Scheinheilig am Irschenberg

 (Juli 2025)

Johannes, ein sympathischer, kleinkrimineller Holzschnitzer, dringt in das scheinheilige Idyll einer kleinen oberbayerischen Gemeinde ein, um für den dort ansässigen Pfarrer eine wertvolle Marienfigur zu kopieren. Auf der Suche nach einem Dach über dem Kopf, trifft er auf die alte, verwahrloste Bäuerin Magdalena. Die Gemeinde, geplagt von finanziellen Nöten, träumt von einer Grillstation mit eigenem Autobahnzubringer. Hierfür benötigt man aber den Baugrund von Magdalena. Mit Hilfe von Johannes und dem Asylbewerber Theophile kann sie sich gegen alle Versuche, ihr den Grund abzujagen, erfolgreich zur Weh setzen.

Die Inspiration zur Geschichte bekam Regisseur Thomas Kronthaler, der selbst aus der Gegend kommt, die Auseinandersetzung in der örtlichen Presse in den Jahren zuvor, bei der es um den geplanten Bau eines Fast-Food-Restaurants an der Autobahn-Ausfahrt Irschenberg. "Die Scheinheiligen" war sein HFF-Abschlussfilm und wird, neben Marcus H- Rosenmüllers "Wer früher stirbt ist länger tot", gerne als Durchbruch für eine neue bayerische Welle im Kino genannt.

Fast 25 Jahre später wollten wir wissen, ob die Drehorte von damals immer noch "scheinheilig" sind...

 

 

"A jeda 50. a Hendl. Dann war ma saniert!" - Bürgermeister Matthias

Ein Dreh- und Angelpunkt ist die Anhöhe am Irschenberg, gegenüber des heutigen, tatsächlich gebauten MC Donalds Restaurants an der Autobahn.Ausfahrt. Dort zählt Bürgermeister Matthias die LKWs, träumt von seinen finanziellen Möglichkeiten und trifft sich mit dem Landrat Dr. Seigis um die zugehörigen Schmiergeschäfte abzuwickeln.

Immer gut im Hintergrund plaziert: Die Wallfahrtskirche Wilparting St.Marinus

"Du...manchmal wär ich schon gern der Schimanski! Immer geile Weiber! Und raufen und schießen!" - Polizist Django

Auf einem Weg, nicht unweit dieser Anhöhe am Irschenberg, treffen die Polizisten Django und Bene das erste Mal auf Johannes und können sich neben ihrem ersten "Fang", dem Asylbewerber Theophile, auch noch ein erschossenes Reh in den Kofferraum packen.

"Ja wos gibts denn heid auf'd Nacht..." - Django und Bene

"Ich bin im Auftrag der Kirche unterwegs. Das kann ja nichts kriminelles sein. Man könnte sagen. ich tu Heilige umtauschen." - Johannes

Die Kirche, die natürlich ebenso eine Hauptrolle bei den "Scheinheiligen" haben muss, findet man als Drehort in Kleinhöhenkirchen/Weyarn und ist die Wallfahrtskirche Mariä Heimsuchung. Ob die Heiligenfiguren hier echt oder gefälscht sind, konnten wir nicht genau nachvollziehen. Auf jeden sind es zum großen Teil noch dieselben wie im Film.

"Und du Dreckbatzel, schau nicht so frech!" - Pfarrer Anton Selbertinger

"Was ist bei der Trennerin? Einer eingezogen? Ja hat die den nicht gleich erschossen?" - Polizist Bene

"Ja Himmel-Herrschaftszeiten! Die soll doch endlich sterben und keinen Neger aufnehmen!" - Bürgermeister Matthias

 

Der Hof der "Trennerin" stand als Drehort in Irschenberg, ist aber nach Aussage von Bürgermeister-Darsteller Werner Rom schon abgerissen worden. Was sehr natürlich sehr schade ist, denn gerade das alte Bauernhaus spielt im Film natürlich eine große Rolle.

   

"Heilige? Die gibt's nicht! Hätten mich schon lange geholt, ob rauf oder runter!" - Magdalena Trenner

 

 Rauf und runter bzw. drunter und drüber geht es auch im Dorf weiter. Ob vor der Kirche oder im Beichtstuhl. Auch wenn wir die EINE spezielle Heiligenfigur aus dem Film nicht in der Kirche gesehen haben, so sieht man doch auch hier, dass alle anderen noch vorhanden sind.

 

 

Zum Haus des Pfarrers begeben wir uns fast zum Schluß, denn in "Die Scheinheiligen" kommt ja erst "die Polizei gleich nach dem Herrgott". Dahin bringen Django und Bene Theophile als erstes, auch wenn Pfarrer Anton Selbertinger nicht gerade begeistert ist.

Wir begeben uns noch mal zur Anhöhe am Irschenberg, wo Bürgermeister und Landrat versuchen die Pfadfindergruppe brachial zu verscheuchen.

 

"Da holt man einen Bulldog, macht ein bisschen eine Show und schon springen sie, die linken Hosenscheißer!" - Landrat Dr. Seigis

Nach dem Tod von Magdalena kommt es zur genüsslichen Vorlesung des Testaments und zum anschließenden wahrhaft feurigen Showdown. Aber mehr wollen wir jetzt auch nicht verraten. Dass Western im Grunde Heimatfilme sind sieht man auch wunderbar an dieser satirischen Komödie. Thomas Kronthaler gelang mit seinem Abschlussfilm an der Hochschule für Fernsehen und Film München ein kleiner Kinoerfolg in Bayern. Etwa 180.000 Kinobesucher sahen den Film. Marcus H. Rosenmüller, der die Münchner Filmhochschule im Jahrgang unter Kronthaler absolvierte, nannte "Die Scheinheiligen" daher später einen Wegbereiter für seinen Erfolgsfilm "Wer früher stirbt ist länger tot". Der Film orientiert sich an realen Begebenheiten in Kronthalers Heimat. Das besondere an dieser Arbeit ist, dass die Einwohner der Gemeinde Irschenberg den Studentenfilm voll unterstützt haben. Der Film entstand an Originalschauplätzen.

 
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