Interview mit Markus

Brandl

(09.04.14 Cafe Baader Cafe/München)

 

© T&T, Dorothee Falke 

Bayerische Kultserien: Markus, wenn man im Internet nach Deinem Geburtsjahr sucht, dann bekommt man verschiedene Ergebnisse…

Markus Brandl: Es ist 1975. Manchmal erscheint 1978. Ich habe vor Jahren mal für eine Werbung bei einem Casting mitgemacht, bei dem ich mich mit meinen ganz normalen Daten vorgestellt habe. Als der Casting-Agent dann sagte: „Du bist 1978 geboren.“, war ich erstmal verblüfft und meinte: „Ne, ich bin 1975 geboren!“. Er dann: „Nein, du bist 1978 geboren! Es wird da ein junger Mann gesucht. Auch wenn du zwar jung aussiehst, macht sich das besser. Das bessern wir auch in deiner Vita aus!“. Ich habe dann nie wieder darüber nachgedacht bist ich zu einer Schauspielagentur gekommen bin. Ich bin dort auch mit diesem Jahr in die Kartei aufgenommen worden, aber dachte mir: „Ach jetzt sagst einfach mal nix, vielleicht läuft das ja in diesem Business so.“ (lacht) Bis die dann meinen Ausweis haben wollten, da musste ich dann etwas aufklären. Aber ich steh schon zu meinem Alter. (lacht)

B K: Wenn ich Dich jetzt fragen würde: Lieber Bergretter oder Polizist? Was wäre Deine Antwort?

M B: (überlegt) Schwierig. Ich mag wirklich beides gerne, aber wenn jetzt die Frage wäre: Lieber Thomas Aschenbrenner oder Tobias Herbrechter? Dann muss ich sagen, dass ich den Aschenbrenner schon sehr gerne spiele. Den mach ich auch noch nicht so lange und würde den schon wahnsinnig gerne weiterspielen. 

B K: Und wenn es tatsächlich nur um die Berufe gehen würde?

M B: Puh, das ist echt schwer. Also ich habe wirklich einen großen Respekt vor der Polizeiarbeit. Ich glaube bei der Kriminalpolizei würde ich es schon sehr interessant finden, wenn ich davon wirklich eine Ahnung hätte. Ich muss aber auch den Job der normalen Streifenpolizisten bewundern, auch wenn das eher nichts für mich wäre. Ich merke auch, wenn ich bei Dreharbeiten die Uniform anhabe, wie ich anfange überall zu schauen, ob alles in Ordnung ist. (lacht) Aber ich liebe einfach meinen Beruf und spiele schon wahnsinnig gern.

B K: Nun ist die neue Serie „Monaco 110“ bereits angelaufen und hat auch schon die ersten positiven Kritiken bekommen. Weiß Du schon ob es eine Fortsetzung geben wird?

M B: Nein, das weiß ich noch nicht. Da wird noch abgewartet. Die 1. Quote war gut, für die Reihe und für das schöne Wetter. Schau ma mal. Daumen drücken! Natürlich gibt es aber in dieser Reihe auch weitere Hochkaräter wie „Hubert und Staller“ und „München 7“, zwischen denen man sich einreihen und etablieren muss. Alles was ein Franz X. Bogner macht, hat sowieso einen Kultstatus.

B K: Wenn Du nun privat mit Deinen Freunden unterwegs bist, wirst Du dann jetzt auch mit „Bubi“ angesprochen?

M B: Manchmal kriege ich schon eine SMS mit „Bubi“ als Ansprache. (lacht) Ansonsten ist bei den Fußballspezln mein Auftritt in der ersten Folge gut angekommen, bei dem ich im Revier ganz laut „Aaaaschenbrenner“ geschrien habe, weil eben alle „Bubi“ zu mir sagen. Ich spiele in einer Freizeitliga, wo ich versprechen musste beim meinem nächsten Tor "Aschenbrenner!!!" zu schreien.

B K: Warum glaubst Du kommen in Bayern Polizeiserien immer noch so gut an?

M B: Ach ich glaube das ist ja nicht nur in Bayern so, sondern auf der ganzen Welt. Aber es stimmt schon, hier hat das eine gewisse Tradition. „Polizeiinspektion 1“, „München 7“….

B K: Wobei die Konstellation und die Geschichte um „Monaco 110“ schon etwas speziell ist.

M B: Was der Thomas Kronthaler (Drehbuchautor) glaube ich sehr gut macht ist, dass er es sehr „menscheln“ lässt. Das Private z.B. das Mutter-Sohn Verhältnis, steht da ja auch etwas überspitzt im Vordergrund. Wir versuchen natürlich die Geschichten ernst anzugehen, aber immer mit einem Augenzwinkern und leicht verschmitzt. Ich denke das macht es aus. Natürlich könnten wir jetzt auch große Dramen erzählen, aber die Inge (Aschenbrenner, gespielt von Monika Baumgartner) geht die Dinge eben auf ihre Art an. Trotzdem haben wir ja auch ein gewisses Tempo und viel Wortwitz.

B K: Gab es denn beim Drehen auch mal Pannen?

M B: Pannen fast keine, aber lustige Begebenheiten schon. Die Isabell (Scholz), die in der Serie meine Freundin Gianna spielt, ist barfuss schon ungefähr so groß wie ich. (lacht) Nun steht sie aber in Szenen immer mir gegenüber und trägt auch noch ziemlich hohe Stöckelschuhe. Zu Beginn fanden wir es eigentlich ganz lustig, dass der „Bubi“ zwar immer versucht ein cooler Typ zu sein, aber immer zu ihr aufschauen muss. Irgendwann hat dann aber doch der Regisseur Einspruch erhoben, weil das mit den Nahaufnahmen einfach unmöglich umzusetzen war. Eine Zeit lang habe ich dann auf Zehenspitzen gespielt. (lacht) Dann durfte ich mich auf eine Kiste stellen und mittlerweile wurden für mich Plateauschuhe mit solch hohen Absätzen angefertigt. (zeigt mit beiden Händen ungefähr 20cm an) Am Set lachen sich dann alle kaputt und man fühlt sich natürlich wahnsinnig sexy. (lacht)

B K: Der Name der Serie „Monaco 110“ erinnert doch bestimmt nicht unabsichtlich ein wenig an „Monaco Franze“ oder? Deine Figur Thomas Aschenbrenner geht ja schon so in die Richtung „Münchner Stenz“…

M B: Eigentlich hätte die Serie „Frau mit Kaliber“ heißen sollen. Irgendjemand hat dann „Monaco 110“ ins Spiel gebracht und wir fanden es einen guten Titel. Klar, es ist eine Münchner Polizeiserie und „Monaco“ heißt ja München. Es geht zwar mehr um die Mama, aber es stimmt schon, der Thomas Aschenbrenner hat schon gewisse Stenz-Anteile. Er ist aber nicht so ein Typ wie der Monaco Franze. Man kann das eh nicht imitieren. Was die damals gemacht haben geht nicht besser! Als ich mit der Billie Zöckler, die ja auch in einer Folge bei uns mitspielt, gesprochen habe, hat sie a bisserl was über Dreharbeiten von Früher erzählt. Die hatten viel Zeit. (grinst)

B K: Stört es Dich wenn der Vergleich mit dem „Monaco Franze“ gemacht wird?

M B: Das ehrt mich zwar, aber der Vergleich geht einfach nicht. Helmut Fischer war zu genial. Es gibt auch einige Unterschiede. Der Monaco Franze hätte immer alles lockerer angegangen. Den Thomas Aschenbrenner, der ja zu Beginn etwas zwanghaft versucht sich „aufzumandeln“, aber dann doch Schwierigkeiten mit der ganzen Situation im Revier und mit seiner Mutter hat, lasse ich später doch auch mal autoritär sein. Da greift er auch mal ganz gut durch. Die Szenenbildner haben allerdings aus Spass der Mama ein Foto von Helmut Fischer an die Wand gehängt. Da sollte der Papa vom Thomas sein. Da fällt mir ein, dass ich damals, als ich auf die Schauspielschule gegangen bin und mein Demo-Band gemacht, etwas aus der ersten Folge von „Monaco Franze“ gesprochen habe. Bei der Agentur wollten sie mit der Kamera zuerst ein ganz normales Interview mit mir aufnehmen. „Hallo, mein Name ist Markus Brandl…“ usw. Da war ich ganz stocksteif. Damals gab es „Monaco Franze“ noch auf VHS-Kassetten zu kaufen. Ich hab mich dann selber aufgenommen, wie ich die Szene, ihr kennt die ja sicher alle, in der er von seiner Frau gemalt wird und  sagt: „Ich interessiere mich wahnsinnig für Frauen…“, in die Kamera spreche. Ich hab es dann als eine Art Kontaktanzeigen-Video aufgezeichnet. „Hans Meier, 24, Skorpion. Wenn du dich für mich interessierst melde dich.“ (lacht)

B K: Stimmt es, dass Du vor Deiner Schauspielkarriere ein eher schüchterner Typ warst?

M B: Ja eher schon. Mittlerweile geht es langsam, weil ich jetzt schon einige Interviews hinter mir habe. (grinst) Es gibt Schauspieler, die mit Angst spielen und ich glaube ich bin auch so jemand. Ich bin beim Drehen anfangs nervös und bereite mich immer wahnsinnig vor. Wie beim Sport, bei dem man sich vorher die Muskeln aufpumpt. Ich bin erst mit 24 Jahren auf die Schauspielschule gegangen, wo andere schon damit fertig waren. Da bin ich also eher ein Spätzünder. Ich war auch am Theater immer nervös. Der Christian Stückl (Intendant am Volkstheater), zu dem ich ja schon vorher immer wollte, hat auch gefragt: „Was ist mir dir los?“. Ich wollte ihm natürlich gefallen, weil das Volkstheater immer ein Traum für mich war. Es gibt Schauspieler die müssen sich erst später freispielen und ich gehöre da wohl dazu.

B K: Das Volkstheater war ja schon für viele junge deutsche Schauspieler ein Sprungbrett. Maximilian Brückner, Brigitte Hobmeier und Friedrich Mücke um mal einige aufzuzählen. Spielst Du dort auch weiterhin beim „Brandner Kaspar“ mit?

M B: Ja klar. Ich spiele den Abend immer wieder gern, auch wenn wir es schon seit 2005 machen. Da sitzen immer der Tobias van Dieken, der Stefan Murr und ich in einer Umkleide. Alleine dieser Moment, man hat sich ein paar Monate nicht gesehen und dann spricht man über Familie, Fußball und die jeweilige Projekte, das fühlt sich an wie ein Nullpunkt, an den man zurückgeholt wird. Das ist richtig gut. Außerdem hab ich das Stück "Rum und Wodka" vom Volkstheater mitgenommen und spiele das an verschiedenen Orten im München. Das ist für mich ein wichtiger Abend.

B K: Man kann fast schon behaupten, dass Monika Baumgartner eine der letzten großen Volksschauspieler ist. Wie ist es mit ihr zu drehen?

M B: Es ist einfach unfassbar schön. Ich bin ja auch ein Riesenfan, kenne „Monaco Franze“ und „Kir Royal“ auswendig und gucke auch mit meinem Sohn ständig „Pumuckl“ an. Plötzlich begegnest du diesen Leuten! Als ich z.B. auch mit der Billie Zöckler gespielt hab, das war Wahnsinn. Als ich den ersten Tag mit der Monika am Set war, habe ich ihr nur in die Augen geschaut und daran gedacht, was sie schon alles gespielt hat. Aber davon konnte ich nur profitieren. Ich habe da wahnsinnige Hochachtung und genieße es total.

B K: Hattest oder hast Du als Schauspieler auch Vorbilder?

M B: (überlegt) Es gibt Leute die mich inspirieren. Wenn ich mir z.B. Josef Bierbichler im Kino oder Fernsehen anschaue, dann denk ich mir: „Wie schaffst es dieser Kerl nur so bei sich zu bleiben?" Es gibt selten Schauspieler, die so scharf denken, Ihre Figur so verteidigen und trotzdem bei sich bleiben in Ihrer Konzentration. Man denkt immer er spielt sich selbst, aber er denkt einfach total in der Figur. Man hat immer das Gefühl, der hat recht, weil er seine Figur so verteidigt und logisch aus seiner Sicht handelt. Wenn wir jetzt Richtung Hollywood schauen, dann finde ich Javier Bardem (u.a. „Das Meer in mir“ und „No Country for Old Men“) einen wahnsinnig wandlungsfähigen und berührenden Schauspieler. Bei seinen verschiedenen Rollen vergisst man immer, dass es der gleiche Darsteller ist. Und wenn ich Leonardo Di Caprio - Filme anschaue, dann bekomme ich danach richtig Lust zu spielen.

B K: Ich habe an anderer Stelle gelesen, dass Du Dir auch ein bisschen was vom Baby Schimmerlos abguckt hast?

M B: Naja nicht ganz. Ich habe mir vor Drehbeginn von „Monaco 110“ mit Absicht keine Folge mehr von „Monaco Franze“ angeguckt, weil man sonst unbeabsichtigt etwas mit einfließen lässt. Als dann die Billie Zöckler bei uns war und für eine Folge mitspielte, ist mir der Franz Xaver Kroetz aus „Kir Royal“ wieder eingefallen. Beim Baby Schimmerlos hat mir immer diese zwiderne, lässige, energetische Autorität gefallen. Da hab ich gedacht, vielleicht inspiriert mich des für`n Aschenbrenner. Er ist zwar irgendwie ein Arsch, aber trotzdem unterstützt man ihn immer. „Edda machst du des bitte“ und „Wer reinkommt bestimm ich!“ Da hab ich noch mal gern reingeschaut, wie er das gespielt hat, aber des bringt eigentlich alles Nix, man muss es ja einfach auf seine eigene Art machen.

B K: Die Serie spielt ja im Münchner Stadtteil Haidhausen, der auch schon Schauplatz einiger anderer bayerischen Kultserien war. Stimmt es, dass „Monaco 110“ eigentlich im Westend hätte spielen sollen?

M B: Ja das stimmt. Wir haben allerdings das Set dort nicht bekommen. Obwohl die Polizeistation dann schließlich in Haidhausen war, wollten wir die Geschichten trotzdem im Westend spielen lassen, weil uns das als Glasscherbenviertel und mit dem Menschenschlag gefallen hat. In den ersten Interviews erzähle ich deshalb auch immer etwas übers Westend. Letztendlich spielt es jetzt in Haidhausen bzw. in ganz München.

B K: Mit Thomas Kronthaler, über den wir vorher schon gesprochen haben, habt ihr einen Drehbuchautor, der damals mit seinem eigenen Film „Die Scheinheiligen“ verantwortlich war, dass wieder viele bayerische Filme produziert werden. Er hat schon großen Anteil an den tollen Geschichten oder?

M B: Da kann ich als Bestätigung z.B. nochmal die Monika Baumgartner nennen. Die war vorher fast noch nie bei einem Casting und hat nur deshalb daran teilgenommen, weil ihr das Buch so gut gefallen hat. Als ich es vor drei Jahren gelesen habe, habe ich zu meiner Agentin gesagt: „Ich muss das unbedingt machen!“. Das war erst gar nicht einfach, weil das damals mit Auftritten für den „Brandner Kaspar“ in Oberammergau kollidiert hat. Ich wusste aber: „So eine Rolle krieg ich nur einmal im Leben.“. Diese Mischung aus Polizist, kleinem Ödipuss und Stenz finde ich einfach toll.

B K: Dann stand Monika Baumgartner vorher als Hauptrolle noch gar nicht fest?

M B: Nein. Wir haben uns beim Casting kennengelernt. Es wurden verschiedene Konstellationen ausprobiert. Es wurde die erste Szene im Buch gecastet: Ich sollte meiner Mutter versuchen zu erklären, dass ich ihr neuer Revierleiter bin, wozu ich aber nicht komme, da sie mich nicht ausreden lässt. Als wir gerade dabei waren fragt mich die Monika schließlich: „Sag mal bist du schon fest besetzt?“. Als ich verneint habe meinte sie: „Was? Ja dann müssen wir noch eine Szene machen, bei der du mehr zu sagen hast!“. Später hat sie mir dann erzählt, dass sie gedacht hat: „Der Typ kriegt jetzt durch die 2. Szene bestimmt die Rolle, aber ich nicht.“ (lacht) Wir haben sie dann Gottseidank beide bekommen. Bei mir lag es bestimmt auch daran, dass die Monika da nochmal so Gas gegeben hat.

B K: Spielst Du lieber im bayerischen Dialekt als in einem anderen?

M B: Ich fühle mich da schon wohler. Ich merke natürlich auch, wenn ich jetzt mit Leuten wie Dir rede oder anderen Bayern, dass ich mich wieder anhöre wie auf dem Land. (lacht) Bei „Monaco 110“ wollte ich natürlich eine gute münchner Mischung finden, denn sonst hört es sich zu „ländlich“ an. Mit der Mama spreche ich stärker bayerisch und wenn ich als Chef im Revier streng reden muss, dann wird’s hochdeutscher. Das ist glaub ich realistisch.

B K: Das stimmt absolut. Die Zuschauer merken das auch schnell wenn es nicht passt. Markus, wenn Du Dir eine bayerische Lieblingsserie aussuchen müsstest, welche wäre das? Und welche Rolle hättest Du dort gern gespielt?

M B: (lacht) Ja gut, meine Lieblingsserie ist schon der „Monaco Franze“. Klar hätte ich auch gern die Rolle gespielt, aber das kann nur der Helmut Fischer! Da ich auch gerade dein T-Shirt sehe (abgebildet ist Karl Obermayr alias Manni Kopfeck): Einer meiner Lieblingsszenen ist auch folgende: „Du sag a mal was anderes… Hat’s daherin brennt?“ (lacht) Was die beiden da spielen ist großartig! Als zweite Serie würde ich dann noch den „Pumuckl“ nennen. Ich habe auch mal mit dem Regisseur Uli König gedreht und er hat mir ganz tolle Anekdoten erzählt. (führt noch einige andere Szenen aus „Pumuckl“ vor) Den Pumuckl, den hätte ich gerne gespielt!

B K: Man merkt eine wahre Begeisterung für bayerische Kultserien! Vielen Dank Markus.

M B: Sehr gern geschehen!

 

 

 
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