Kann ich leider
nicht beantworten.
B K:
Eigentlich hast du ja mit LaBrassBanda ein Kapitel der bayerischen Kultur
eingeläutet. Was bedeutet Bayern allgemein für Dich?
Stefan:
Ich glaub
da kommt alles zusammen. Jede gute und positive Zeit hat auch Gegenteiliges. Das
ist wie so eine Sinuskurve. Wenn du mal einen guten Tag hast, dann muss es auch
ok sein, wenn du mal einen schlechten hast. Und so sehe ich das mit allen
Geschichten. Bayern hat glaube ich viele Vorteile, weil die Leute zusammenhalten
und miteinander auch was schaffen können. Nicht immer und auch nicht in jeder
Ortschaft, aber heute z.B. sieht man das ja auch wieder. Da findet etwas statt,
das für und von jungen Leuten kommt. In einigen Regionen auf der Welt wird das
nicht immer gemacht und da sind doch manche Menschen aufeinander neidig. Ohne
Neid hätten wir sowieso ein viel schöneres Miteinander.
B K:
Nebenbei bist Du dann auch noch Verleger der Zeitschrift MUH. (http://www.muh.by)
Wie tief bist Du da involviert?
Stefan:
Da bin ich
jetzt nicht kreativ mit dabei, sondern halt der Typ, der was organisiert oder
wenn es Stress gibt wieder in Ordnung bringt. Außerdem muss ich schauen, dass
die ganzen Journalisten und Autoren freie Bahn haben. Diese Aufgaben mach ich da
aber ganz gern. Wir versuchen möglichst unabhängig zu sein und das schreiben zu
können, worauf wir Lust haben. Wir haben das Glück auf niemanden angewiesen zu
sein. Jetzt komm ich zwar nicht vom schreibenden Gewerbe, aber wahrscheinlich
wollte ich genau deswegen so was mal machen. Alle haben mir davon abgeraten,
weil es hieß der Markt sei rückläufig und mit so einem Budget schafft man das
nicht. Wir haben es trotzdem versucht und ich denke es hat bis jetzt ganz gut
funktioniert.
B K:
Die
Zeitschrift passt ja auch wunderbar in die bayerische Kulturlandschaft, die ja
gerade wieder groß im Kommen zu sein scheint. Nicht nur in Sachen Musik, sondern
auch im Film- und Seriengebiet. Wie siehst Du das?
Stefan:
Ich bin da
nicht so drin. Jemand der in dem Bereich arbeitet, der versucht einfach etwas zu
erschaffen und schaut da wenig um sich glaub ich. Ich genieße es einfach den Job
machen zu können, der mir Spaß macht. In welcher Richtung man das wie beurteilen
kann weiß ich nicht. Das sollen andere machen.
B K:
Und woher
nimmst Du die Zeit das alles zu machen?
Stefan:
Ich bin das
schon seit dem Musikstudium gewöhnt, jeden Tag etwas zu machen. Das ist bei
kreativen Vorgängen anders. Jemand wie z.B. Marcus H. Rosenmüller, sagt glaub
ich auch nicht "Okey, jetzt ist Freitag Mittag, jetzt mach ich Pause bis
Sonntag", sondern muss einfach etwas erschaffen. Man ist ja auch dankbar, dass
man seine Ideen verwirklichen darf. Irgendwann mach ich dann schon auch mal
wieder Pause. (lacht)
B K:
Dann
passt ja gleich die nächste Frage. Wann gibt's das neue LaBrassBanda-Album?
Stefan:
Voraussichtlich Ende Juni oder Anfang Juli nächsten Jahres.
B K:
Stefan, hast Du eigentlich eine bayerische Lieblingsserie?
Stefan:
Also mein Highlight ist ja "Polizeiinspektion 1" mit dieser tollen
Schunkelmelodie am Anfang. (summt vor sich hin) Die fahren doch auch
immer mit diesem Käfer rum...
B K:
Ähm..ich glaub jetzt meinst Du mit dem Auto aber "Isar 12"....
Stefan:
(lacht) Achso, ja vielleicht ist es die Kombination aus beidem. Und
natürlich der "Monaco Franze". Bei "Irgendwie und Sowieso" gibt es natürlich
ganze Szenen die man mitsprechen kann. Einfach geil!
B K:
Vielen Dank Stefan, das war's schon. Ich wünsch Dir und uns gleich ein
tolles Konzert!
Stefan:
Ich
danke auch. Magst noch a Bier? |
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