Interview mit Michael Brandner

(Dezember 2023)

Zum neuen HUBERT OHNE STALLER Film "Dem Himmel ganz nah"

im MONACO Cafe

 https://www.ludwigbeck.de/monaco-cafe

Foto: © Anika Molnar

Bayerische Kultserien: Herr Brandner, wir sitzen hier ja im MONACO Cafe. Deswegen wollte ich fragen, ob Sie wissen, was Sie und Helmut Fischer gemeinsam haben?

Michael Brandner: (lacht) Helmut Fischer und ich, das ist ja schon fast anmaßend würde ich sagen. Ich kannte ihn leider nicht. Nur das, was er gemacht hat und was ich großartig finde. Sofern ich das richtig verstanden habe, war er jemand, der dem „Schlendrian“ sehr zugänglich war. Wenn es das ist, dann habe ich das auch sehr gerne. Ich bin jemand, der gerne auch mal ab und zu faul ist.

B K: Das ist sehr ehrlich, war aber eigentlich gar nicht das, worauf ich hinauswollte. Helmut Fischer war, was seine Schauspielkarriere betrifft, relativ spätberufen. Das trifft auf Sie auch zu, richtig?

M B:  Das kann man so nicht sagen. 1983 wurde ich von der berühmten Casterin An Dorthe Braker für die Fernsehfilmreihe „Rote Erde“ unter der Regie von Klaus Emmerich entdeckt. Das ist jetzt 40 Jahre her. Ich bin ein Quereinsteiger, aber nicht spätberufen.

B K: Wenn man in Ihre Vita guckt, dann sieht man eigentlich seit 1988 kein Jahr mehr, in dem Sie nicht in irgendeinem Film oder Serie mitgespielt haben.

M B: Das stimmt. Ich hatte glücklicherweise immer gut zu tun und das ist Gottseidank bis heute so geblieben.

B K: Haben Sie noch einen Überblick wie viele Produktionen das waren?

M B: Über 300 sind es glaube ich.

B K: Mit „Hubert ohne Staller“ sind Sie ja wieder beim „Nonsens“ gelandet. Mit dem Polizeirat bzw. Polizeiobermeister Girwidz haben Sie nun Ihre längste durchgehende Rolle, oder?

M B: (lacht) Das stimmt. Keine Rolle habe ich so lange gespielt wie diese. Als Protagonist war ich zwar auch schon in Serien zu sehen, die liefen aber nie länger als zwei Staffeln.

B K: „Hubert und/ohne Staller“ haben Sie auch selber schon mal als „Kultserie“ bezeichnet. Warum ist diese Serie Kult geworden?

M B: Die Leute mögen halt diese leicht rotzige und unbeschwerte Art, mit der wir die Dinge machen. Es ist ja auch manchmal politisch ein bisschen unkorrekt. Damals wurde von Oliver Mielke mit Unterstützung der Tele München zunächst ein Langfilm ohne Zusage eines Senders produziert. Nachdem der ARD-Vorabend auf der Suche nach regionalen Krimiformaten war, wurde dort dieser Langfilm präsentiert und stieß auf größeres Interesse. Der BR konzentrierte sich seinerzeit dann vorrangig auf „München 7“, während der MDR die Federführung von „Hubert und Staller“ übernahm, wobei die redaktionelle Verantwortung gemeinsam mit dem BR getragen wurde. Danach sind 7 Staffeln „Hubert und Staller“ entstanden. Nach dem Wechsel zu „Hubert ohne Staller“ hat sich der MDR aus der redaktionellen Verantwortung ganz herausgezogen.

B K: Wenn „Hubert ohne Staller“ mal keine Kultserie ist…

M B: (lacht) Das kann man wohl sagen.

B K: Mit Ihrer Erfahrung als Schauspieler, hätten Sie damals daran geglaubt, dass es die Serie jetzt immer noch mit diesem Erfolg geben würde?

M B: (lacht) Nein. Gedacht nicht, aber gehofft schon.

B K: Jetzt wird es im Januar wieder einen 90minüter von „Hubert ohne Staller“ geben. Titel „Hubert ohne Staller: Dem Himmel ganz nah“. Gibt es bei einem Film eine andere Herangehensweise?

M B: Bei einem 90Minüter hat man einfach mehr Zeit und kann Geschichten noch intensiver und genauer erzählen. Der Dreh hat viel Spaß gemacht, war allerdings auch oft körperlich anstrengend.

B K: Sie wurden also nicht geschont?

M B: Überhaupt nicht. Diesmal vor allem in den Bergen nicht. Die Luft war sehr dünn und die Sonne heiß.

B K: Sind Sie etwa kein Berggänger?

M B: Ich fahre gerne hoch und laufe dort herum. (lacht) Aber hochgehen interessiert mich nicht so. Das kann meine  Frau gerne alleine machen, ich finde die Berge aus einer gewissen Entfernung schöner.

Foto: Thomas Neumeier/ ARD

B K: Ich habe von Ihnen gelesen, dass Sie die Komödie als „Königsdisziplin“ bezeichnet haben.

M B: Das ist sie, eindeutig. In der Schauspielerei gibt es nichts, was da drankommt.

B K: Man kennt von Ihnen ja auch einige fiese Rollen. Abwechslung ist schon wichtig, oder?

M B: Ja klar. Ich spiele gerne mal den Bösewicht, auch das macht großen Spaß.

B K: Und obwohl Sie jetzt wirklich schon lange in der Reihe „Hubert ohne Staller“ dabei sind, nagelt man Sie irgendwie trotzdem nicht auf diese Rolle fest.

M B: Das hat man nie gemacht, stimmt. Da habe ich einfach Glück gehabt, dass ich vielseitig besetzt werde.

B K: Sind Sie fußballaffin? BVB oder FCB?

M B: Oh, ich finde beide wirklich klasse. Ich mag aber auch andere Vereine, wenn sie gut spielen. Wenn ein Verein nicht gut spielt und kein Mannschaftsgeist da ist, dann interessiert es mich nicht. Wenn Fußballweltmeisterschaft ist, dann darf ich nie mit anderen gucken, weil immer zu denen halte, die ich in dem Moment gut finde und nicht unbedingt zur Heimmannschaft. (lacht)

B K: Was viele vielleicht auch nicht wissen: Sie sind in Augsburg geboren und dort bis zu Ihrem vierten Lebensjahr aufgewachsen.

M B: In Augsburg geboren und dann in der Nähe bei meinem Onkel aufgewachsen, bis ich mit vier Jahren ins Ruhrgebiet gekommen bin.

B K: Stimmt es, dass Sie im Kindergarten noch einen bayrischen Dialekt hatten.

M B: Ja, ich habe wirklich „gebayert“.

B K: Schon mal probiert eine Rolle auf bayrisch zu spielen?

M B: Nein, ich habe wirklich großen Respekt vor dem bayrischen Dialekt.

B K: Jemand, der gut bayrische konnte, aber auch kein Bayer war, ist Ihr ehemaliger Serienkollege Helmfried von Lüttichau. Welche Befürchtungen gab es damals nach seinem Ausstieg?

M B: Es war damit eine andere Situation und wir alle haben uns sehr darüber gefreut, dass unser Publikum uns die Treue gehalten hat.

B K: Gibt es denn Momente, wo Sie nichts von dem Bayrisch verstehen?

M B: Oh ja, da hatten wir schon so ein paar Kollegen. Beim Niederbayrisch gibt es irgendwo eine „Abrisskante“, wo ich aussteige. (lacht) Mein Bruder lebt dort und hat sich das irgendwann so zu eigen gemacht. Wenn er sich mit seinen Freunden unterhält, dann habe ich manchmal „Rosa rauschen“ und muss bei bestimmten Begriffen nachfragen. (lacht) Aber sonst verstehe ich eigentlich alles.

B K: Wenn man eine Serie so lange macht, wie sieht es da mit der Gefahr aus, dass es zu sehr Routine wird?

M B: Routine gibt’s nicht. Jeder Drehtag ist anders und wir bereiten uns gemeinsam darauf vor., beispielsweise improvisieren wir auch.

B K: Wie ging das für Sie damals bei „Hubert und Staller“ los?

M B: Es gab diese Kurzserie „Land der Berge“, die einige Jahre lief. Da hat Christian Tramitz mit Helmfried von Lüttichau das Bayrische etwas „verballhornt“ und haben kompletten Blödsinn gemacht. Das waren nur ganz kurze Episoden. Ich hatte vorher mit unserem Produzenten einen Kinofilm gemacht, der hieß „Ossi’s Eleven“. So bin ich da in eine Folge geraten, bei der ich einen Jäger und die beiden Polizisten spielten, von denen einer ausversehen ein Reh erschossen hat. Daraus entstand dann die Idee zur Serie. Mit zwei Polizisten und mir als strengem Chef.

© ARD/TMG, Chris Hirschhäuser

B K: Sie wohnen jetzt seit 1997 in München Schwabing. Wenn ich das vorher richtig rausgehört habe, dann hatten Sie im Ruhrpott durchaus auch eine wildere Jugend mit Nonsens und Blödsinn. Wären Ihre Jugend in Schwabing zur damaligen Zeit auch so gewesen?

M B: (lacht) Ich denke das ist eine Wesensgeschichte. Ich denke ich wäre hier genauso verfahren wie damals im Ruhrpott. (grinst) Zumindest kann ich mir das nicht anders vorstellen. Aber dort war es auch wunderbar. Wir hatten eine sehr zentrale Lage mitten in Dortmund und zu der Zeit gab war das ganze von einem anderen Arbeitsbewusstsein geprägt.

B K: Ich persönlich bin auch ein großer Fan von Ruhrpott-Komödien. Auch mit Ihrer Beteiligung. Sei es „Bang Boom Bang“, „Was nicht passt, wird passend gemacht“ oder auch „Die Camper“, wo man wieder merkt: Egal welcher Dialekt, das hat einfach einen bestimmten Charme. Trägt dann die Verortung in eine gewisse „Provinz“, wie wir sie dort, aber auch bei „Hubert ohne Staller“ haben, dazu bei?

M B: Ich denke mal, wenn man ein bisschen Landschaft verkaufen kann, was bei uns eindeutig der Fall ist und dazu noch skurrile Gestalten, das ist schon zugänglich für die Zuschauer. In einer Großstadt muss man wahrscheinlich schon noch mehr machen. Abgesehen davon, gibt es wenige Großstädte, die so schon sind, dass man sie ständig im Bild haben möchte. Das ist eine komplett andere Geschichte. Sieht man auch an den Eberhofer-Krimis, die politisch noch unkorrekter sind als wir, was ja kaum möglich ist. (lacht) Die haben einen Bombenerfolg, weil die Leute es lieben. Und weil die Provinz hier tatsächlich einen tollen Charme hat.

B K: Bei so viel Komik innerhalb dieses Formats, gibt es doch bestimmt auch Pannen, Lacher oder Outtakes? Oder passiert das gar nicht so oft?

M B: Doch, die gibt es. Eigentlich haben wir reichlich davon. Unser Hauptproblem ist, dass sich das Team zusammenreißen muss, um nicht loszulachen. Das passiert sehr oft, dass sich jemand nicht halten kann. Selbst der Regisseur manchmal. (lacht) Das ist natürlich blöd, wenn da jemand im Hintergrund prustet oder einen Hustenanfall vom Verschlucken bekommt. Für die Kollegen, die wir in den Szenen anspielen, ist es auch manchmal schwierig die Contenance zu bewahren.

B K: Ich frage jetzt auch Sie, ob das neue Revier besser ist?

M B: Das alte gibt es ja nicht mehr und wurde abgerissen. Und mit dem neuen sind wir wirklich sehr zufrieden.

B K: Viele Gastrollen gab es schon bei „Hubert ohne Staller“. Der Sänger Sasha, Thomas Gottschalk oder auch der Fußballer Thomas Müller waren schon zu sehen. Gibt es Kollegen, mit denen Sie gerne noch drehen würden?

M B: (überlegt) Es gibt viele österreichische Kollegen, mit denen ich gerne drehen würde. Da gibt es großartige Talente, die eine eigene Komik haben und die ich sehr mag. Das wird man im nächsten Film auch sehen. Da spielen wir an der Grenze und Alfred Dorfer ist dabei. Ich würde auch gerne wieder mit Simon Schwarz drehen, mit dem es großen Spaß gemacht hat. Aber gerne auch Ofczarek (Nicholas, u.a. auch zu sehen bei "Braunschlag" und "Der Pass") und Co. bitte, wenn sie Lust haben. Das würde ich sehr genießen.

Bild: ARD / Max Bublak

B K: Sie hätten damals bei Ihrem Dreh für „Monuments Men“ George Clooney überreden sollen mitzumachen.

M B: (lacht) Das wär’s gewesen, ja. Ihn habe ich als wirklich reizenden Zeitgenossen kennen gelernt. Ich bewundere ihn sehr. Mit seiner Bekanntheit zu leben ist schon nicht ohne. Beim Drehen sind die Leute ausgeflippt, unfassbar. Er muss sich Sachen anziehen, damit er nicht erkannt wird, weil die Leute sonst durchdrehen.

B K: Haben Sie eine Lieblingsfolge von „Hubert und/ohne Staller“?

M B: (überlegt) Ja, „Schöne Bescherung“. Der letzte 90minüter, bei dem auch der Abschied von Staller verarbeitet wurde. Da gibt es ein paar wunderbare Szenen. Der hat Kinoformat, ist schön gefilmt worden und ist wirklich ein Schmuckstück.

B K: Haben Sie denn eine bayerische Lieblingsserie?

M B: (überlegt) Als Kind mochte ich das „Königlich Bayerische Amtsgericht“ sehr gerne, weil das auch meine Mutter geschaut hat und ich dann auch mitschauen durfte. Und „München 7“ habe ich sehr gerne geguckt.

B K: Vielen Dank für das Gespräch Herr Brandner.

M B: Sehr gerne.

 

 

 
Haftungshinweis: Trotz sorgfältiger inhaltlicher Kontrolle übernehmen wir keine Haftung für die Inhalte externer Links. Für den Inhalt der verlinkten Seiten sind ausschließlich deren Betreiber verantwortlich.