Bayerische
Kultserien:
Herr
Bezzel, hier in Erding ist es für Sie ja quasi ein Heimspiel. Dank der Serie
„Franzi“ kennen Sie sich hier ja gut aus…
Sebastian
Bezzel:
Ja, stimmt.
Ich bin auch immer wieder gerne in Erding. Es waren immer wieder schöne Drehtage
hier. Einmal haben wir hier auch ein Bergfest gehabt, bei dem wir alle sauber
abgestürzt sind, das war schön. (lacht)
B K:
Wird es
noch mehr Folgen von „Franzi“ geben?
S B:
Nein, die
vorerst mal abgedreht. Im Vorjahr haben wir die letzte Staffel produziert und
bis jetzt hab ich leider noch nichts davon gehört, dass es weiter geht. Ich
glaube allerdings eher nicht.
B K:
Natürlich muss ich Ihnen die Frage stellen, ob es bei Ihrem neuen Film
„Vatertage“ außer dem Namen „Basti“ noch weitere Gemeinsamkeiten mit der
Hauptfigur gibt?
S B:
Ich kann
da immer nur sagen, dass ich nie so gelebt habe und ein ganz anderer Typ als der
Basti bin. Trotzdem ist natürlich viel von meinem Humor drin und wie man auf
Situationen reagiert. Da geht’s aber mehr um Details und wie ich das spiele.
Inhaltlich gibt es da nicht viele Parallelen.
B K:
Sie
sind ja immerhin auch frischer Vater…
S B:
Ja,
(lacht) deswegen war ich auch noch nie so gut auf einen Film
vorbereitet. Einen Monat vor Drehbeginn bin ich Vater geworden.
B K:
Gratulation nachträglich! Allgemein ist das ja schon ein Thema, das viele
Männer in diesem Alter anspricht…
S B:
Das stimmt
schon. Bei mir hat es ja etwas länger gedauert, ich war ja schon 40 als ich
Vater geworden bin. Ein wahnsinnig schönes Erlebnis, aber ich merke auch,
dass es für mich, wobei das natürlich jeder mit sich selbst ausmachen muss,
nicht sehr viel früher möglich gewesen wäre. Ich wäre vorher zu ungeduldig
und zu unstet gewesen. Mittlerweile ist es das tollste überhaupt!
B K:
Die
Idee zum Film kam ja auch von Ihnen…
S B:
Von mir
kam die Idee eines 35jährigen Großvaters, ja. |
|
B K:
Wie kam
es dann zur Verwirklichung?
S B:
Ich kannte
den Produzenten Jakob Claussen von einer anderen Komödie, die wir mal zusammen
gedreht haben. Ich hab ihm damals eher so aus Spaß erzählt „Du, ich würde gerne
mal einen 35jährigen Großvater spielen!“. Das hat ihn dann interessiert und er
kannte wiederum zwei Autoren, die eine ähnliche Idee für einen Film hatten und
hat uns dann alle zusammen gebracht. Wir haben uns dann immer wieder mal
zusammengesetzt und den Stoff für den Film entwickelt. Irgendwann war dann auch
der Regisseur Ingo Rasper mit im Boot.
B K:
Da war
ja dann ihr eigenes Kind noch gar nicht auf der Welt…
S B:
Trotzdem
ist das natürlich ein Thema, dass einen interessiert. Es ging ja auch nicht nur
um das Vater-, Großvater-Thema, sondern auch darum, wenn man auf Teufel komm
raus versucht sich vor dem älter werden zu drücken. Das holt einen dann
irgendwann mal ein. Hier ist es natürlich die humoristische Form. Bei einem
ernsten Film hätte die Hauptperson ja auch z.B. sehr krank werden können oder
so. Dann würde er sich auch mit seinem Leben auseinander setzten müssen. Es ging
eben darum, wie einer, der krankhaft an der Jugend festhält, in so einem Moment
damit umgeht. Uns war aber auch klar, dass wir eine Komödie machen wollten. Das
kam halt dabei raus.
|
B K:
Angst vor dem älter werden hatten oder haben Sie nie?
S B:
Doch die
hatte ich schon mal gewaltig. Mit Mitte 30 fand ich es schon auch ganz schön
scheiße, dass ich nicht mehr Anfang 20 bin. (grinst) Zur Zeit geht’s
aber wieder, weil ja auch der kleine Wutzel da ist.
B K:
Wie
war es mit so einer Schauspielgröße wie Heiner Lauterbach zu drehen?
S B:
Sehr gut
und sehr professionell. Mit dem Heiner zu drehen war wunderbar.
B K:
Mit
Monika Gruber, die ja auch mitspielt, haben Sie vorher noch die etwas
gemacht oder?
S B:
Nein,
irgendwie sind wir immer aneinander vorbeigeschrammt. Wir kannten uns zwar
aus dem Fernsehen, aber noch nicht persönlich. Das war ein nettes
Kennenlernen und wir haben uns auch direkt super vertragen. Wir hatten viel
Spaß beim drehen. Die Monika ist einfach saulustig und auf der anderen Seite
aber auch sehr professionell. |
B K:
Mittlerweile wohnen Sie ja in Hamburg. Sie drehen aber schon lieber in München
oder?
S B:
Ja! Franzi
wurde z.T. ja auch in München gedreht. Ich bin 2002 das erste Mal von München
weggegangen und habe erst in Berlin gewohnt. Da habe ich aber auch jedes Jahr
1-2 Sachen in München gemacht und war somit immer auch hier. Mir ist das auch
wichtig. Ich liebe München und auch Bayern sehr. Ich finde aber auch Hamburg
toll. Es war auch eine gute Entscheidung dort zu wohnen. Meine Frau ist ja
Hamburgerin. Aber Bayern ist mir schon wichtig. Im Moment spiele ich ja auch
Sommertheater in meiner Heimatstadt Garmisch, wo ich auch mit „Schwere Jungs“
gedreht habe. Es gibt also immer wieder Kontakte nach Bayern.
B K:
Kultstatus hat auch die Rolle des Sepp Moll in „München 7“ erlangt. Was ist
jetzt schöner. Mit der Rikscha oder mit dem Mähdrescher durch München zu fahren?
S B:
(lacht)
Angenehmer ist es mit dem Mähdrescher, weil man da nicht so strampeln muss. Die
Rikscha aus dem Film war ein echter Bock. Die hat keine Gangschaltung gehabt und
da hab ich schon ganz schön reintreten müssen. Trotzdem muss ich sagen, dass ich
für’s Bild das Fahren mit der Rikscha schöner fand. Das hat so was Charmantes
und Ruhiges. Das hat mir gefallen, dass der Basti immer mit seinem Gefährt durch
München cruist. Aber mit einem Mähdrescher auf einer abgesperrten Hauptstraße
durch die Innenstadt zu fahren hab ich schon auch sehr genossen. Die Gelegenheit
krieg ich wahrscheinlich nie wieder. (grinst)
B K:
Momentan werden ja wieder neue Folgen von „München 7“ gedreht. Den Sepp Moll
könnte man da schon nochmal einbauen…
S B:
Da
müssen’s mit dem Bogner reden! (grinst)
B K:
Wenn
wir schon bei den Regisseuren sind… Franz X. Bogner, Marcus H. Rosenmüller oder
auch Joseph Vilsmaier… Sie haben ja schon mit vielen bekannten Namen gearbeitet.
Ingo Rasper, der Regisseur von „Vatertage“ ist noch relativ unbekannt. Wie war
die Arbeit mit ihm?
S B:
Super! Der
Ingo ist ja überhaupt kein Bayer, sondern kommt aus der Hannoveraner Ecke. Er
ist sehr, sehr gut vorbereitet, sehr leidenschaftlich, fleißig und unglaublich
konzentriert. Auch sein Humor ist einfach gut. Das tolle war auch, dass wir
beide uns gut aufeinander verlassen konnten und sofort Vertrauen da war. Es gab
ja auch die Vorgabe: Einen Film mit Sebastian Bezzel drehen. Ich fand es
großartig, dass er sich darauf eingelassen hat und wirklich Lust auf mich hatte.
Ich hatte seinen ersten Film „Reine Geschmackssache“ gesehen, der mir sehr gut
gefallen hat. Wir haben uns dann auch bei den Dreharbeiten richtig angefreundet
und uns danach noch oft bei einem Bier zusammengesetzt und sind die Tage
durchgegangen. Den Ingo kann man um 5 Uhr nachts anrufen und sagen „Du, ich hab
da noch eine Idee!“, der würde dir das nie übel nehmen, sondern sagen „mach
weiter, das ist gut!“. Das ist wirklich ein ganz fleißiger Typ und ein toller
Regisseur, von dem wir noch viel hören werden glaub ich!
B K:
Von
Franz X. Bogner schwärmen auch die meisten Kollegen…
S B:
Ja, der
Bogner ist wirklich super. Was bei ihm schon der Hammer ist, das ist nicht nur
der Regisseur Bogner, sondern auch der Drehbuchautor. Man bekommt eine Rolle und
man will keinen einzigen Satz davon verändern! Die Sätze stehen da und sind
perfekt! Ähnlich ist das übrigens auch beim Peter Bradatsch, dem Autor bei
„Franzi“ so gewesen. Da macht das Drehbuch-Lernen spaß. Die schreiben ja auch
ungewöhnlich schöne Dialoge. Die Regiearbeit von Franz X. Bogner fängt da also
schon beim Schreiben an. Das zweite ist dann die Besetzung. Er schaut sich seine
Leute an und kann dafür die Rolle schreiben. Dadurch erklärt sich schon im
Vorfeld einiges, so dass er am Set gar nicht mehr viel sagen muss. Er ist über
alle Zweifel erhaben. Wenn man ihn etwas fragt, dann hat er eine Antwort und das
passt. Das ist einfach Klasse! Er ist sehr freundlich, sagt einem aber auch
relativ unproblematisch und direkt was los ist. Dadurch verliert man nicht viel
Zeit mit freundlichem drum herum Gerede. Er sagt was er mag und dann spielt man
das so. Wenn dieser Deal läuft, dann passt das perfekt und ist sehr angenehm!
B K:
Beim
Film „Schwere Jungs“ hatten Sie das Vergnügen mit Marcus H. Rosenmüller…
S B:
Beim Rosi
ist es ein Spektakel ihm zuzuschauen, weil er sehr leidenschaftlich ist. Er ist
zwar nicht immer so ganz super präzise in seinen ersten Ansagen, aber er
steigert sich immer mehr rein und fiebert dann richtig mit. Wenn man eine Szene
spielt, dann sieht man dass er im Off sitzt und richtig mitgeht. Diese
Begeisterung für’s Filmemachen steckt wahnsinnig an, so dass es für einen ein
Privileg ist bei so einer Produktion mitzuwirken. Dass man zusammen Spaß hat und
so leidenschaftlich dran bleibt, das ist das tolle am Rosi!
B K:
Die
angesprochenen Regisseure sind auch mit dafür verantwortlich, dass zur Zeit
wieder mehr bayerische Produktionen stattfinden. Finden Sie das gut?
S B:
Das ist
schon schön, abgesehen davon, dass es dann auch mehr Jobs für mich gibt.
(grinst) Ich mag Filme gerne, die im Dialekt sind oder die mit einer Region
klar zusammenhängen. Das muss aber nicht zwingend Bayern sein. Ich mag das auch
bei englischen oder französischen Filmen gern. Das bayerische funktioniert hier
halt sehr gut, weil man da auch ein sehr selbstbewusstes Publikum hat. Außerhalb
Bayerns funktioniert das schon auch. Ich sag auch immer, dass man den Leuten
damit so einen kleinen Urlaub verkauft und Bayern hat da natürlich einen
Sonderstatus, das merke ich auch gerade weil ich in Hamburg lebe. Ich persönlich
finde es aber gar nicht so wichtig, dass man betont „das ist ein bayerischer
Film“. Für mich als Schauspieler macht das jetzt keinen Unterschied. Nach dem
Motto „ah, das ist jetzt ein bayerischer Film, da spiel ich anders“. Ich spreche
vielleicht etwas anders, versuche aber an alle meine Filme mit der gleichen
Leidenschaft und konzentrierten Vorbereitung heranzugehen. Mal gelingt das mehr
und mal weniger. Diese Betonung des „Bayerischen“ stört mich auch manchmal,
weil dann die Gefahr besteht, dass man denkt „ah, die sprechen bayerisch, das
ist ein guter Film!“. Man muss einen Film ja immer neutral angehen. Mit seiner
Geschichte und den Typen, die dort gespielt werden. Es ist schön wenn da ein
bisschen Lokalkolorit dazukommt, ich mag es aber auch wenn andere Dialekte dabei
sind oder es sich mischt. Ich hab auch aus Norddeutschland Sachen gesehen, die
mir sehr gut gefallen haben. Das macht auch eine Story groß, wenn sie ein
bisschen geerdet ist. Im Großen denken und im Kleinen handeln. „Wer früher
stirbt ist länger tot“ z.B. ist einfach eine wahnsinnig berührende Geschichte
von einem kleinen Jungen, der ohne Mutter aufwächst, sich seine Fantasiewelt
zusammenzimmert und versucht das Leben zu begreifen. Das dieser Film bayerisch
ist, ist dann zweitrangig, aber natürlich auch schön, weil es die Figuren sehr
warm macht.
B K:
Marcus
H. Rosenmüller hat in einem Interview ähnliches gesagt…
S B:
Da ist man
ganz schnell mal in einer schlechten Schiene drin. Das kann dann mal kippen und
dann ist man in so einer „Bayern-tümmelei“ drin, die ich überhaupt nicht mag.
Quasi „haha, ich bin jetzt ach so lustig bayerisch!“. Das geht gar nicht! Es ist
ja auch nicht ein großartiger Verdienst, dass ich aus einem bestimmten
Bundesland komme, wenn auch mit einer zugegebenermaßen witzigen Sprache, wo die
Pointen gut funktionieren. Ein Film muss mit seiner Geschichte funktionieren und
berühren. Ob das dann bayerisch ist oder nicht, das kommt erst an zweiter
Stelle.
B K:
Es gibt
wunderbare Komödien mit nordischem Einschlag!
S B:
Jaja, z.B.
Lars Jessen als Regisseur macht sehr schöne norddeutsche Filme, u.a. mit Jan
Fedder, die auch einen ganz eigenen Humor haben. Die Figuren an sich könnten ja
genauso auch in Bayern stattfinden. Genauso wie ich in Hamburg auch immer wieder
auf „Franzi“ angesprochen werde: „Du ich komm aus Ahrensburg, das scheint ganz
ähnlich wie Erding zu sein!“. (lacht) Also inhaltlich kennt man das
alles. Nur sprechen die halt anders. Die Schnittmengen liegen da auf einer
anderen Ebene, aber die Leute mögen das.
B K:
Wenn
wir schon im Norden sind… Adam Bousdoukos, der ebenfalls bei „Vatertage“ mit
dabei ist, hatte ja auch die tolle Hauptrolle im Hamburger Film „Soul Kitchen“…
S B:
Ein toller
Film. Zwar ganz anders als „Vatertage“, aber ich weiß noch dass wir den Film
damals gesehen haben und gedacht haben wie schön da Hamburg erzählt wird.
Insofern ist er ein Vorbild. Ein Ziel von „Vatertage“ war ja auch München als
Stadt zum einem Hauptdarsteller zu machen.
B K:
Das ist
auch sehr gut gelungen!
S B:
Vielen
Dank!
B K:
Herr
Bezzel, können Sie denn eine bayerische Serie nennen, die Sie selber immer
wieder gerne sehen?
S B:
Also alle
Dietl und Bogner-Sachen sind großartig. Aber die Nr. 1 für mich sind „Münchner
Geschichten“! Therese Giehse, Karl Obermayr, Gustl Bayrhammer und Günther Maria
Halmer… das ist einfach unerreicht geblieben! Vielleicht auch, weil das in den
70ern meine erste Serie war, die ich gesehen habe.
B K:
Vielen
Dank für das Interview!
S B:
Bitte,
gerne!
|