Bayerische Kultserien: Johannes, gemeine Frage zu Beginn: Lieber
Niederkaltenkirchen, oder lieber Wolfratshausen?
Johannes
Berzl: (lacht) Boah, das ist wirklich schwer. Da kann
ich mich nicht entscheiden, ich
mag beides. Es gibt viele Gemeinsamkeiten, ist aber trotzdem unterschiedlich.
Sowohl bei den
zugehörigen Film-Formaten, aber auch was die Umgebung angeht.
B K:
Beides ist ja
irgendwo Provinz. Du selber kommst ja aus der Oberpfalz. Wirst Du oft auf Deine
Herkunft angesprochen, weil den Leuten nicht so viele Schauspieler aus dieser
Gegend bekannt sind?
J B:
Ich
werde schon öfter darauf angesprochen. Man darf uns Oberpfälzer da aber nicht
unterschätzen, da gibt es schon auch viel Kreativität. Die Sängerin "Leony"
kommt z.B. auch aus
Gegend, wo ich herkomme. Die Schauspielerin Kathrin Anna Stahl (u.a. "Die
Rosenheim Cops", aber
auch Drehbuchautorin und Regisseurin) und der Regisseur Boris Kunz (u.a. "Hindafing")
fallen mir da
sofort als gebürtige Oberpfälzer ein. Aber es ist tatsächlich öfter der Fall,
dass die Leute verwundert
sind, dass Schauspieler auch vom Dorf kommen können und nicht nur aus München.
(lacht) Es gibt
auch sehr bekannte Burgfestspiele und gutes Bauerntheater aus der Gegend.
B K:
Macht ja nix,
wenn Du mal der erste Hollywood-Darsteller aus der Oberpfalz wirst...
J B:
(lacht) Genau.
B K:
Ich habe
gelesen, dass Du sehr hartnäckig warst, um zur Schauspielerei zu kommen?
J B:
Das
stimmt. Es hat sich bei mir in der Grundschule schon herauskristallisiert, dass
ich in diese
Richtung gehen möchte. Zuerst war es ein Interesse für Film und Fernsehen im
Allgemeinen, später
dann immer mehr für den Schauspielberuf. Wenn man das im Dorf äußert, dann wird
man schon
erstmal skeptisch angeschaut, weil es ja nicht der normalste Beruf ist. Ich bin
dann schon auch von
Mitschülern und Lehrkräften belächelt worden, weil es für sie wohl kein
realistisches Ziel zu sein
schien. Von den Lehrern kam dann: "Überleg dir des nochmal!". (lacht) Ich
bin ein Fan von der
Maxime, dass man Dinge probieren sollte, wenn man sie erreichen will. Wenn man
scheitert, ist es
auch okay, aber schon im Vorfeld aufgeben finde ich sehr schlecht. Wenn man im
Bereich seiner
Möglichkeiten alles dafür tut, dann kann es auch klappen. Da gehört natürlich
schon eine gewisse
Zielstrebigkeit dazu.
B K:
Was haben denn
Deine Eltern dazu gesagt?
J B:
Die
waren natürlich zu Beginn auch etwas skeptisch, weil beide auch etwas komplett
anderes
machen. Ich komme also aus keiner Künstlerfamilie. (grinst) Aber je
fleißiger und ambitionierter ich
war, desto mehr haben sie gemerkt, dass das kein kurzlebiger Traum eines
15jährigen ist und ich es
ernst meine. Dann haben sie mich schon sehr unterstützt und motiviert.
B K:
Gab es da in der
Kindheit für Dich einen "Schlüsselmoment"?
J B:
Ich
kann mich daran erinnern, dass bei uns in der Grundschule die Viertklässler
immer
Theaterstücke aufgeführt haben und mich das damals in der zweiten Klasse schon
sehr fasziniert hat.
Umso cooler war es dann, als wir alle in der vierten Klasse dann vor den Eltern
und der Schule spielen
durften.
B K:
Warst Du ein
typischer Klassenclown?
J B:
Nein. Ich
werde das oft gefragt, weil man es heute vielleicht meinen könnte. War aber
überhaupt
nicht der Fall. Ich war sehr schüchtern und zurückhaltend. Ich bin da heut
deutlich extrovertierter. Ab
der 10. und 11. Klasse, als es mit den ersten Kurzfilmen losging, habe ich mich
ein bisschen mehr
geöffnet. Wenn mich Mitschüler von früher sehen würden oder es vielleicht mal zu
einem
Klassentreffen kommt, werden wahrscheinlich einige sagen "Du bist ja ganz anders
als damals." Aber
hoffentlich im positiven Sinne. (lacht)
B K:
Du hast die
Kurzfilme schon erwähnt und es gab ja dann auch schon einen Kinofilm mit Dir.
Wie war es dann für Dich, als die Zusage für den Eberhofer-Film "Guglhupfgeschwader"
kam?
J B:
(überlegt) Im ersten Moment habe ich das gar nicht so richtig wahrgenommen,
weil das relativ
spontan entstanden ist. Die Casterin hat mich - wie soll ich es sagen -
glücklicherweise gefunden. Hier
hatte der Fernsehfilm "Die Bestatterin - Die unbekannte Tote“ einen positiven
Effekt, in dem ich Ende
2020 meine erste TV Rolle hatte. Die Casterin sah mich in dieser Rolle und hatte
mich prompt zum
Casting eingeladen. Das ging also alles wahnsinnig schnell. Erst als die Zusage
kam, konnte ich das
ein bisschen sacken lassen und habe mir gedacht "Moment mal, wie cool ist das
eigentlich!". (lacht)
B K:
Du kamst da zu
einem wahnsinnig eingespieltem Ensemble. Wie ist es so, wenn man da als Neuling
dazukommt?
J B:
Ed
Herzog, der Regisseur hat mal in einem Interview gesagt, dass es ein großer
Vorteil für neue
Schauspieler ist, dass die Hauptrollen von so einer tollen eingespielten Truppe
besetzt sind. Die
nehme einen gleich sehr gut auf und nach kurzer Zeit fühlte man sich schon als
ein Teil der Familie.
Alle kennen sich und man wird gleich in diese tolle Gemeinschaft rein gezogen.
Eine schöne Zeit, die
ich nie vergessen werde.
Copyright Constantin Film Verleih / Bernd Schuller
B K:
Ich gehe mal
davon aus, dass Du den Namen "Lotto Otto", den Du in diesem Film bekommen hast,
auch später öfter noch gehört hast, oder?
J B:
Wenn
ich erkannt werde, ja. Letztens war ich einkaufen und es kam jemand mit
"Entschuldigung, sind sie der Lotto Otto?". (lacht) Das war einfach ein
prägnanter Rollenname, der
hängen geblieben ist. Manche wissen schon das ich der Johannes bin, aber
lustigerweise höre ich
auch sehr oft "Hallo Sebastian, grüß dich!". Genau erklären kann ich mir das
nicht, aber ich gehe
davon aus, dass es irgendwie mit dem Kollegen Sebastian Bezzel zu tun hat. Die
Rolle beim
Eberhofer-Film war ja auch so angelegt, dass ich der uneheliche Sohn hätte sein
können, eventuell
haben wir da eine gewisse Ähnlichkeit. Oder es ist der fast gleich klingende
Nachname: Berzl -
Bezzel. (lacht)
B K:
Ist so etwas
auch mal nervig?
J B:
Nein. Das ist ja
eher eine Bestätigung. Wäre die Rolle nicht gut angekommen, dann würde man
sich nicht daran erinnern. Anscheinend hat dieser typische Rita Falk Charakter
den Leuten gefallen
und war auch im Film sehr prägnant. Das ist eine Wertschätzung als Schauspieler.
B K:
Wer weiß, ob der
"Lotto Otto" nicht noch mal auftaucht...
J B:
Das
werde ich oft gefragt, aber das liegt natürlich nicht in meiner Hand. Gestorben
ist er auf
jeden Fall nicht. (lacht)
B K:
Bei der
beliebten bayerischen Serie "Watzmann ermittelt" warst Du sogar auch schon
dabei. Nun aber in einer etwas größeren Rolle auch beim neuen "Hubert ohne
Staller"-Spielfilm, der im Januar läuft.
J B:
Zur Prime Time
um 20:15 Uhr zu laufen ist noch mal etwas cooler. Das Schöne war hier
natürlich auch eine Hauptrolle zu haben. Man hat etwas mehr Zeit den Charakter
zu entwickeln, weil
der sich durch den ganzen Film zieht und man nicht nur ein oder zwei Sätze oder
Szenen hat, die man
zwar auch gut spielen muss, aber einem nicht so viel Möglichkeiten zur
Entfaltung bieten.
B K:
Dein Rollenname
ist dort "Der Bärtige". Ist das nach "Lotto Otto" dann Dein nächster Spitzname?
J B:
(lacht)
Das weiß ich nicht. Aber ich glaube den "Lotto Otto" kriegt man nicht so schnell
weg.
B K:
Der Bart ist bei
Dir ja tatsächlich auch etwas markantes. Trägst Du ihn privat gerne?
J B:
Ich
finde einen Schnauzer schon cool. (grinst) Es gibt aber auch Fotos, auf
denen ich glatt
rasiert bin. Es ist also kein Muss. Für den "Hubert ohne Staller"-Film hat mich
die Casterin aber
angerufen und gesagt "Johannes, lass Dir unbedingt einen Bart wachsen. Wir
brauchen Dich mit
Bart!". Den muss man dann natürlich auch während den ganzen Anschlussdrehs
privat so tragen.
Lustig ist dann, wenn zur gleichen Zeit das Filmfest stattfindet und die Leute
dich fragen "Warum
schaust du denn so ungepflegt aus? Geht's dir gut?". (lacht) Das kann man
mit einem Hinweis auf
eine Rolle aber gleich sehr gut aufklären. (grinst)
B K:
Ob mit oder ohne
Bart, Du hast schon ein gewisses Charaktergesicht. Bist Du auch schon mal mit
jemanden deswegen verwechselt worden?
J B:
Ja tatsächlich.
Es gibt 2 - 3 Kollegen, die mir jetzt spontan einfallen bei dieser Frage, mit
denen
man „scheinbar“ gewisse Ähnlichkeiten aufweist, dass gehört dazu. Meistens
merken sich die Leute
aber auch bei nur kurzen Begegnungen mein Gesicht. Das Wort „Markant“ kenn ich
also (lacht).
B K:
Spielst Du denn
lieber in einer Komödie oder in einem Drama, was Du ja auch schon gemacht hast?
J B:
Es ist oft so,
dass Schauspieler 1 - 2 bestimmte Rollentypen oft spielen oder dafür besetzt
werden. Bei mir ist es meistens das kriminelle oder das lustig-tollpatschige.
Ich mag beides sehr
gerne. Natürlich würde ich auch mal gerne damit brechen und könnte dir z.B. auch
den Romantiker
spielen. (grinst) Ich bin froh wenn ich weiterhin den Bösen oder den
Lustigen spielen darf, aber es darf
gerne auch etwas ganz anderes sein. Ich glaube das Ziel hat jeder Schauspieler.
B K:
Stichwort
"Romantik". Stimmt es, dass Du gerne mal beim "Traumschiff" mitmachen würdest?
J B:
(lacht) Das hast du gehört? Ja, das ist richtig. Ich hatte vor kurzem die
Möglichkeit mit dem
hervorragendem „Traumschiff-Regisseur“ Helmut Metzger zu drehen. Vielleicht
ergibt es sich ja mal.
Es wäre natürlich wieder etwas ganz anderes, bei dem ich vielleicht noch andere
Seiten von mir
zeigen könnte.
B K:
Ich bin sicher
Du würdest frischen Wind reinbringen. In welches Land würdest Du denn gerne mit
dem Traumschiff reisen?
J B:
(überlegt und lacht) Vielleicht die Malediven oder etwas ganz anderes wie
z.B. Bangkok.
Foto: ARD.de
B K:
Gibt es einen
Rollencharakter, den Du nicht spielen würdest?
J B:
(überlegt)
Gute Frage, aber meistens ist in dem Business alles dramaturgisch durchdacht.
Wenn
die Geschichte und das Buch gut sind, dann kann die Rolle noch so kriminell oder
krass sein, dann
würde ich das natürlich spielen. Deswegen gibt es da glaube ich keine Grenzen.
B K:
Ich nehme an Du
kanntest "Hubert ohne Staller" oder auch die Eberhofer-Reihe schon bevor Du
selber mitgespielt hast?
J B:
Klar, welcher Bayer kennt die nicht? Beides ist ja auch in
ganz Deutschland schon Kult.
B K:
Absolut. Wenn
man Dir 2011, beim Start von "Hubert und Staller" oder vielleicht 2013 nach der
Premiere des ersten Eberhofer-Films gesagt hätte, dass Du da mal mitspielst, was
hättest Du geantwortet?
J B:
Obwohl ich zielstrebig und ehrgeizig bin, hätte ich damals wahrscheinlich ganz
klassisch erstmal
einen Vogel gezeigt. (lacht) Daran hätte ich zu der Zeit überhaupt noch
nicht geglaubt.
B K:
Johannes, gibt
es für Dich eine bayerische Lieblingsserie, die Du gerne schaust, oder geschaut
hast?
J B:
Der
Klassiker ist natürlich "Meister Eder und sein Pumuckl" mit der Legende Gustl
Bayrhammer.
Ich durfte am Filmfest auch schon in die neuen Folgen reinschauen und das wurde
sehr schön und
feinfühlig gemacht, Respekt! Wenn ich jetzt an neure Serien denke, dann finde
ich auch z.B. "Servus
Baby" sehr gut.
B K:
Vielleicht dann
auch mal mit Dir. Vielen Dank für das Gespräch.
J B:
Schon vorbei? (lacht) Sehr gerne!
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